Daniel Geymayer (12)

Fischers Fritz

In einer kleinen Stadt am Rande der Nordsee lebte einmal eine Fischerfamilie. Nun denkt man sicher, dass das so eine Art Sandlerfamilie war, die kaum etwas zu essen hatte. Nun, wenn man so denkt, dann hat man Recht. Denn diese Familie hatte nie besonders viel Glück beim Fischen. Das ging dann so weit, dass sich die Familienmitglieder gegenseitig erstachen, bis nur noch der kleine Fritz übrig blieb.

So beschloss Fritz, auf die See zu fahren. Viele Stunden verstrichen. Dann, endlich erreichte er sein Boot. Es war mit allem ausgestattet, was man so zum Leben auf hoher See brauchte: mit zwei Rudern, mit einer Angel, einem Haken, einer Schnur, einer Kurbel und mit altem verschimmelten Brot, das er als Köder verwenden konnte.

Fritz stieg in das Boot ein und ruderte los. Während er tagelang auf der See herumfuhr, ernährte sich hauptsächlich von Algen und anderem Seeschleim. Nachdem er schon einige Tage gereist war, wurde es ihm zu blöd. Fritz nahm die Angel in die Hand, und warf zum ersten Mal aus. Das einzige Problem dabei war nur, dass er vergessen hatte, die Angel festzuhalten. Weitere grauenvolle Tage in Fritz’ Leben vergingen.

An einem weiteren schrecklichen Morgen sah er plötzlich eine Flasche auf sein Boot zusteuern. Fritz fischte sie aus dem Wasser und nahm einen Zettel aus der Flasche.

»Endlich«, dachte er sich.

Fritz schiss ins Wasser und wischte sich mit dem wahrscheinlich wertlosen Papierfetzen den Hintern aus. Erleichtert lehnte sich Fritz in seinem morschen Klappstuhl zurück.

Man denkt jetzt sicher, dass Fritz ein Vollidiot war. Zum Teil hat man da natürlich recht, aber andererseits hielt er mit dem angeschissenen Papierfetzen wenigstens die Haie von seinem Boot fern.

Weitere qualvolle Tage vergingen. Wie aus dem Nichts tauchte am Horizont plötzlich ein Piratenschiff auf. Auf der Flagge war ein riesiger Totenkopf abgebildet. Leider hatte Fritz keine Ahnung von Piraten und dachte, dass das Schiff von irgendeiner Spielzeugfirma geschickt worden war und freute sich deshalb fürchterlich.

Und so wurde Fritz von den Piraten gefesselt und an Bord des Piratenschiffs gebracht. Da die Piraten jedoch nicht wussten, was sie mit ihm machen sollten, warfen sie ihn über Bord. Danach fuhren sie wieder davon. Fritz konnte zum Glück schwimmen, aber schon nach zwei Minuten ging er doch vor Erschöpfung unter.

Als er wieder aufwachte, fühlte er unter seinem Rücken irgend etwas Komisches kribbeln. Fritz drehte sich um und fand sich in einer Grube wieder, in der lauter Spinnen hausten. Zwar waren die Spinnen nicht giftig, aber sie waren um einige Ecken ekeliger als Vogelspinnen.

Fritz war aber dermaßen blöd, dass er sich zu seinem Vorteil kein bisschen fürchtete. Da kam plötzlich, wie aus dem Nichts, eine zwanzig Meter lange Kobra daher. Auch von diesem Tier ließ sich Fritz nicht erschrecken. Er packte die Schlange, riss ihr die Zähne aus, machte einen Knoten in ihren Schwanz und erschlug sie mit einem Stein. Da die Grube nicht sehr hoch war, konnte er mit Leichtigkeit aus der Grube flüchten.

Doch schon kam das Nächste auf ihn zu. Siebzehn Eingeborene standen im Kreis um Fritz herum. Einer der Eingeborenen lud ihn zum Tee ein. Fritz nahm die Einladung gerne an.

Mit der Zeit gewöhnte er sich an das Leben auf der Insel. Da er die Eingeborenen vor der schrecklichen Inselkobra gerettet hatte, wurde er zum Stammesführer ernannt. Nun konnte er gar nicht mehr anders und blieb bis an sein Lebensende auf dieser Insel.