Anna Rösler (11)

Die Bücherclubfreunde

Wie jeden Tag treffen sich Susi, Otto, Anika, Steffen und ich. Immer um neun Uhr. Pünktlich sind wir alle! Nur Otto, der ist langsam und lässt sich von nichts und niemandem stören: Er ist immer der letzte von uns fünf.

Letztens kam er halb zehn. Aber er ist trotzdem in unserem »Bücherclub«. Manchmal stört es, wenn er zu spät kommt, aber daran haben wir uns gewöhnt. Ihn stört es selber, sagt er, aber keiner glaubt es ihm so richtig. Unser Bücherclup ist echt voll cool! Wir machen nur Blödsinn. Zum Beispiel: Frau Maier Eier an die Hauswand klatschen, oder Linda (das ist meine Erzfeindin) in die Suppe spucken. Wir planen immer im Voraus, was wir für ein Blödsinn machen.

»Lass uns doch ein Ei auf Lindas Stul legen!« schlug Otto vor.

»Das ist gar nicht mal so schlecht!« riefen Anika und Susi nacheinander.

»Ja! Das ist echt gut, Otto«, sagte ich.

Na ja, gesagt, getan. Am Montagmorgen war in unserer Klasse mal wieder nichts los. Da mussten wir doch ein bisschen Stimmung hinein bringen.

»Ich habe ein Ei mit«, sagte Steffen, der schon ganz aufgeregt war.

»Okay!« sagte ich lächelnd.

»Nun kann der Spaß beginnen!« sagte Anika.

Steffen nahm das Ei aus seiner blauen Brotbüchse und legte das Ei – ohne das es jemand bemerkte – auf den freien Stuhl, wo sonst immer Linda saß.

»Wann kommt die denn?« fragte Anika aufgeregt.

Da kam unsere Klassenlehrerin in den Raum. »Na nu! Wo ist denn Linda? Sie ist doch sonst nie zu spät gekommen«, sagte unsere Lehrerin aufgebracht.

»Hallo!« rief Linda, die gerade ganz toll geschminkt war und sich ihre tollsten Sachen aus dem Schrank gekramt hatte. Vielleicht waren sie ja auch neu, ich weiß es nicht.

»Na, wie geht’s euch denn so?« fragte Linda mit verstellter Stimme.

Keiner antwortete auf ihre Frage. Linda machte ein dummes Gesicht und ging mit ihren Stöckelschuhen zu ihrem Platz.

»Nun setz dich schon, nun setz dich schon!« dachte ich.

Und sie setzte sich.

»Iiiih! Wer war denn das?!« schrie sie.

Anika und ich hielten uns die Bäuche vor Lachen.

»Hab ich es mir doch gedacht!« fauchte Linda mich an.

»Spinnst du? Ich war das nicht!« rief ich aufgebracht. »Es war…« sagte ich.

»Ja? Wer denn?« schnaufte sie los.

»Ach, keiner.« log ich.

»Ja, ja! Das kann jeder sagen! Los, sag’s jetzt, die Hose ist neu! Oh Gott, wenn ich den erwische, der das war, ich glaub’, dann drehe ich ihm den Hals um!« brüllte sie.

So ist Linda immer. Aber bis jetzt hat jeder noch seinen Hals! Verraten würde ich Steffen nie, schließlich sind wir in einem Club. Das verstand Linda nicht. Denn sie ist dumm, eitel und einfach nur eine eingebildete Ziege. Das finden alle aus der Klasse, aber das merkt die anscheinend nicht. Hoffentlich merkt die dumme Ziege nicht, dass es Steffen war. Sonst würde sie bestimmt etwas mit unseren Krimis machen! (Dann würde sie aber keinen Hals mehr haben!) Alle aus dem Bücherclub lesen gern Krimis, das ist halt so bei uns. Am liebsten würde ich Lehrerin sein, dann würden wir in der Literaturstunde immer, oder immer öfters, Krimis lesen, auch wenn es Linda stört.

Linda versuchte in der Zeit, wo ich darüber nachgedacht hatte, dass ich Lehrerin werden will, vergeblich, ihre Hose sauber zu kriegen. Unsere Lehrerin mischte sich in solche Sachen schon lange nicht mehr ein – das ist auch gut so!

Da kam Otto zum Klassenraum hinein. »Nanu? Was ist denn hier los?« fragte Otto schläfrig.

»Ach, du hast eh alles verpasst!« rief Anika.

»Wieso entschuldigst du dich eigentlich nicht? Nochmal raus!« sagte unsere Lehrerin und zeigte mit dem Zeigefinger auf die Tür.

Otto schlürfte zur Tür und lächelte dabei. Er machte die Tür hinter sich zu. Dann klopfte er zuerst.

»Ja?« sagte unsere Lehrerin.

Dann ging die Tür auf, und Otto kam zum zweiten Mal rein. »Guten Morgen! Ich habe verschlafen. Mamas Wecker hat nicht geklingelt!« entschuldigte sich Otto.

Alle lachten und machten ihn nach: »Mamas Wecker hat nicht geklingelt!« rief Anika einmal zur Probe.

Otto lächelte, sich schämend.

»Lasst ihn doch in Ruhe!« sagte Steffen leise, so dass es keiner hören konnte.

Otto hat es gehört und lächelte Steffen an.

»Seid jetzt ruhig!« rief unsere Lehrerin. Dann klingelte es, und wir konnten endlich mit dem Unterricht beginnen.