Hanna Schott (10)

Die Neue

Heute war es soweit, heute kam die Neue in die Klasse.

Kerstin war schon ganz aufgeregt. Wie ist sie? Was sind ihre Hobbys? Mag sie Kunst? Was hat sie für eine Haarfarbe?

Diese und noch viele andere Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum. Doch sie konnte sich nicht mehr Fragen stellen, denn schon ging die Tür auf, und Herr Keidmann kam mit der Neuen herein.

Er stellte sie vor die ganze Klasse. Dann sagte er, dass sie aus Italien kommt und Franziska heißt.

Herr Keidmann setzte sie neben Kerstin, die sich total freute. Als es dann nach einer ellenlangen und todlangweiligen Mathestunde endlich klingelte, nahm Kerstin Franziskas Hand und fragte: »Kommst du?«

Franziska nickte, und beide rannten auf den Hof.

Draußen stellten sie sich in eine Ecke. Nach kurzer Zeit fragte Franziska: »Wie heißt du?«

»Ich heiße Kerstin.« Kerstin fragte: »Ist es schön in Italien?«

»Ja klar, aber hier in Deutschland ist es auch schön«, antwortete Franziska.

Eine Zeit lang fiel beiden nichts ein, doch dann fragte Kerstin: »Wollen wir uns nicht heute Nachmittag mal treffen?«

»Okay, aber erst um drei, denn vorher muss ich noch abwaschen und Staub saugen.«

Es klingelte, und die letzte Stunde begann. Heimat- und Sachkunde stand auf dem Stundenplan. Als die Stunde zu Ende war, rannte Kerstin im Eiltempo nach Hause.

Ihre Mutter war zu Hause. Kerstin machte gerade ihre Hausaufgaben, als ihre Mutter hereinkam und ihr sagte, dass sie heute Probe fürs Ballett hatte. Sie erschrak. »Wann ist die Probe?« fragte Kerstin.

»Heute, von um zwei bis um drei Uhr.«

»Das schaff’ ich noch«, dachte Kerstin.

Kerstin raste zur Ballettschule und kam gerade noch rechtzeitig. Dann, um drei Uhr, sagte die Ballettlehrerin: »Ihr könnt jetzt gehen!«

Kerstin rannte zum vereinbarten Platz, doch dort stand niemand. Sie sah auf die Uhr: dreiviertel vier. »Schitt!« dachte sie.

Sie hatte Franziska verpasst.

 

Die Wanderung

Nina ist zehn Jahre alt und wohnt in München. Eines schönen Tages ging sie mit ihren Eltern in die Heide. Da sie erst vor kurzem nach München gezogen waren, mussten sie erst drei Leute nach dem Weg fragen, bevor sie etwas verspätet in der Heide ankamen.

Als sie endlich da waren, mussten sie den Förster fragen, wo es ein schönes Plätzchen zum Picknicken gab. Er zeigte ihnen den Weg, und sie gingen los.

Sie wanderten ein Stückchen, dann machten sie eine Rast. Es gab Brot mit Käse und kalten Kakao.

Danach gingen sie weiter. Sie wanderten zehn Kilometer. Dann sah Nina eine wundersame Blume. Nina glaubte, sie schon einmal gesehen zu haben.

Sie versuchte, sie auszureißen, doch es ging nicht. Nina strich über die Blätter. Schon bei der ersten Berührung fing es an. Es kamen Strahlen aus der Blüte, und im gleichen Moment war das ganze schöne Sommerwetter vorbei. Die Wege waren matschig, es tropfte von den Bäumen, und alle Leute waren in ihren warmen Wohnungen. Nur sie nicht.

Als sie ihr Picknick zusammengepackt hatten, wollten sie gehen. Doch es war so rutschig, das sie ein kleines Stück rutschten und dann, alle drei, nacheinander hinfielen.

»Ihhh«, schrie Nina, »ist das eklig!«

Sie standen wieder auf, und gingen auf der Wiese schleunigst wieder nach Hause.

 

Das Schloss

In Berlin gibt es ein sehr alt aussehendes Haus. Es wurde herumerzählt, das es früher ein Schloss gewesen sei. Keiner traute sich hinein, denn es gingen Gerüchte um, das es darin spuke.

Katrin ist neun Jahre alt und wohnt nur zwei Häuser neben dem Schloss. Sie wollte gern einmal in das Schloss gehen, doch ihre Mutter hatte es ihr strengstens verboten.

Eines Tages, als sie gerade von der Schule nach Hause ging, kam sie wieder an dem Schloss vorbei und hörte gruselige Geräusche. Katrin ging mit zitternden Knien zur Tür. Sie fasste die Türklinke an und machte die Tür langsam auf.

Dort drinnen war es jetzt wieder ruhig, aber sehr dunkel.

»Hallo?« rief Katrin. »Ist hier jemand?«

Keiner antwortete.

Doch plötzlich sagte jemand hinter ihr: »Hallo, fürchte dich nicht, du musst bloß hoch auf den Dachboden gehen, dann siehst du etwas.«

Erschrocken drehte sie sich um, doch da war niemand!

Was hatte die Stimme gesagt? »Geh hoch auf den Dachboden, dann siehst du etwas.«

Katrin ging langsam die Treppe hoch. Bei jedem Schritt knarrte die Treppe ein wenig mehr. Sie beschleunigte ihre Schritte. Als sie oben angekommen war, wäre sie fast rückwärts wieder hinuntergefallen.

Der ganze Dachboden war voller goldener Münzen, Ketten und anderem Schmuck. Katrin konnte es kaum glauben. So viel Gold auf einmal hatte sie noch nie gesehen.

Wie der Blitz rannte sie die Treppe herunter, riss die Tür auf und rannte nach Hause.

Zu Hause rief sie durch die ganze Wohnung: »Mutti, wir sind reich!«