Maria Kösterke (13)
Ein ganz normaler Tag
»Wir treffen uns 11:30 Uhr in der Jugendherberge«, sagte Christina, doch Alisha, Christiane und ich waren schon verschwunden.
Wir liefen durch viele Straßen, die mir wie ein Labyrinth erschienen.Vor einem Schreibwarengeschäft machten wir Halt und drückten uns die Nasen an der Fensterscheibe platt. Beobachtet unter dem mürrischen Blick einer jungen Verkäuferin, betraten wir den Laden.
»Macht die Türe zu, es zieht! Ihr habt ein Benehmen!« raunte sie uns an und beschäftigte sich dann wieder damit, ihre Nägel rund zu feilen.
»Was für ein Service!« bemerkte ich ironisch. Dann lehnte ich mich rein zufällig gegen einen Bücherstapel, der kurz darauf in sich zusammenfiel.
Die junge Dame stach sich vor Schreck mit der Feile in den Finger. »Aah, macht, dass ihr hier rauskommt. Sonst rufe ich die P «
»Ja, ja, einen wunderschönen Tag noch!« riefen wir lachend. Vor lauter Lachen bekamen wir Durst und suchten uns ein nettes Café.
Im Café war es leer, und wir setzten uns in eine gemütliche Ecke.
»Ja, hallo, was möchtet ihr denn haben, oder schaut ihr noch?«
»Zwei Heiße und eine Eisschokolade!« sagte Christiane und versuchte, einen Blick des recht gut aussehenden Kellners zu erhaschen. Doch der ignorierte sie.
»Ey, der ist schwul!« flüsterte ich ihr zu. Meine Vermutung schien sich zu bestätigen, denn als der Kellner die bestellten Getränke brachte, wackelte er lustig mit dem Po. Außerdem diese komische Aussprache!
Ein süßer Junge betrat das Café. Als der Kellner ihn erspähte, rannte er auf ihn zu. »Ey, der Kellner will was von dem süßen Boy!« flüsterte Alisha. Auch ihre Vermutung schien sich zu bestätigen, da der Kellner rein zufällig die bestellte Cola dem Typen über die Hose schüttete. Schnell nahm der eine Serviette und trocknete den Jungen damit ab.
Laut gackernd verließen wir das Café. Wir gingen in den Schlosspark. Im Schatten des Schlosses, auf einer Parkbank, suchten wir Ruhe. Doch oh nein! Zwei Typen mit einem Ghettoblaster setzten sich auf die Bank gegenüber. Ihre Hopperhosen hingen in den Knien und ihre Basecaps schräg. Cool, wie sie waren, hatten sie Kippen im Mund und bewegten ihre Köpfe zum lautdröhnenden HIP-HOP BEAT.
Die Omas neben uns hörten auf, übers Stricken zu reden, und musterten die Typen. Sie erklärten die Jugendlichen für asozial und redeten weiter über diese und jene Stricktechnik.
Ein aufgetakelter Britney-Spears-Verschnitt lief mit ihrem Hund, einer hässlichen Mischung aus Shiwawa und Pudel, an uns vorbei. Als sie uns entdeckte, zog sie eingebildet ihre Augenbrauen hoch. Das ließ ich mir nicht gefallen, und streckte ihr frech meine Zunge entgegen. Doch sie ignorierte uns.
Ihr Hund schien die Jungs in Hopperklamotten zu mögen und lief auf sie zu. Plätschernd pisste er sie an.
»Verdammter Scheißköter!« brüllten die Boys. Unter dem Geschrei der zweiten Britney Spears warfen sie den Hund in den nächsten Mülleimer.
Lachend zeigten wir mit den Fingern auf die Jugendlichen. Da zückten die Jungs einen Baseballschläger und gingen wütend glotzend auf uns zu. Vor Angst rannten wir schnell weg.