Lena Bodner (11)

Die Personen in dieser Geschichte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist ein Zufall. Alle Vornamen, bis auf Anita, sind die von Personen aus der Schreibzeit Graz II. Ich bitte alle erwähnten Personen mir zu verzeihen, dass ich sie für meine Geschichte verwendet habe. Danke!

Verdammte Murinsel

Herr Ruben Müller sah gerade durch die Glaswand des Cafés auf der Murinsel. Fast gleichzeitig ging Herr Vincent Bach hinter ihm vorbei. Er dachte: »Ein Mann von circa 50 Jahren hat sicher viel Geld bei sich.«

Seelenruhig griff der 45-Jährige in die braune Aktentasche des Mannes. Er beförderte eine prall gefüllte Brieftasche zu Tage. Schnell verschwand sie in der eigenen rosa Krokodilledertasche. Dann ging Herr Bach, der Täter, nach Hause.

Dort wurde er schon von seiner Ehefrau Anita erwartet: »Vincilein, da bist du ja endlich! Hast du heute Abend schon etwas vor?«

Das so genannte »Vincilein« brummte etwas Unverständliches und ging in das Schlafzimmer, um das Geld zu zählen. In der Erwartung, ein paar Hundert-Euro-Scheine zu sehen, öffnete Herr Bach die Brieftasche.

Heraus fielen ein paar Kopien. Auf einer gelblichen stand: »Geburtsurkunde von Irene Müller, Vater: Ruben Müller, Mutter: Anita Bach.«

Herr Bach wollte seinen Augen nicht trauen, doch dann las er die nächste Kopie:

»Taufschein für Theodor Müller«, stand dort, »Vater: Ruben Müller, Mutter: Anita Bach.«

Auf einem dritten Papier war ein Foto von dem Besitzer der Brieftasche und seiner Frau. Beide strahlten ihm entgegen.

»Na warte«, dachte Herr Bach hasserfüllt und rannte in die Küche zu seiner Frau, die gerade das Abendessen zubereitete.

»Was ist denn, Vincilein? Warum …«, begann Anita Bach, verstummte dann aber, als ihr Mann die Papiere auf den Tisch schleuderte und rief: »Die Kinder hast du wohl während meiner einjährigen Weltreise und meiner langen Afrika-Safari bekommen!«

Anita erbleichte und begann gleich darauf zu heulen. Als sie sich beruhigt hatte, war Vincent schon aus dem Zimmer gelaufen, um ihr Nachtkästchen nach Liebesbriefen zu durchsuchen, die leider nicht existierten.

Dann kam seine Frau erzürnt ins Zimmer und schrie: »Du hast Rubilein die Brieftasche sicher gestohlen! Ich lasse mich von dir scheiden!« Dann gab sie ihrem Ehemann eine Ohrfeige.

Herr Bach hielt seine Hand auf die brennende Wange und antwortete: »Ja, ich habe die Brieftasche auf der Murinsel gestohlen, und ich lasse mich auch von dir scheiden, du blöde Tussi, du Sau, du dumme Kuh, du …, du … !«

»Jetzt fallen dir wohl keine Schimpfwörter mehr ein«, sagte Anita spöttisch und wich schnell der Hand ihres Mannes aus, der ihr eine Ohrfeige zurückgeben wollte.

»Und jetzt verschwinde auf deine verdammte Murinsel!«

Den letzten Satz hatte sie dem ehemaligen »Vincilein« so laut ins Gesicht gebrüllt, das er am ganzen Leib zitterte.