Karsten Konradi (13)

Rache aus dem Jenseits

»Ich bring ihn um«, schrie André, als er sah, wie sein Fahrrad zugerichtet worden war. Er wusste genau, dass es dieser Blödmann von Fredi gewesen war. Warum hatte er das nur getan? André hatte ihm doch nur die Trinkpäckchen im Ranzen zertreten, und er hatte ihm doch nur immer andere Sachen demoliert, das war doch nicht weiter schlimm.

Fredi sollte für das Fahrrad büßen. André sprach leise zu sich: Moment, der hat doch heute Fußballtraining; am besten warte ich dort irgendwo auf ihn.

Dreißig Minuten später.

Schnell rannte Fredi aus der Halle. Zu spät sah er das Bein. Peng – da lag er auch schon. Sofort riss André ihn wieder hoch. »Du verdammter kleiner Mistkerl! Das Fahrrad hat 2.999 DM gekostet. Warum? Ich habe dir nichts getan.«

»Nein, überhaupt nicht, du hast nur meine Sachen demoliert, mein Fahrrad in die Saale geworfen und meinen Bruder bedroht und zusammengeschlagen, du Großkotz.«

Wenn André eins nicht leiden kann, dann ist das, wenn man ihn ‚Großkotz‘ nennt. Mit der Sicherheit eines Karatekämpfer schlug André zu. Fredi sank sofort zu Boden. André zog ihn hoch, aber Fredi sank wieder zu Boden.

Langsam, mit zitternder Hand suchte er Fredis Puls, aber er fand ihn nicht.

Plötzlich erhob sich etwas Grünes, Schleimiges aus Fredis Körper. In zwei Metern Höhe blieb es auf der Stelle schweben. Mit drohender Stimme rief es: »Ich bin der grüne Rächer Fredis. Das wirst du bereuen.«

André drehte sich um, rannte so schnell, wie er konnte, davon.

Der Rächer rief ihm nach: »Ich werde dich fassen. Vielleicht nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann, wenn du es am wenigsten erwartest. Du kannst schon mal deinen Sarg bestellen.«

Fünf Minuten später war André bei sich zu Hause. Um sich abzulenken, wollte André ein bisschen Computer spielen. Plötzlich erschien eine blutrote Schrift auf dem Bildschirm: Weißt du schon, wann du stirbst? Nein? ich verrate es dir! Morgen in der Schule! Bis dahin viel Spaß! Dein Rächer.

André blinzelte ein paarmal, aber die Schrift verschwand nicht. Er schaltete den Computer wieder aus.

Da André verdammt vergesslich war, hatte er am nächsten Tag in der Schule die Ereignisse schon vergessen.

Langsam ging der Mathelehrer auf ihn zu und legte ihm die Arbeit hin. »Sehr schön, eins«, sagte er.

Auf einmal sprang das Fenster auf, und ein eisiger Luftzug drang in den Raum. Langsam richtete sich der Lehrer auf und ging zur Tafel. Mit roter Kreide schrieb er an die Tafel: Hallo André, die Zeit ist gekommen.

Der Lehrer drehte sich um, hob seinen Arm und schoß eine grüne Kugel genau auf Andrés Kopf. Dieser duckte sich geistesgegenwärtig, und die Kugel traf den Kopf des Hintermanns. Zwei Sekunden lang gab es den Kopf noch, dann war er von der Säure zerfressen.

Schnell rannte André aus dem Raum. Er sah noch, wie der Rächer den Lehrerkörper verließ. Dann war André auf dem Gang. Hinter ihm wurde die Wand von drei Säurekugeln zerfressen. André rannte wie ein Verrückter durch die Gänge der Schule, links, geradeaus, rechts, links, geradeaus und so weiter.

Aber der Rächer kam immer näher. Plötzlich spürte André, wie etwas durch seinen Körper schlug, und vor ihm die Wand zerfraß – André sah nach unten und erblickte das Blut, das aus seinem Bauch floss. Dann wurde er ohnmächtig.

Langsam schlug er im Krankenhaus die Augen auf. Plötzlich erschien an der Decke wieder die rote Schrift: Diesmal hast du noch Glück gehabt, aber das nächste Mal entkommst du mir nicht.