Anna-Maria Graßmugg (10)

Für mich ist in dieser Welt alles fremd

Vor kurzem traf ich am Strand einen Mann; er war mir fremd. Er sagte zu mir: »Kommst du mit in meine fremde Welt?«

»Ja, ich weiß aber nicht, wo deine Welt ist.«

»Sie ist nicht hier, sie ist auf einem anderen Planeten. Dort gibt es viele nette Menschen, viel netter als hier. Komm doch mit.«

Ich antwortete: »Ja, ich komme mit in deine nette fremde Welt.«

Als wir dann angekommen waren, begrüßten mich alle. Denn ich war der erste echte Mensch auf diesem Planeten. Als ich mich umschaute, dachte ich nur, dass ich wieder nach Hause möchte. Denn ich kenne hier gar nichts. Alles ist mir wirklich so fremd.

Ich merkte, dass ich nasse Augen hatte, ich weinte.

Gleich darauf kam der Mann, der mich gefragt hatte, ob ich mit ihm in seine fremde Welt komme. Er fragte: »Wieso weinst du denn?«

»Ich weine, weil ich doch wieder nach Hause möchte.«

»Aber das geht jetzt nicht mehr.« sagte er mit einer eigenartigen Stimme. »Denn wer einmal hier ist, der kann nie mehr zurück.«

Ich lief weg, zu einer Dienerin. Die tröstete mich. »Du bist hier eigentlich nicht auf einem Planeten, sondern im Himmel.«

Nach einigen Tagen kam ein alter Mann hier her. Es war mein Nachbar, den ich sehr gerne hatte. Er krächzte mit einer leisen Stimme. »Du wirst sehen, dein Bruder wird dich holen kommen. Denn für dich ist es noch zu früh, um zu sterben.«

Und da kam er wirklich, in einem grellen Licht. Es war sehr hell. Mein Bruder rief laut: »Komm schnell in das Licht, denn dann kannst du noch einmal zurück auf die Erde.«

Ich hatte es geschafft.

Auf der Erde wurde ein Fest gefeiert, weil ich wieder zurück war. Mein Leben ging normal weiter. Das Sterben hatte noch Zeit.

Diesen Mann, der mich mitnehmen wollte, den sah ich nie mehr.