Marie-Therese Mocnik (9)

Das Gespensterschiff

Zwei Freunde namens Matthias und Andreas wohnten in einer Einfamilienhaussiedlung nahe am Meer. Sie hatten ein gemeinsames Hobby: Sie surften gerne. Eines Morgens standen sie früher als sonst auf, sie hatten sich am Vortag einen ganz bestimmten Treffpunkt ausgemacht, um dann im Meer zu surfen.

Punkt elf Uhr kamen beide an dem vereinbarten Treffpunkt, bei der Doppelpalme, an. Die Freunde hatten die Palme deshalb so genannt, weil zwei Palmen aus nur einem Palmenstumpf ragen. Matthias sagt ganz hektisch: »Komm endlich, die Wellen sind jetzt ganz hoch – genau richtig!«

Die beiden stürzten sich ins Wasser. Sie surften eine halbe Stunde, ohne eine Pause zu machen. Dann rief Andreas: »Matthias, ich glaube, wir sollten Mittagessen gehen, vielleicht erlauben meine Eltern, dass du bei uns essen darfst.«

Matthias antwortete: »Okay, los, surfen wir zurück zum Strand.«

Die Surf-Fans zogen sich trockene Sachen an und rannten zu Andreas’ Elternhaus. Matthias durfte zum Essen bleiben, es gab Erdäpfelpüree mit gekochtem Gemüse und Bratwürsteln.

Nach dem Essen spielten die zwei Freunde ein wenig »Uno«, aber sie wollten doch so schnell als möglich wieder zum Meer. Als sie losrannten, rief ihnen Andreas Mutter nach: »Bleibt nicht zu lange weg!«

Sie sausten zum Meer und warfen sich mit den Surfbrettern ins Wasser. Die beiden Surfer merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging.

Plötzlich kam eine sehr große Welle, und Matthias flog ins Wasser. Andreas lenkte mit dem Surfbrett zu Matthias, der anscheinend eine Menge Wasser geschluckt hatte. Aber der hatte sich von seinem Sturz schon wieder erholt und lachte über das ganze Gesicht.

Die beiden Sportler beschlossen, ein Wettsurfen zu machen. Sie flitzen so schnell als möglich, aber sie waren gleich schnell unterwegs, und es gab keinen Sieger. Als sie stoppten, drehten sie sich um, und oh Schreck, kein Land war mehr zu sehen. In allen vier Himmelsrichtungen konnten sie nur das weite Meer sehen. Aber da war doch etwas – sie sahen etwas auf sie zukommen.

Nach einiger Zeit konnten sie es klar erkennen, es war ein Schiff. Aber kein Urlauberboot, sondern ein großes Piratenschiff. Also, es gibt sie noch, die Piraten! Weil es plötzlich nebelig wurde, hatten die Abenteurer keine Wahl und kletterten auf das unheimliche Schiff. Sie vergaßen natürlich nicht, vorher ihre Surfbretter zu sichern.

Als sie an Bord kamen, schauerte es sie. Da lagen auf einem Haufen etliche Piraten, aber es waren nur mehr Skelette mit zerfetzten Kleidungsstücken übrig. Aber dann entdeckten sie das Grausigste: Am Mast stand ein Skelett mit einer Piratenkapitänskappe. Das Skelett wurde durch einen riesigen Nagel mitten durch den Schädel am Mast festgehalten.

Die beiden Freunde waren erschöpft, und da es schon dunkel wurde, versteckten sie sich hinter einem Stapel von Kisten und schliefen am harten Holzboden ein.

Ganz genau um Mitternacht, es war eine Vollmondnacht, wachte Andreas durch ein Raunen und Rumpeln auf. Er erschrak: Die Skelett-Piraten, die vorher leblos auf einem Haufen gelegen waren, waren lebendig!

Andreas rüttelte Matthias wach. Der war noch ganz verschlafen und stieß mit einer ungeschickten Bewegung den Kistenstapel um.

Nun entdeckten die Piraten die blinden Passagiere. Sie stürzten sich auf die blinden Passagiere, doch der Totenkopfkapitän rief: »Lasst sie in Ruhe, ich muss noch etwas unterschreiben lassen!«

Er wies die beiden Freunde an, in die Kajüte zu gehen. Dort hielt er ihnen einen Zettel unter die Nase und raunte: »Das ist ein Vertrag, den ihr unterschreiben müsst!«

»Er handelt von einer Schatzsuche auf der Totenkopfinsel.«

Inzwischen war das Gespensterschiff bei der Totenkopfinsel angelangt. Ein Späher rief: »Laaand in Sicht!«

Andreas und Matthias waren sehr erstaunt, denn vor ihnen war ein großer Felsen, der wie ein Totenkopf aussah. Das war im Vollmondlicht sehr gespenstisch anzusehen.

Alle Piraten und die beiden Freunde mussten schaufeln, nur der Kapitän verschwand. Auf einmal stieß Andreas auf etwas Hartes. Er grub weiter, und es kam eine größere Kiste hervor.

Die Piraten standen plötzlich hinter ihm, als er und Matthias die Kiste gerade öffnen wollten. Aber als die Kiste geöffnet war, staunten sie. Statt Gold, Silber, Perlen und Münzen war der Kapitän Totenkopf selber in der Kiste.

Er und seine Piraten ergriffen das Schwert, aber bevor er anfing zu kämpfen, rief er noch: »Jeder will meinen Schatz haben, aber den Schatz gibt es gar nicht, sondern auf dem Vertrag habt ihr unterschrieben, dass ihr Mitglieder unserer Piratenbande werdet!«

»Der Vertrag ist in einer Geheimschrift abgefasst, die nur wir entschlüsseln können.«

Kapitän Totenkopf holte zu einem kräftigen Schwertschlag aus, aber die beiden Sportler konnten sich mit einem Sprung in die Tiefe vor der Piratenbande retten. Sie rissen ihre Surfbretter an sich und surften, so schnell sie konnten, los.

Nach vielen Stunden kamen sie, mit Wunden und Abschürfungen, erschöpft nach Hause. Aber was mit dem Piratenschiff passiert ist, weiß niemand.