Petra Erdely (11)

Der Grieskai

Lisa und Bettina gingen in Graz spazieren. Genauer gesagt in der Herrengasse. Sie schlenderten von Geschäft zu Geschäft. Nach einer Weile kamen die beiden zum Hauptplatz. Sie sahen sich um und erblickten eine Bücherei. Als sie in der Bücherei waren, fiel ihr Blick als erstes auf ein Buch namens »Grieskai-Erzählungen«. Neugierig öffneten sie es und Bettina las:

»Um 1600 n. Chr. gab es einen Kai ohne Namen. Na ja. Eigentlich hatte er ja den Namen ‚Kai‘. Um zur Sache zu kommen: Alle Leute, die dort wohnten, waren arm. Aber keiner kümmerte sich um sie. Zu dieser Zeit kam ein Fürst namens Bartholomäus Gries in die Stadt. Er war ein sehr reicher und hilfsbereiter Mensch. Als er von dem Kai hörte, fuhr er sofort hin und gab allen Menschen zu essen.«

Lisa fing zu lachen an: »Das ist ja fürchterlich! So viele Fehler, und so schrecklich erzählt. Schau mal! Da steht: Letzter Platz. Das ist ja ein Buch von einem Wettbewerb. Mal sehen, was unter dem ersten Platz geschrieben steht.«

Lisa blätterte vor. »Lies vor!« bat Bettina.

»Der ‚Kai der Armen‘ wurde er genannt, der heutige Grieskai. Damals, also 1600 n. Chr., hatte er noch keinen richtigen Namen. Wie der Name Grieskai entstand, erzähle ich euch jetzt: Am Grieskai war Hungersnot ausgebrochen. Viele Leute mussten deshalb sterben. Als der Fürst Bartholomäus Gries davon hörte, gab er fast sein ganzes Vermögen für Essen aus. Das verteilte er dann an die dankbaren Menschen. Seitdem heißt der Kai ‚Grieskai‘«.

»Lass uns gehen«, sagte Lisa und legte das Buch zurück.

So gingen sie ins Freie und bummelten weiter.