Steffi Maurer (12)

Francisco I

In Graz am Freiheitsplatz steht ein Denkmal von einem König. Sein Name ist Francisco I. Ich weiß nicht, wann und wo er gelebt hat. Aber ich kenne die Geschichte der Statue.

Nachdem Francisco begraben wurde, dachten sich die Leute: »Der König war so freiheitsliebend, eigentlich müssten wir ihm zu Ehre eine Freiheitsstatue bauen, so eine, wie die in Amerika!«

Als der Bürgermeister davon hörte, ließ er sofort eine Gemeinderatssitzung einberufen. Der Bürgermeister erzählte, was er gehört hatte, und fragte nach der Meinung von anderen.

Der Vizebürgermeister sprang sofort auf und fragte: »Und woher bekommen wir das Geld?«

»Na, verkauf’ ma halt de Ohrring’ vo unsanen Fraun!« schrie der Bäcker.

»Das ist zu wenig!« rief der Schuster.

»Wo sois den steh?« fragte der Schaffner.

Der Bürgermeister hielt sich die Ohren zu. »Sei doch einmal leise«, sagte er, »sie muss ja nicht so groß wie ein Hochhaus werden, dann kostet sie nicht so viel.«

»So groß wie eine Schachfigur wird sie schon werden«, meinte ein Verkäufer, »und stehen wird sie natürlich am Freiheitsplatz«, beantwortete er die Frage des Schaffners.

Danach war die Gemeinderatssitzung zu Ende.

In den drei Tagen danach hatte der Bürgermeister sehr viel zu tun. Als er heimkam, suchte er seine Frau auf, um ihr die Ohrringe zu klauen. Denn freiwillig würde sie ihm nie ihren Schmuck abliefern. Doch der Versuch scheiterte. Darum musste er erst einen Taschendieb ausfindig machen.

Als er die Ohrringe endlich in den Händen hielt, war er überglücklich. Den Ohrschmuck brachte er seinen Freunden, die ihn verkauften.

Da das Geld nur für ein Schachfigur-großes Denkmal reichte, musste er erst einen Steinhauer aufsuchen, der so etwas Feines zusammen bringen könnte. Er fand sogar einen, leider wohnte dieser in Australien und musste sich zuerst noch in ein Flugzeug begeben. Inzwischen stellten Arbeiter ein Gerüst auf. Denn zu einem richtigen Bauwerk gehört ja so etwas dazu.

Als der Künstler jedoch anfing, auf den Stein zu klopfen, stellte sich heraus, dass das Gerüst ein wenig zu hoch wäre. Denn er musste sich hier noch mehr bücken, als wenn er auf dem Boden gearbeitet hätte. Darum musste das Gestell abgetragen werden, bevor der Steinhauer seine Arbeit fortsetzen konnte. Er schaffte es tatsächlich, in drei Monaten fertig zu werden!

Hundert Jahre später wurde die Statue ein wenig vergrößert, da zu viele Menschen darüber stolperten (die Krankenhäuser waren schon überfüllt!) Jetzt steht Francisco stolz, mit dem Zepter in der Hand, auf dem Freiheitsplatz.