Gunnar Zlöbl (10)

Wer andern eine Falle stellt, fällt selbst hinein!

Es war vor langer Zeit, da regierte in einem kleinen Land ein nicht gerade beliebter König. Er war sehr reich und lebte in Saus und Braus. Um sein Volk kümmerte er sich aber nur wenig und oft musste es sogar Hunger leiden. Der König besaß ein wunderschönes Schloss, in dem nicht nur die königliche Familie wohnte, sondern auch eine Ratte mit fünf Kindern.

Eines Tages wollte die Rattenmutter für ihre Kinder Futter holen. Sie schlich leise in die Schlossküche und nahm eine Stange Wurst mit. Der Küchenjunge konnte gerade noch den letzten Zipfel der Wurst im Mauseloch verschwinden sehen. Er lief sofort zu seinem Meister, der ängstlich dem König berichtete, was geschehen war. Der Geizkragen ließ sofort in allen Räumen große Fallen aufstellen, um den Dieben endgültig das Handwerk zu legen.

Als es wieder einmal so weit war, dass die Rattenfamilie hungrig war, zog die Mutter spät in der Nacht hinaus, ein Stück Käse zu suchen. Sie schlich durch die Küche und stieß in der Dunkelheit an ein Tischbein. Dabei fiel ein Weinglas zu Boden und zersprang mit großem Geklirre in tausend Stücke.

Davon erwachte der König, der sein Himmelbett genau über der Küche hatte. Neugierig, wie er war, wollte er nachsehen, was das für ein Lärm sei. Auf leisen Sohlen tappte er die Treppe hinunter, ums Eck in die Küche. Plötzlich hörte man einen lauten Knall und danach einen schrillen Schrei. Der Koch stürmte mit einem langen Stock aus seinem Schlafgemach, das gleich neben der Küche lag. Wild schlug er damit auf dem Boden herum, um so endgültig die Ratte zu erledigen, wie es ihm der König befohlen hatte.

Als aber ein ganz unkönigliches Gebrüll ertönte, machte der Koch Licht und sah entsetzt den König selbst, der mit seinem Fuß in die Falle geraten war. Durch den Lärm wachten natürlich alle Schlossbewohner auf und liefen erschrocken in die Küche. Nachdem man den König aus der Falle befreit hatte, zählte er tobend seine blauen Flecken. Nach einiger Zeit beruhigte er sich aber und man konnte ihn in sein Bett bringen. Dort musste er ein paar Tage mit verbundenen Zehen liegen und er hatte viel Zeit nachzudenken. Ja, er begann sich sogar zu schämen. Wäre es nicht besser gewesen, genügend Futter für die Rattenfamilie zu beschaffen, anstatt Fallen aufzustellen, in die er schließlich selbst hineinstieg? Tiere gehören ja auch zu seinen Untertanen und müssen versorgt werden!

Von da an änderte sich ieles in dem kleinen Land. Der König war nun gar nicht mehr so geizig und sorgte gut für sein Volk und für die Tiere. Auch die Rattenfamilie lebte glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende!