Dietmar Grimm (14)

Alkoholschmuggel in den Highlands

Im 19. Jahrhundert war Schottland weltberühmt für seinen Whisky. Und obwohl man in alle Ecken und Enden der Welt exportierte, war es streng verboten, Alkohol jeglicher Art und Stärke, außer für die Medizin, einzuführen, verkaufen oder zu konsumieren. Das hatte der Rat der Highlander beschlossen, da sie fanden, Alkohol würde der Untergang Schottlands sein. Daher wurden die Whiskybrennereien sehr streng bewacht, damit niemand auch nur ein Fläschchen stehlen konnte.

Trotz dieser und anderer strenger Überwachungen wollte kein Mann auf sein Bier und keine Frau auf ihren Wein verzichten. Also blühte der Schmuggel. Fast täglich kamen die Schmuggler an den, mit der Bevölkerung zuvor ausgemachten, Plätzen an verlassenen Küstenstreifen an. Sie kamen in der Dämmerung in kleinen Booten, luden ihre Flaschen und Fässer aus, nahmen ihr Geld entgegen und verschwanden so schnell wieder, wie sie gekommen waren. Die Polizei war machtlos. Und so entschloss sich der Rat der Highlander, Hilfe vom europäischen Festland anzuwerben.

Also schickte man Hilfsgesuche zu allen möglichen Staaten. So erhielt auch der König von Österreich-Ungarn einen Brief aus Schottland. Der König entschloss sich, einen Kriminalisten nach Schottland zu schicken. Es traf den jungen Detektiv Karl-Heinz aus Wien. Der war sehr glücklich darüber, da er endlich zeigen konnte, was er kann. Schon nach wenigen Tagen kam er im Hafen von Edinburgh an und wurde vom Chef der schottischen Polizei, einem Herren Mc. Donald, empfangen. Zusammen fuhren sie in einer Kutsche zur Edinburgher Polizeizentrale. Hier erhielt Karl-Heinz ein kleines Büro.

Auf dem Schreibtisch lag bereits ein Hefter, in dem die bisherige Sachlage aufgezeichnet war. Karl-Heinz begann sofort zu lesen. Er brauchte bis zum Abend, und am nächsten Tag besuchte er mehrere Stellen an der Küste, wo sich die Bevölkerung angeblich immer mit den Schmugglern treffen sollte. Er überlegte hin und her und verbrachte einige Tage mit Untersuchungen.

Karl-Heinz war jedoch nicht gerade motiviert. Das Alkoholverbot war zwar gesundheitlich eine ganz gute Idee, jedoch schien es ihm für unmöglich, einem Volk den Alkohol zu verbieten. Er überlegte: »Ein Volk vom Bier- und Weintrinken abzuhalten ist schon schwer genug, aber Schmugglerbanden zu zerschlagen, ist schier unmöglich. Ich muss also irgendwie versuchen, den Leuten den Alkohol zu verekeln. Das wird zwar nicht für ewig halten, aber irgendwann werden die schottischen Machthabenden einsehen, dass ein totales Alkoholverbot falsch ist, und ich habe dann hier meinen Auftrag erst einmal erfüllt.« Er entwickelte einen Plan und trug ihn dem Chef der Polizei vor. Nach einigen Tagen willigte er ein, und Karl-Heinz erhielt die Erlaubnis und alles was er brauchte.

Als erstes ließ er sich von den schottischen Whisky-Brennereien mehrere leere Flaschen samt Verschluss geben. Danach ging er in ein Druckhaus und ließ sich für die Flaschen Etiketten mit der Aufschrift »Originaler englischer Schnaps« drucken. Dann ging er zu einer chemischen Fabrik, die Medikamente herstellte. Da ließ er sich mehrere Mittel geben, die nach der Einnahme für mehrere Tage leichte Bauchschmerzen hervorriefen. Er füllte in jede Flasche etwas von diesem Mittel, Wasser, Pfeffer, Salz und andere Gewürze.

Nun brachte er die Flaschen auf ein kleines Boot und ließ es mit ein paar, als Schmuggler verkleideten, Polizisten besetzen. Fast zeitgleich schickte er in ein kleines Küstendorf mehrere verkleidete Agenten, die hier und da Leute ansprachen, ob sie an Schnaps interessiert wären.

In dem Dorf fand sich eine große Kundenmenge. Die Agenten bestellten die Kunden zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort an der Küste. Ort und Zeit wurden nun auch den Polizisten auf dem Boot mitgeteilt.

Als dann am Abend das Boot anlegte, und die Leute gleich begierig ihre erstandenen Flaschen aufrissen und einen großen Schluck nahmen, ging es los: »Ah, das schmeckt ja fürchterlich!«, »Mir ist schlecht!«, »Ich sterbe!«, schrieen und kreischten die Leute durcheinander.

Die Polizisten sagten: »Tut uns leid, das wussten wir nicht. Sämtliche Schmugglerringe beziehen ihren Alkohol aus England, da der sehr preiswert ist. Dass er vergiftet ist, wussten wir wirklich nicht!«

Karl-Heinz wusste, dass die Schotten die Engländer nicht so leiden konnten, da diese Schottland mehr oder weniger freundlich zum Beitritt in das britische Königreich gebracht hatten.

»Aha, die Engländer wollen uns also vergiften. Aber das melden wir der Polizei!« schrie ein Schotte.

»Nein, sonst weiß die schottische Polizei doch, dass ihr Alkohol gekauft habt. Dann landet ihr im Knast«, sprach einer der Polizisten.

»Na, dann kaufen wir eben keinen Schnaps mehr. Sollen die dämlichen Engländer doch in ihrer Giftbrühe ersaufen!« brüllte ein Schotte.

Dasselbe Ritual wiederholte Karl-Heinz noch in vielen anderen Orten Schottlands, bis er den Schotten den Alkoholschmuggel verekelt hatte. So hatte Karl-Heinz seinen Auftrag ausgeführt.