Julia List (10)

Das seltsame Häuschen

Es war einmal ein Häuschen im Wald. Niemand wusste, wer darin wohnte. In diesem Häuschen blühten immer schöne Blumen.

Eines Tages ging ein Mädchen namens Elisabeth in dieses Häuschen. Elisabeth klopfte an die Haustüre, aber niemand öffnete ihr die Türe, deshalb trat Elisabeth ein. Sie fragte mit kräftiger Stimme: »Ist da jemand?«

Elisabeth bekam als Antwort ein zaghaftes »Ja!« Aber dieser Ton klang etwas traurig! Elisabeth machte sich auf die Suche. Plötzlich sah sie einen kleinen Buben. Elisabeth fragte: »Warum weinst du denn?«

»Ich kann nicht gehen!«

Elisabeth holte einen Sessel und setzte den kleinen Buben auf den Sessel. Sie fragte: »Wie heißt du denn?«

»Ich heiße Emanuel!«

»Und ich heiße Elisabeth! Emanuel, wo sind deine Eltern?«

Darauf bekam Elisabeth keine Antwort. Emanuel fing zu weinen an.

»Also gut!« sagte Elisabeth. »Dann bringe ich dich erst mal ins Freie, damit du die schönen Blumen siehst!«

Aber plötzlich fragte Emanuel: »Wo kommen die schönen Blumen her?«

»Diese Frage stellen sich alle Dorfbewohner!« sagte Elisabeth, »und ich auch!«

Emanuel und Elisabeth waren sehr verwundert, denn auf einmal schien ein Schein ganz hell, und es tauchte eine schöne Fee auf, die sagte: »Ihr braucht keine Angst haben, ich bin die Blumenfee und ich habe dein Haus so schön mit Blumen geschmückt! Weil ich weiß, Emanuel, dass deine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Und darum bist du behindert und kannst nicht gehen!«

Als dies die Blumenfee ausgesprochen hatte, verstand Elisabeth, warum Emanuel nichts davon gesagt hatte.

Die Blumenfee ging ins Häuschen und schmückte alles mit Blumen. Sie sprach zu Elisabeth: »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich pflege Emanuel, und du kommst uns immer besuchen!«

Da war Elisabeth stolz und sagte zu Emanuel: »Baba, ich freue mich auf morgen! Tschüs!«

Die beiden verabschiedeten sich voneinander und Elisabeth ging heim.

Sie wurden dicke Freunde und trafen sich nun jeden Tag. Dass Emanuel behindert war, machte Elisabeth nichts.