Theodora Bauer (12)

Gengoloises

Die Bücherei Puck war ein sehr schönes Geschäft, das Tom schon immer angezogen hatte.

Er ging wie fast jeden Nachmittag in die Bücherei Puck, um zu schmökern. Da fand er ein neues Buch, das eine fast magische Anziehungskraft auf ihn ausübte.

Er konnte nicht anders: Er schlug das Buch auf und begann zu lesen.

Plötzlich hörte Tom eine Stimme, die laut »Gengoloises, Gengoloises, mein Diener, komm!« schrie. Tom begann zu zittern, plötzlich drehte sich alles um ihn, und es kam ihm vor, als fiele er in ein tiefes, schwarzes Loch. Dann verlor er das Bewusstsein.

Als Tom wieder aufsah, sah er Rot. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn genauso wie die Nacht undurchsichtig und pechschwarz war, so war jetzt alles um ihm herum fast greifbar rot, knallrot. Auf einmal trat eine Gestalt, die er vom Hörensagen als Teufel kannte, vor Tom hin.

Der Teufel sagte: »Gengoloises, mein Diener, komm wieder zu dir!«

Ganz plötzlich schossen ihm einige Bilder durch den Sinn, auf denen ein kleiner grüner Gnom sich vor dem Teufel verbeugte. Doch so schnell die Bilder gekommen waren, verschwanden sie auch wieder.

»Du warst in deinem früheren Leben mein Diener, komm schon, erinnere dich!« sprach der Teufel.

Da bemerkte Tom das einzige Fenster im Raum, schreiend rannte er los und sprang durch das Fenster.

So hatte die ganze Misere angefangen… Kein Wunder, dass Tom in einer Irrrenanstalt landete, wo man bei ihm eine handfeste Schizophrenie diagnostizierte. Einmal sagte er, er sei Tom Mayrovich, dann wieder, er sei Gengoloises, der Diener des Teufels, und seine Pflicht sei es, zu töten.

Seit Tom in der Anstalt war, wurde jede Nacht von Montag auf Dienstag eine Leiche gefunden, der das Herz herausgeschnitten worden war. Daneben lag immer ein Zettel: »Im Auftrag des Teufels, hochachtungsvoll sein Diener, Gengoloises.« Und daneben das Pentagramm, dasTeufelszeichen. Das Seltsame daran war, dass Tom in jenen Nächten immer friedlich in seinem Bett lag, jedenfalls meistens …