Maria Kösterke (12)

Friedhofsgrauen

Schatten bedecken ihr Gesicht. Der Vollmond spiegelt sich auf der Wasseroberfläche wider. Ein Käuzchen ruft. Wind weht, ihre Haare fliegen. Sie atmet schwer, ihr ist kalt. Geräusche sind zu hören. Knack-Knack! Wölfe heulen. Sie rennt weg. Der Ausgang des Friedhofes ist weit. Sie hat Angst. Schnelle Schritte auf den durch den Regen aufgematschten Boden. Tap, Tap, Tap, Tap! Aber nicht ihre Schritte! Sie wird am Genick gepackt. Sie schluchzt. Ihre Augen brennen durch den scharfen Wind und die salzigen Tränen. Sie bekommt keine Luft mehr. Sie fleht die Toten an, ihr zu helfen. Das ER drückt fester zu. Ein gekonnter Schlag, der Peiniger sinkt in die Knie. Sie rennt weiter, rutscht auf dem matschigen Boden aus. Sie sieht nichts mehr, denn ihre Haare kleben ihr im Gesicht. Wenige Meter bis zum Friedhofstor! Sie wird an den Haaren gezogen und sinkt zu Boden. Das ER ist ganz nah. Sie spürt seinen warmen, keuchenden Atem in ihrem Nacken. Krhkrh! Ein Dolch wird ihr ins Herz gebohrt. Das Wesen lacht hämisch. Ha, ha, he, he, hi, hi! Sie sinkt vor Schmerzen zu Boden. Ein Blutrinnsal tropft die kargen, bemoosten Steine herunter. Tropf, tropf, plitsch, platsch! – und fließt in eine Pfütze.

Alles bei Vollmond!