Judith Schulz (10)

Tommi, der gute Hund

»Nein, nein, nein!« schrie Karin wütend.

Böse sprach der Vater: »Doch, Tommi muss weg!«

Weinend verließ Karin das Zimmer und drückte Tommi fest an sich. Tommi war ein großer Hund, und Karin liebte ihn. Doch ihr Vater konnte ihn nicht ausstehen.

Karin wollte fort, nur weit weg von ihrem Vater. Sie packte einige Klamotten, Essen, Hundfutter und ihr Zelt ein. Dann wartete sie, bis es dunkel wurde.

Endlich war es soweit. Leise schlich sie durch den taunassen Garten und dann in den Wald. Bald hatte sie nah am Fluss ein ruhiges Plätzchen gefunden. Sie schlug ihr Zelt auf, streichelte kurz Tommi und fiel todmüde auf ihren Schlafplatz.

Einige Tage später ging ihr der Vorrat an Proviant aus, und sie musste nach Hause schleichen, um etwas zu essen und zu trinken zu holen.

Vorsichtig sah sie durchs Wohnzimmerfenster. Im Zimmer saß ihr Vater mit der Mutter. Karin rückte näher ans Fenster. Gedämpft hörte sie, wie der Vater zur Mutter sagte: »Wenn doch nur Karin wieder da wäre! Es ist so still ohne sie und ihren Hund.« Plötzlich heulte er fast.

Karin bekam Mitleid mit ihm und riss das Fenster auf. Sie betrat den Raum. Der Vater nahm sie in die Arme und alles war wieder in Butter. Jedenfalls glaubte das Karin.

Doch leider, nach ein paar Tagen wurde ihr Vater wieder wild und brüllte: »Dieser verdammte Hund muss raus!«

Karin konnte es nicht lassen. Sie brach wieder aus. Diesmal nahm sie mehr zu essen und zu trinken mit.

Die nächsten Tage wurden herrlich für Karin. Sie badete und spielte mit Tommi. Doch eines Tages – Karin lag in der Sonne und döste vor sich hin – da hörte sie einen Schrei. Tommi sprang auf und rannte dem Fluss entgegen. Verschlafen folgte Karin ihrem Schützling. Als sie am Fluss ankam, sah sie, wie Tommi ihren Vater aus dem Fluss zerrte. Karin half schnell ihrem Hund, und gemeinsam schafften sie es, ihren Vater nach Hause zu bringen.

Als der Vater gesund war, merkte er, dass Tommi doch nicht so unnütz war, wie er gedacht hatte. Schließlich hatte er ihm das Leben gerettet. Er hatte angeln wollen und war ausgerutscht, hatte einen kurzen Schrei ausgestoßen und war ins Wasser gefallen. Sein Kopf war auf einem Stein gelandet, und er war ohnmächtig geworden. Von diesem Tag an liebte er Tommi und überlegte es sich sehr gut, wenn er über ihn schimpfen wollte.