Theodora Bauer (12)

Strandgammeln à la Dori

Heute hatte ich mir fest vorgenommen, einen schönen, ruhigen Tag am Strand zu verbringen, denn es war ja schließlich der erste Urlaubstag.

Ich ging also an den Strand, um mich ein wenig in der Sonne zu grillen. Gerade als ich mich bequem hingelegt und die Augen geschlossen hatte, hörte ich »Platsch«. Ich dachte, der vermeintliche Wassertropfen, der mitten auf meine Stirn gefallen war, würde in der Sonne schon wieder trocknen.

Nach zehn Minuten stand ich auf, um meiner trockenen Kehle ein Cola zu gönnen. Auf dem Weg zum Verkaufsstand grinsten mich alle Leute an, an denen ich vorbei ging. Und schon spürte ich, dass was von meiner Stirn die Nase herunterlief. Ich fasste mit der Hand auf die Nase und fluchte: »Ach du Schande! Warum muss gerade mir eine Möwe auf die Stirn kacken?!«

Schnell flüchtete ich ins Wasser, um mir die Möwenscheiße von der Stirn zu waschen. Kaum fünf Minuten geschwommen, spürte ich etwas an meinem Fuß. Ich tauchte unter und sah – »Hilfe, ein Hai!«

Schreiend rannte ich aus dem Wasser. Alle Leute verließen fluchtartig das Meer und liefen an den Strand. Die Bademeister, die auch schon am Ort des Geschehens waren, stellten Nachforschungen an. Nach einiger Zeit schauten sie mich ärgerlich an und sagten: »Dieser Hai war ein Thunfisch, und Thunfische fressen keine kleinen Kinder.«

Ich war empört! Ich war doch kein kleines Kind mehr. Trotzdem konnte sich die Dame neben mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Da fielen mir mein Durst und meine Cola wieder ein. Also rannte ich zum Stand, wo ein paar Omas und Opas standen.

Ich konnte so schnell nicht mehr bremsen. Ich dachte, sowas gibt es nur im Film, aber anscheinend auch in Italien. Ich hatte es schon einmal bei Dornröschen oder sonst wo gesehen, nur dass es damals die Ritterrüstungen gewesen waren, die aneinander krachten. Heute war es ein Seniorenclub. Jedenfalls rannte ich in die arme, ältere Generation.

Die schlagartig schlecht gelaunten Senioren zogen ab. Aber ich wollte trotzdem meine heiß ersehnte Cola haben. Also stellte ich mich weiter an.

Als ich ein paar Minuten später zufrieden schlürfend von dannen zog, sah ich einen Bademeister, der wie ein Fotomodell aussah. Ich konnte mir diesen Augenschmaus einfach nicht entgehen lassen.

Wahrscheinlich hätte ich ihn noch einige Zeit angestarrt, wenn nicht so ein achtjähriger Knirps mir ein Bein gestellt hätte und ich dem Bademeister daraufhin meine ganze Cola ins Gesicht geleert hätte.

Ich verfärbte mich rötlich und verschwand unter den bitterbösen Blicken des Badewaschls. So, aber nun konnte mir keiner mehr den Nachmittag vermiesen. Keine Haie, keine Knirpse und keine Senioren. Ich legte mich auf mein Badetuch. Dann spürte ich, wie mir wieder etwas von der Stirn die Nase herunterlief…