Beatrix Reif (10)

Der dreizehnte Schlag

KLINGELINGELING! Es war Mitternacht. Das Telefon läutete. Lisa hob ab. Eine geheimnisvolle, raue Stimme kam aus dem Telefon: »Ich werde dich umbringen!«

Lisa legte erschrocken auf. Gleich darauf klingelte das Telefon noch einmal und da war wieder diese geheimnisvolle Stimme. »Komm in einer Woche zum Uhrturm sonst wirst du qualvoll sterben!«

»Nein werde ich nicht!« sagte Lisa fest entschlossen.

»Na gut! Du willst es nicht anders!« sagte die Stimme und legte auf.

Nun begann für Lisa eine schlimme Zeit. In ihren Träumen verfolgten sie Phantome und Monster mit Messern. Sie schrieen ihr nach: »Ich werde dich umbringen!« und »Komm zum Uhrturm!«

In der Schule wurde sie ausgelacht, weil sie von dem Anruf erzählt hatte, sogar ihre beste Freundin schlug sie, um ihr den »Unsinn« auszutreiben. Es wurde immer schlimmer und schlimmer, jeden Tag. Bald sah sie jeden und alles als Monster. Ihre Mutter schimpfte immer mit ihr, ihre Schwester machte ihr alles kaputt, und ihr Freund machte mit ihr Schluss. Jeden Tag weinte sie oft.

Da kam noch ein Anruf. »Komm zum Uhrturm, und alles wird gut!« sagte die geheimnisvolle Stimme von vorher.

»Na gut!« sagte sich Lisa. »Ich habe wohl keine andere Wahl!«

Also ging sie an dem besagten Tag zum Uhrturm. Sie ging hinein. Da stand schon das Phantom. Lisa wollte schon weglaufen, aber das Phantom sagte: »Bleib hier!«

Also blieb Lisa da. Sie musste dem Phantom vertrauen. Da fing die Glocke an zu läuten. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 Schläge. GONG! Oh, nein! Ein dreizehnter Schlag! Lisa wollte weglaufen, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst.

Ein böses Lachen, ein schriller Schrei, und still war es. Nichts war mehr zu sehen, außer der Leiche eines zehnjährigen Mädchens, das von einem Phantom erstochen wurde.