Irene Diwiak (10)

Der verflixte Montag

Eigentlich mag ich Montage nicht. Diese schrecklichen Tage, an denen man aus seinen Wochenendsträumen erwachen und in der Schule gestehen muss, dass man vor lauter Fernsehen nicht zu den Hausaufgaben gekommen ist.

Dieser Montag war allerdings ein anderer Montag. Mein großer Bruder ging nun schon drei Jahre in einen Theaterkurs, und heute war die große Vorführung. Klar, Mum und Dad wollten das sehen, aber mit seiner kleinen Schwester, die man vor allen zum Affen machen konnte, brauchte mein Bruder nicht rechnen. Nö, ich machte mir es zu Hause gemütlich.

Nun war es kurz vor acht. Meine Eltern wollten los. Nein, mein Vater wollte los, meine Mutter hatte mir noch einiges zu sagen: »Also, 122 ist die Feuerwehr, 133 ist die Polizei und 144 die Rettung. Nicht zündeln! Ach, wenn das Telefon versagt, ruf mich an, ich leih dir mein Handy… Huch, geht ja nicht! Und nicht mit dem Schraubenschlüssel in die Steckdose!… Bernd, hol’ doch den Schraubenschlüssel aus…«

»Marianne, lass uns doch gehen!« mahnte Paps und zog Mami am Ärmel ihrer weißen Bluse hinaus.

»Und vergiss nicht…« konnte ich die Stimme meiner Mutter noch hören, aber dann waren sie endgültig weg. Endlich!

Ich schaltete das Radio ein und tanzte in die Küche, um mir Kakao zu kochen. Der Kakao war schnell gekocht.

Mit der angefüllten Kakaotasse hätte ich besser nicht tanzen sollen: Ich rutschte aus und stürzte. Dabei fiel mir die Tasse aus der Hand, sauste durch das geschlossene Fenster und landete auf dem neuen Auto unseres Nachbarn, das nun eine große Delle im Dach hatte.

Ich kleschte mit dem Kopf gegen ein Tischbein, das brach, und alles, was ich mir zum Abendessen auf dem Tisch hergerichtet hatte (Honig, Nutella und eine offene Coladose) fiel und ergoss sich halb über meinen Bauch, halb über unseren Teppich. Irgendwie war ich mit dem Fuß im Vorhang hängen geblieben, der sich nun auch von seiner Stange löste und auf mich herunterfiel.

Nun fehlte mir nur noch, dass das Telefon läuten würde. Und das tat es! Im Küchenfenstervorhang verwickelt, rollte ich dem Klingeln nach, stieß noch einen Turm dreckiger Gläser um und schaffte es dann noch irgendwie, den Telefonhörer zu erreichen.

Natürlich war es meine Mutter: »Hi, Schätzchen, hast du auch alles im Griff?«

»Klar!« antwortete ich, bevor ich halb bewusstlos einschlief. ICH HASSE MONTAGE!