Daniel Geymayer (12)

Ein Jahr zu früh

In einem kleinen Häuschen am Stadtrand lebte ein Vater mit seinen zwei Söhnen und mit seinem Großvater. Die Familie war sehr arm und hatte kaum noch etwas zu essen im Haus. Da es in dem ganzen Häuschen nur drei Räume gab, lebte der neunzig Jahre alte Großvater am Dachboden.

Jeden Sonntag ging der Vater die Stiege hinauf, um dem Großvater etwas zu essen zu bringen. Heute war so ein Sonntag. Der Vater öffnete die knarrende, morsche Holztür. Da sah er, dass der Großvater noch immer am Butterbrot von voriger Woche knabberte. Der Vater schloss die Türe und ging wieder die Treppe hinunter.

Neun Jahre später kam dem Vater plötzlich eine Idee. Der Großvater war bereits neunundneunzig Jahre alt und war noch immer nicht gestorben. Ein grauenvoller Gedanke ging durch den Kopf des Vaters. Er rief seine Söhne herbei und erzählte ihnen von seinem Plan. Die zwei Söhne waren mit diesem teuflischen Plan einverstanden.

Der Vater hatte nämlich die Idee, den Großvater umzubringen, um an sein Erbe zu kommen. Während der Vater mit dem Butterbrot die Stiege hinaufging, ließ er eine Tablette in den Orangensaft fallen, die sich dann sofort auflöste.

Der Großvater trank den Saft, und schon nach einigen Sekunden kippte er um. Zufrieden ging der Vater mit seinen zwei Söhnen zur Polizei. Der Polizeibeamte kramte das Testament des Großvaters hervor und zeigte es dem Vater und seinen Söhnen. Zu ihrem Erstaunen war auf dem Testament der Betrag von einer Million Euro zu lesen.

Doch dann las der Vater das Kleingedruckte: »Dieser Betrag wird nur vererbt, wenn ich mindestens hundert Jahre alt geworden bin!«