Julia List (10)

… und das ist eine ganz besondere Geschichte!

Es war einmal ein Mädchen, das mit ihren Eltern in Afrika wohnte.

Sie hieß Naomi und musste viele schwere Dinge durchmachen. Einmal war in Afrika ein schwerer Krieg.

Naomis Eltern meinten: »Naomi, fahr nach Österreich, dort wirst du glücklich sein, und wir kommen in zwei Jahren nach!«

Am nächsten Tag holte Naomi ein altes Auto mit Ladefläche ab. Auf der Ladefläche saßen mehrere Kinder, die weinten. Naomi kullerten dicke schwarze Tränen hinunter. Nun hieß es: »Auf Wiedersehen!«

Das Auto mit den Kindern fuhr nach Österreich. Nach 20 Stunden waren sie in Österreich.

Während der Fahrt traf Naomi ein Mädchen. Das Mädchen hieß Maisini. Maisini hatte ihre Eltern nie gesehen. Sie waren gestorben, warum, das wusste sie nicht.

Als sie mit dem Auto durch die Stadt Wien fuhren, fielen den Kindern die Augen fast raus.

Plötzlich rief der Mann im Auto: »Endstation!«

Maisini holten ihre neuen Eltern schon ab, Naomi auch.

Naomi ging mit der Frau, die sie bei den Armen nahm, mit.

Als sie bei dem Haus der neuen Mama ankamen, staunte Naomi nochmals. Was die Frau mit Naomi redete, verstand sie nicht. Aber schon bald konnte Naomi auch Deutsch.

Nach sechs Monaten hatte Naomi schon viele Freunde. In der Schule akzeptierten sie die anderen Kinder auch schon. Bei ihren tollen Freundinnen Julia, Christina und Verena löste die schwarze Hautfarbe nichts aus. Naomi gefiel es sehr gut.

Doch eines Tages standen ihre Eltern vor der Tür und sagten »Hallo!« auf Deutsch.

Naomi weinte das erste Mal vor Freude. Die Eltern blieben immer bei Naomi. In Österreich war ihre neue Zukunft.

Die Adoptiveltern nahmen ihre Eltern auch auf. Von nun an hatte Naomi deutsche Verwandte.

Maisini traf sie auch wieder. Die war auch glücklich, und beide sagten: »Es beginnt ein neues Friedensleben!«

 

Der lachende Sonnenstrahl

Es war einmal ein Bub, der konnte nicht sehen.

Er war sehr traurig, weil ihm die Chance zu sehen verwehrt blieb. Doch eines Tages öffnete der Bub namens Philipp das Fenster.

Mit seinen Händen konnte er mittlerweile nämlich schon sehr viel ertasten.

Während er mit seinen Autos spielte, spürte er ein eigenartiges Glitzern und Leuchten in seinen Augen.

Es war wie ein rot-gelb-oranges Leuchten… von einem Sonnenstrahl. Philipp dachte, er könnte sehen!

Leider aber doch nicht, es funktionierte einfach nicht… Philipp weinte.

Jetzt lächelte der Sonnenstrahl. Ja, er lächelte verzaubert, fantastisch, himmlisch und beruhigend – auch für Philipp angenehm, fühlbar.

Da fragte Philipp: »Kann ich sehen? Bitte sag ja!«

Philipp spürte irgendwie, dass er sehen kann; aber er konnte nur in seiner inneren, geheimen Seele sehen.

Dort spürte Philipp, dass das ein wirklicher Sonnenstrahl ist, der diese Gefühle bei ihm auslöste.

Auf einmal kam Philipps Mutter herein. Sie wollte das Fenster schließen, aber Philipp rief mit fester Stimme: »Nein, Mutti, bitte nicht! Ich spreche gerade mit meinem Freund, dem Sonnenstrahl!«

»Philipp, träumst du?«

»Nein, Mutti, ich habe ein kleines Geheimnis, und das, Mutti, bleibt meines!«

»Ja, Philipp, ich akzeptiere dich, das weiß du ja«, erwiderte die Mutter.

Der Sonnenstrahl lächelte nun immer in Philipps Fenster hinein und auch in sein inneres Fenster, die Seele.

Philipps Geheimnis wisst ihr jetzt auch. Der Sonnenstrahl brachte sehr viel Licht in Philipps Leben. Nun, jetzt seht ihr, wie viel Freude ein kleines Lächeln bringen kann. Darum merkt euch: Wer lächelt, hat mehr Freude in seinem Herzen!

Apropos: Bitte lächelt ganz hell, nicht dunkel! Grüß euch!

 

Der verzauberte Ball

An einem nicht so schönen Tag war es Lisa langweilig. Sie schaute aus dem Fenster und sah ihren Ball.

Sie dachte: »Der arme Ball!«

Plötzlich kam Lisa eine Idee: »Ich werde Ball spielen gehen!« Lisa ging hinaus und setzte ihre Idee in die Tat um.

Als sie nicht mehr spielen wollte, legte sie ihren Ball einfach weg.

Aber da rief der Ball: »Du kannst mich doch nicht einfach stehen lassen!«

Lisa blieb vor Schreck stehen und brachte keinen Laut heraus.

Sie drehte sich um und wollte schon weitergehen, da schrie der Ball nochmals: »Nimm mich mit in dein Haus! Ich erfriere doch im Freien!«

Lisa wollte ihre Mutter rufen, doch da jodelte der Ball: »Jetzt hör doch auf zu schreien! Ich tu dir doch nichts!«

Ein bisschen erschrocken war Lisa schon, aber sie nahm den Ball trotzdem mit ins Haus.

»Warum kannst du denn sprechen?« fragte sie den Ball.

»Ich war einmal ein Junge. Doch eines Tages kam ein Zauberer, der mich verzauberte«, erzählte der Ball.

Da war Lisa alles klar. »Kann man dich wieder erlösen?«

»Ja, das kann man!«

»Und wie?« fragte Lisa.

»Du musst einen Zauberspruch sprechen!«

»Und welchen?«

»Das weiß ich selbst nicht!«

Da meinte Lisa: »Das fängt ja gut an! Also, wie heißt du denn, du Ball?«

»Ich heiße Peter«, antwortete der Ball.

»Also Peter, also Peter«, sang Lisa, »ich werde jetzt einen Zauberspruch sprechen.«

Und sie begann: » La lioa, krimkram, der Ball ist jetzt ein junger Mann!

Plötzlich passierte es: Aus dem Ball stieg Peter.

Peter sagte zu Lisa: »Ich bin dir soooo dankbar, das werde ich dir nie vergessen!«

Lisa war ganz stolz, dass es ihr gelungen war, den Ball wieder in einen Buben zu verwandeln. Die beiden spielten zusammen und blieben immer gute Freunde, für immer und ewig.

Was aus einem Ball alles werden kann?! Doch so wurde der langweilige Tag doch noch zu einem verzauberten (bezaubernden) Tag!

 

Mut tut gut

Es war einmal ein Mädchen namens Raffi. Dieses Mädchen Raffi hatte eine Freundin, Viktoria hieß sie. Viktorias Eltern waren beruflich sehr beschäftigt und kamen erst um sechs Uhr abends nachhause. Sie hatten nämlich eine eigene Firma. Viktoria war somit den ganzen Tag allein und auch sehr einsam.

Ihre Freundin Raffi, die ein gutes Herz hatte, kam jeden Tag für zwei Stunden.

Eines Tages weinte Viktoria mit Tränen in den Augen: »Raffi, ich habe nicht den Mut, zu meinen Eltern zu sagen, dass ich nicht immer allein sein mag!«

Raffi dachte lange Zeit über Viktorias Satz nach. Plötzlich kam ihr ein guter Gedanke. »Du hast Angst alleine und fühlst dich ängstlich. Darum sag zu deinen Eltern: Liebe Eltern, bitte lasst mich nicht mehr allein, ich habe Angst, und manchmal verzweifle ich schon fast! Sobald du das los bist, wirst du sehen, geht es dir viel besser«, meinte Raffi.

Am nächsten Tag, bevor ihre Eltern in die Firma fuhren, sprach Viktoria: »Mama, Papa habt zehn Minuten Zeit für mich, bitte.«

Dann murmelte Viktoria: »Bitte, Mama und Papa, ich fühle mich allein und einsam, lasst mich nicht mehr so lange allein!«

Die Eltern waren verblüfft und schauten sich an.

Die Mutter sagte leise: »Unsere Tochter hat ein Problem damit, dass wir so lange fort sind!«

Sie nahmen sich alle in die Arme und weinten gemeinsam. Von nun an beschlossen die Eltern, nicht mehr so lange zu arbeiten.

Als die Eltern weg waren, kam Raffi. Viktoria erzählte das Gespräch, dass sie mit ihren Eltern hatte. Raffi freute sich mit Viktoria und sagte: »Mut tut gut!«

Viktoria war froh darüber, endlich alles ausgesprochen zu haben.

Von nun an kamen die Eltern schon immer viel früher heim, und allen war damit geholfen.

Die beiden Mädchen aber freuten sich ganz besonders, und wollen allen Kindern damit sagen:

»Mut tut gut!«