Melanie Tischhart (10)

Fremde Tiere

Seit ich ein kleines Kind gewesen war, interessiere ich mich für fremde Tiere. Ich wünsche mir auch, selbst einmal eine Reise ins Ausland zu unternehmen, um die Kängurus zu beobachten. Auch Koalas und Pandabären mag ich gerne.

An einem schönen Freitag wollte ich mit meinem Vater darüber reden. Ich fragte ihn, wie viel so eine lange Reise nach Australien koste. Aber er schüttelte nur ahnungslos den Kopf. Ich schlich traurig in mein Zimmer hinauf und setzte mich auf mein Bett. Plötzlich kam mir eine tolle Idee. Ich bettelte meinen Vater an, ob er mit mir nach Leoben zu einem Reisebüro fahre. Da er gerade nichts zu tun hatte, brachte er mich hinüber. Ich verlangte dort ein Prospekt von Australien. Danach fuhren wir wieder nach Hause. Dort schnitt ich mir die Tierfotos heraus und ordnete sie in eine durchsichtige Klarsichthülle ein. Diese gab ich in einen Schnellhefter. Anschließend blätterte ich noch in einem Weltatlas unter "Urlaubsbilder aller Welt". Dort entdeckte ich auch noch einige faszinierende Tierbilder.

Langsam wurde es Abend und ich musste ins Bett. Ich träumte von den süßen Kängurus und den herzigen kleinen Koalas. Am nächsten Tag dachte ich über meinen seltsamen, aber wundervollen Traum ernsthaft nach. Jetzt wünschte ich mir noch sehnsüchtiger die lange Weltreise zu den unbekannten Tieren. Ungefähr um 16 Uhr, nach meiner Hausaufgabe, sauste ich in mein Zimmer in den ersten Stock hinauf. Dort setzte ich mich auf meinen weichen Schreibtischsessel und fantasierte:

»Ich bin in Australien und beobachte gerade zwei dunkelbraune Kängurus, wie sie wie eine Feder über das stumpfe grüne Gras dahinhoppeln. Ich erlebe auch mit, wie die orangegelbe Sonne im Pazifischen Ozan verschwindet. Und als es Abend wurde, bauten wir unser Lager auf. Nachdem ich mein Sandwich gegessen hatte, legte ich mich in meinen Schlafsack. Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Jeep durch die Steppe. Bei dieser Rundfahrt entdeckte ich noch ein Gürteltier und viele andere seltsame Vögel, von denen ich noch nichts gehört hatte. Den australischen Strauß und den Emu kannte ich ja schon. Am Nachmittag fuhr ich in ein kleines Dorf, wo die Eingeborenen, die Aborigines, mich mit Freundentänzen empfingen. Ich versuchte mich mit Handzeichen zu verständigen, aber sie verstanden anscheinend gar nichts. Bevor ich wieder zum Lager zurückfuhr, machte ich noch Fotos von meinen neuen Freunden.«

Stattdessen ging ich ersatzweise in unserer Gegend spazieren. Ich überlegte mir beim Bummeln, wohin ich fahren möchte und wen ich mitnehmen würde und woher ich das viele Geld nehme. Als ich wieder nach Hause kam, stand meine Mutter schon in der Küche und bereitete das Abendessen zu. Bei dieser Gelegenheit schwärmte ich meine Tagesträume meiner Mutter und meinem Vater vor. Die bremsten mich aber ein, dass ich mir nicht zu große Hoffnungen machen sollte.

Sie hatten recht, denn bis heute hat sich mein Traum nicht erfüllt.