Beatrix Reif (10)

Ich hab keine Angst!

»Halloo! Hast du alle Türen verschlossen?« dröhnte es aus dem Fernseher.

Steffi saß auf dem Sofa und starrte gebannt auf die Mattscheibe. Sie sah sich gerade »Scream« an. (Das ist ein Film, in dem ein Killer Leute umbringt. Also ein Horrorfilm.)

»BU!«

»Hallo Dani!« sagte Steffi lässig.

»Schit! Wieso schreckst du dich nie?« fragte Steffis großer Bruder Daniel verärgert.

»Weil ich nicht an Geister glaube, so wie du! Baby! Baby!« spottete Steffi. Daniel ging wieder hinaus.

Nach ungefähr einer Stunde, als der Killer gerade einen Jungen umgebracht hatte, piepste Steffis Handy, das neben ihr auf dem Sofa lag. »Juhu! Ich habe ein SMS bekommen!« freute sich Steffi. Sie rief die Nachricht ab. Da stand:

Ich werde dich umbringen!

Steffi lachte aus ganzem Herzen. Nein, auf so etwas fiel sie nicht herein. Doch versprochen, das Lachen wird ihr noch vergehen.

Bald darauf war sie wieder wie hypnotisiert vom Flimmerkasten.

Als der Film aus war, war es schon dunkel, und im Haus herrschte Ruhe sanft. Steffi war die einzige, die noch wach war. Sie ging im Dunkeln in ihr Zimmer, und Licht machte sie keines an. Weil sie hatte ja keine Angst.

Plötzlich legte sich eine Hand auf ihren Mund, und jemand nahm sie in den Klammergriff.

»Hallo! Na, wer hat jetzt keine Angst?« fragte eine unheimliche Stimme.

Steffi bekam zittrige Knie. Sie wurde ruckartig umgedreht und sah den Killer. Er schaute dem vom »Scream« unheimlich ähnlich. Er hatte einen schwarzen Umhang mit Kapuze an, eine weiße Maske auf, die einem Leichengesicht ähnlich sah, und eine blutige Sichel in der Hand. Er lachte hämisch.

»Ich werde dich jetzt umbringen!« sagte der Killer wie ein Verrückter. (Vielleicht war er auch einer? Na ja, ziemlich sicher.)

Steffi wollte schreien, aber sie brachte keinen Ton heraus. Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Eigentlich wollte sie sich wehren und weglaufen, doch auch ihre Gliedmaßen versagten ihr den Dienst. Sie konnte nur erschrocken zusehen, wie sie mit der Sichel erstochen wurde.

Der Killer lachte noch einmal hämisch und flüchtete dann mit wehendem Umhang. Steffi ließ er blutend im Flur ihres Hauses liegen.

Als Steffi am nächsten Tag dort tot aufgefunden wurde, flossen literweise Tränen.