Lisa Heidinger (12)

Wassermangel

Eines Tags in Müllers Haus
kreischt die Frau beim Fenster raus:
»Schatzi, schwing deinen Hintern her,
in der Küche gibt’s kein Wasser mehr!«
Der Herr Müller – grad im Gartenklo –
Ja, der merkt das ebenso.
Schnell rast er hinein ins Haus,
denn im Klo stinkt’s, das ist ein Graus!
»Wasser, Wasser, was ist gescheh’n?
Beim Klo will die Spülung nicht mehr geh’n!«
Die Frau Müller nicht entzückt,
schnell den Fernseher andrückt.
»Liebe Leute, wetterlich,
sieht es aus ganz fürchterlich«,
der Nachrichtensprecher traurig spricht.
»Regen gibt es leider nicht.
Wassersparen, werte Leute,
ja, ist angesagt ab heute.
Wegen unsrer Wassernot,
sind schon viele Bäume tot.
Jetzt müssen wir uns zusammenreißen,
oder einfach in das Gras beißen!«
Frau Müller sagt, nun wirklich empört:
»Hast du diese Schweinerei gehört?«
Wütend dreht sie den Apparat ab.
»Wieso ist das blöde Wasser nur knapp?«
Doch trotzdem fangen die Müllers an,
mit dem Wasser jetzt zu spar’n.

Nach vielen Wochen ohne Duschen
sieht Herr Müller etwas huschen.
Und es hüpft in seine Schuhe,
und lässt seine Zehen nicht in Ruhe,
und beißt und zwackt und zwickt,
und das macht es sehr geschickt.
Da weiß Herr Müller, was ihn kneift,
es ist ein Floh, der ihn angreift.
»Hilfe, hilfe es gibt Flöhe!«
schreit Herr Müller, er hat Mühe,
denn das Tier, das zwickt ihn sehr,
und das plärren fällt ihm schwer.
Doch Frau Müller ihren Mann ignoriert,
weil sie gerade den Fernseher anstiert.
Der Moderator milde lacht,
weil es ihm scheinbar Spaß macht,
laut zu sagen, mit der Hand aufs Herz:
»Das mit dem Wassermangel war ein Scherz!
Die Regierung wollte nur testen,
welche Stadt kann überleben am besten.
So wurde das Wasser abgedreht,
um zu sehen, wie lange das geht.«
Herr und Frau Müller, wutentbrannt,
nehmen ein Messer in die Hand,
und machen sich auf zu der Regierung,
»Hoffentlich hab’n die ’ne gute Lebensversicherung!«