Judith Schulz (10)

Die geheimnisvolle Villa

Betti saß gelangweilt bei ihrer Aufgabe. Doch irgendwie war ihr Kopf wie leer geblasen. Sie schaute aus ihrem Fenster und betrachtete die Landschaft. Das kleine Dorf, in dem sie wohnte, und die alte Villa neben ihrem Häuschen.

Plötzlich wurde sie jäh aus ihren Träumen gerissen. Ein Möbelwagen fuhr durch die sonst so stille Gasse. Betti schreckte auf. Der Möbelwagen blieb bei der alten Villa stehen. Zwei Männer luden Schränke und Kisten aus. Als die Männer gerade schnaufend einen Tisch aus dem LKW luden, kam noch ein Auto die Straße herunter gefahren. Betti musterte den alten Mann im Anzug, der aus dem Auto gestiegen war.

Doch da rief die Mutter Betti zum Essen, und sie musste mit dem Träumen aufhören.

Viele Stunden später in der Nacht wachte sie auf, weil sie ein Geräusch gehört hatte. Betti lauschte und verstand folgende Worte: »Komm! Hier ist der Koffer mit dem Geld. Was sollen wir mit dem Alten machen? Umbringen, oder sollen wir ihn leben lassen?«

Es gab nichts, wovor Betti mehr Angst hatte als vor Einbrechern. Zitternd stand sie auf und öffnete das Fenster. Die kalte Nachtluft strömte ins Zimmer. Kein Zweifel, die Stimmen kamen von der geheimnisvollen Villa. Betti rannte ins Elternschlafzimmer und weckte ihren Vater. Doch als sie ihm alles erzählte, meinte er nur schläfrig, sie hätte schlecht geträumt und solle weiter schlafen.

Doch Betti konnte nicht einschlafen, und obwohl sie Angst hatte, zog sie sich leise an und schlich aus dem Haus, hinüber zur alten Villa. Ein Fenster war hell erleuchtet. Betti stieg in ein offenes Fenster und gelangte so ins Haus. Langsam öffnete sie eine knarrende Türe. Plötzlich war sie in einem Wohnzimmer, und vor einer Fernsehkiste saß der alte Mann. Im Fernsehen lief gerade ein Krimi, und Betti erkannte die Stimmen wieder.

»Das war gar kein Einbruch. Ich habe nur die Stimmen vom Fernseher gehört«, dachte Betti. Da drehte sich der Mann um und entdeckte sie. Sein Gesicht hatte einen fragenden Ausdruck. Stockend erzählte Betti, warum sie hier war. Der Alte lachte, und Betti schloss mit ihm Freundschaft.

Von diesem Tag an hatte sie keine Angst mehr vor Einbrechern.