Karsten Konradi (14)

Um jeden Preis

Langsam schlenderte Michael die Einkaufsstraße entlang. Er kam an einem Bäcker vorbei, an einer Aldi-Filiale und an vielen anderen Geschäften. Schließlich auch an einem Fahrradladen. Und da sah er es: sein Traumfahrrad. So hatte er es sich immer vorgestellt.

»Oh, verdammt, ich brauche dieses Fahrrad, koste es, was es wolle. Oh, 1500 Euro.«

Also rannte er schnell zur nächsten Sparkasse, um sein Guthaben zu erfahren. »Mist! Nur 10,58 Euro!« Warum hatte er sich neulich nur einen neuen Computer kaufen müssen? »Was tu ich denn jetzt?« überlegte er halblaut. »Also, ich könnte sparen. Nein, dann bekomme ich es erst als alter Opa. Ich könnte meinen Computer verkaufen. Auf keinen Fall, auf den hab ich so lange gewartet. Oder… Ja, genau! Ich könnte es stehlen! Ja, ich spazier da rein, schnapp mir das Fahrrad, und bevor die ‚Fahrraddiebstahl‘ sagen können, bin ich wieder weg.«

Also ging er ganz gemütlich, ohne Aufsehen zu erregen, in den Fahrradladen und stellte sich vor das Fahrrad. Vorsichtig sah er sich um.

»Okay, dann wollen wir mal.« Er ergriff das Fahrrad und begann, es auf den Ausgang zuzuschieben. Zehn Meter bis zum Glück, 9…8…7…6…5…4…3…2…1, und schon war er draußen.

»Das war ja einfach – und nicht einen Cent bezahlt!«

Plötzlich wurde Michael von jemandem zurückgerissen. »Moment, junger Mann. Willst du denn nicht bezahlen?« fragte ihn der Verkäufer. »Na, komm mal mit. Wir gehen jetzt schön zur Polizei.«

Der Polizist, welcher Michael irgendwie an eine Bulldogge erinnerte, kam ihm immer näher und drückte ihm dabei fast die Zigarette im Gesicht aus. »Na los, gestehe endlich! Du wolltest das Fahrrad stehlen!«

Von Michael war nur ein leises »Ja, das wollte ich« zu hören.

Um Mitternacht lag Michael immer noch wach auf seinem Zellenbett. »Ich hätte meine Seele für dieses Fahrrad gegeben.«

Da ertönte ein leises Zischen und eine kleine, rote, gehörnte Gestalt mit Dreizack stand vor Michael. »Du würdest deine Seele für dieses Fahrrad geben? Das ist kein Problem!« Der Teufel schnippte dreimal mit dem Finger, und schon standen sie vor dem Geschäft. »Okay, na los, kaufe dir dein Fahrrad!«

Also ging Michael in den Laden, griff sich das Fahrrad und ging zur Kassa.

»Das macht dann eine Seele, bitte!« sagte der Verkäufer mit einem teuflischen Grinsen. Mit einem leisen Zischen verwandelte er sich in den Teufel. »Fahr zur Hölle!« schrie dieser und verschwand mit Michael.