Beatrix Reif (10)

So ein Pech!

»Evelin! Autsch! Telefon! Ah! Mein Fuß! EEVELIIIN komm her!«

»Ja, Mama! Was ist denn? Fragte Evelin genervt. »Und es sollte etwas Wichtiges sein, weil ich hab noch heidenviel Aufgabe! Die Schreier hat uns so viel aufgegeben!«

»Frau Professor Schreier!«

»Ja.«

»Und räum dein Zimmer auf! AUTSCH!« Evelins Mutter war gerade auf eine CD-Hülle getreten, die jetzt eine Sprung hatte.

»Mama!«

»Ach ja, und da! Telefon!« Die Mutter ging, so schnell sie konnte, was bei diesem Sauhaufen in Evelins Zimmer nicht einfach war, hinaus, denn sie wollte sich das Trara von ihrer Tochter nicht anhören. Die CD-Hülle auf die sie gestiegen war, war nämlich die von Evelins Lieblings-CD.

»Ja, hallo?« Evelin legte sich den Hörer, den ihr ihre Mutter gegeben hatte, ans Ohr.

»Hallo Evi, da spricht die Trixi!«

»Hallo!«

»Du, hast du heute Zeit? Wir könnten zusammen auf die Messe gehen. Heute ist der Eintritt frei!« sagte Beatrix.

»Okay!« Eigentlich müsste ich zwar noch Zimmer aufräumen, aber ich glaub, ich scheiß drauf!«

»Hihi!« Beatrix lachte.

Also fuhr Evelin mit dem Bus zu Beatrix nach Hause und holte sie ab. Dann stiegen sie gemeinsam in den Bus zur Messe. Dort hatten sie sehr viel Spaß und kauften sich lauter kleines, unnützes Zeug.

Es wurde schon langsam dunkel. Plötzlich rief Evelin: »Oh nein! Wir haben die Zeit übersehen! Es ist schon neun Uhr!« Beatrix und Evelin bewegten sich so schnell wie möglich zum Ausgang. Rennen konnten sie nicht. Denn die Leute drängten alle zum Ausgang, da die Messe bald wieder Geschäftsschluss hatte.

Als sie bei der Bushaltestelle waren, bemerkten sie, dass der Bus ihnen sozusagen vor der Nase weggefahren war. Der nächste Bus ging erst in zwei Stunden.

Plötzlich schreckte Evelin hoch. Sie hatte nicht mal die Mathe-Aufgabe fertig gemacht, und morgen hatten sie Mathe.

Da die beiden Mädchen mit keinem anderen Bus nach Hause kamen, mussten sie ihre Eltern anrufen. Nur der Haken daran war, dass Evelin ihr Handy vergessen hatte, und dass Beatrix’ Handy, kaum hatte sie die Nummer ihrer Mutter eingetippt, piepste und anzeigte, dass der Akku leer war.

»Scheiße!« fluchte Beatrix.

Und als das Tüpfchen vom »i«, wie man so sagt, waren außer ihnen keine Leute bei der Bushaltestelle. Naja, bis auf ein paar alte Omis und Opis, die höchstens einen Regenschirm beziehungsweise eine Hut bei sich hatten. Eines stand fest: Die hatten kein Handy. Da! Eine Telefonzelle! Doch leider hatten sie ihr ganzes Kleingeld verplempert. Gut, also was blieb ihnen schon groß übrig, als auf den nächsten Bus zu warten? Eigentlich nichts.

Also warteten sie. Sie warteten und warteten und warteten…

Doch als der Bus dann endlich kam, waren sie zu allem unnötigen Pech schon längst eingeschlafen. Ein lautes Knattern weckte sie. Sie machten die Augen auf und sahen, was sie geweckt hatte. Der wegfahrende Bus. Es war genau ihr Bus. Sie liefen ihm nach, doch zu spät. Der Chauffeur sah sie nicht mehr.

»Oh, Mist!« rief Evelin. Sie setzten sich wieder hin.

Plötzlich hörten die beiden Mädchen ein lautes Hupen. Da sahen sie ihre Rettung. Ein dunkelblauer Skoda Octavia. Der Skoda der Beatrix’ Eltern gehörte. Und aus dem Beifahrerfenster winkte niemand anderer als Evelins Mutter, und am Steuer saß (wie sollte es schon anders sein?) Beatrix’ Mutter.

Als Beatrix und Evelin eingestiegen waren, saßen und angegurtet waren, sagten die beiden Mütter: »Im Schlimm Sein seid ihr wirklich unschlagbar!« und lachten.

»Und im Pech haben auch!« sagten die beiden Töchter und stimmten in das Lachen ein.