Antonia Kresnik (11)
Jimmy der Entdecker
Jimmy, der kleine Kater, kam wieder einmal sehr sehr spät nach Hause. Alle seine Geschwister schliefen schon tief und fest. Nur seine Mutter war noch wach.
Als Jimmy hinter der Katzenklappe hervor tauchte, atmete seine Mutter erleichtert auf. Sie schimpfte: »Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, denn heute wurde schon wieder eine junge Katze überfahren! Komm mir nie wieder so spät nach Hause!«
»Ja, Mutter!« antwortete Jimmy brav und kuschelte sich zu den anderen.
Die Katzenmutter Mira zählte noch einmal alle ab und legte sich neben den Korb.
Gerade, als sie eingeschlafen war, donnerte jemand gegen die Tür. Mira schreckte hoch, konnte sich aber schon denken, wer es war. Die Mutter stand auf und steckte den Kopf durch die Katzentür.
Draußen lag ihr Mann Felix, der wieder einmal die Katzentür verfehlt hatte.
»Hast du schon wieder zu viel Katzenminze gefressen? Immer bist du betrunken!« sagte sie.
Felix brachte nur ein Stöhnen heraus. Dann schleppte ihn Mira hinein.
Jimmy öffnete die Augen und dachte sich: »Mit mir schimpft sie, aber Papa trägt sie sogar durch die Tür, dass ist ungerecht. Wenn ich doch nur schon groß wäre, ich würde meinen Bruder Marky in London besuchen!«
Plötzlich kam Jimmy eine Idee. »Ich könnte ihn doch trotzdem besuchen!«
Als der nächste Tag gekommen war, lief Jimmy einfach davon. Er wollte in die Stadt, und mit der U-Bahn dann zum Bahnhof, und von dort aus mit dem Zug nach London.
Auf halbem Weg zur Stadt traf er Oscar. Oscar war zwar ein Hund, aber trotzdem der beste Freund von Jimmy. »Hey, wo willst du denn hin? rief Oscar.
»In die Stadt, ich fahre nach London!«
»Aber kennst du denn auch den Weg?« fragte Oscar ein wenig besorgt.
»Na ja, eigentlich nicht. Aber, ich werde ihn schon finden. Ich fahre mit dem Zug und «
Da unterbrach ihn Oscar. »Du mit deinen Ideen. Glaubst du ernsthaft, du kommst mit dem Zug nach London?«
»Äh, eigentlich schon, ja!«
»Da liegst du aber mächtig falsch, denn dorthin kommst du nur mit dem Flugzeug!« sagte Oscar.
»Wirklich, bist du dir ganz sicher?« fragte Jimmy ein bisschen kleinlaut.
»Ganz sicher!« sagte Oscar.
»Und was mache ich jetzt? Nach Hause kann ich jetzt nicht mehr gehen.«
»Aber warum denn nicht?« fragte Oscar.
»Weil mich dort alle herumkommandieren! Ach, ich wünschte, ich könnte zu einer Familie, die sich um mich kümmern würden!«
»Aber das kannst du ja! Du musst nur ins Tierheim gehen«, meinte Oscar.
»Ins Tierheim? Meinst du wirklich?«
»Ja, meine ich wirklich.«
»Na, und wie komme ich da hin?«
Oscar biss ihm das Halsband ab.
»AU! Was machst du da?«
»Ich bringe dich nur ins Tierheim! Komm mir nach.«
Vor dem Tierheim war Oscar plötzlich verschwunden, und ein Mann tauchte auf. Er hob Jimmy auf, ging mit ihm hinein, und ehe er ihn in einen Käfig stecken konnte, rief eine Frau: »Halt, nicht! Ich möchte diese Katze kaufen! Wie heißt sie denn?«
Der Mann antwortete: »Äh, ich weiß nicht, sagen wir Frederick, er ist ein Männchen.«
»Den nehme ich, er ist genau der Richtige!«
Und ehe Jimmy sich noch umschauen konnte, saß er schon im Auto, Richtung neue Heimat.
»Na, Frederick! Wie geht es dir?« fragte die Frau von vorne.
Und da geschah es. Ein Auto kam genau auf sie zu. Die Frau veriss das Lenkrad, sie fielen einen steilen Abhang hinunter. Jimmy fiel aus seinem Käfig durch die offene Autoscheibe. Draußen blieb er liegen. Das Auto explodierte. Stille. Jimmy blieb regungslos liegen. War er tot?
Die Polizei kam, und einer von ihnen hob Jimmy auf. Er brachte ihn zum Tierarzt.
Nach einer Woche wurde Jimmy freigelassen.
Oscar hatte alles gehört und ging zum Tierarzt. Er hoffte, dass Jimmy es überlebt hatte. Als er Jimmy dann durch die Tür kommen sah, fiel er ihm in die Arme. Oscar begleitete ihn nach Hause, und Jimmy schwor, dass er nie mehr weglaufen würde.