Petra Erdely (11)

Viel Arbeit wegen nichts oder Schummeln will gelernt sein

Erschrocken wachte ich auf. Es war erst halb fünf. Ich hatte wieder mal schlecht geträumt. Das kam oft vor. Ich beschloss, einfach weiter zu schlafen. Doch ich konnte nicht. Irgend etwas beunruhigte mich. Plötzlich fiel mir ein, was das Etwas sein könnte. Es war vermutlich der morgige Biologie-Test, und der war wirklich sehr beunruhigend. Ich hatte nämlich vergessen, zu lernen. Da es inzwischen schon fünf Uhr war, wollte ich die verbleibende Zeit schlafen und mir später Gedanken über die ganze Angelegenheit machen.

Mein Wecker klingelte. Ich wachte erneut auf. Von dem nächtlichen Schrecken hatte ich mich wieder einigermaßen erholt. Jetzt war es an der Zeit, einen Plan auszuhecken. Nach einer Weile, ich putzte gerade meine Zähne, kam mir die rettende Idee. Oder besser gesagt: mir kamen zwei Ideen. Ob sie gut wären, sollte sich etwas später herausstellen.

Langsam schlenderte ich zum Bus. Ich wollte ihn unbedingt und vor allem ganz unauffällig verpassen. Da ich am Land wohnte, kam er nur alle zwei Stunden. Das war mir sehr willkommen. Biologie und Mathematik musste ich also nicht über mich ergehen lassen.

Doch gab es da etwas, was ich nicht bedacht hatte. Das merkte ich genau in dem Moment, als ein bekanntes rotes Auto um die Ecke eines alten Bauernhauses bog. Das Auto blieb dann direkt vor mir stehen.

Meine Biologie-Professorin öffnete die Türe und sagte: »Du Arme, hast wohl den Bus verpasst? Na komm, steig ein. Ich fahre sowieso zur Schule. Du willst doch den Biologie-Test nicht auch noch verpassen, oder?«

Mit recht widerwilligem Blick, was meine Professorin hoffentlich nicht bemerkte, stieg ich ein. Plan A war jetzt wohl ins Wasser gefallen. Aber da war ja noch Plan B, und der musste einfach funktionieren.

In der Schule angekommen, wartete ich noch kurz, bis es läutete. Etwas später wurden die Testbögen ausgeteilt. Als mir meine Professorin gerade den Rücken zudrehte, befestigte ich einen Schummelzettel, den ich zuvor zu einer Rolle aufgerollt hatte, an einem Ende unter dem Tisch.

»Wenn ich also eine Frage nicht beantworten kann, sehe ich einfach auf dem Zettel nach.« Dachte ich jedenfalls.

Gleich bei der ersten Frage stellte sich etwas Anderes heraus. Vor lauter Freude, dass einmal mein Vorhaben klappte, wurde ich unvorsichtig, und mir rutschte der Zettel aus der Hand. Mit einem dumpfen Geräusch knallte er gegen das Holz.

Professor Adlerauge wandte sich sofort um. Sie bückte sich herab und versuchte, den Schummelzettel unter dem Tisch zu entfernen. Leider hatte ich ihn mit einem Kaugummi angeklebt – und das war strengstens verboten.

Wegen des versuchten Schummelns und wegen des Kaugummis musste ich einige Strafarbeiten in Form von Biologielernen und Tischputzen verrichten. Während einer dieser langweiligen Stunden schwor ich mir hoch und heilig, nie mehr zu schummeln. Da wäre ja ein Fleck hundertmal besser gewesen.