Alisha Gamsjäger (10)

Fremd

Meine Mutter und ich zogen in er stürmischen Nacht um. Nämlich nach Graz. Vorher wohnten wir in einer Stadt, die Prag hieß. Dort redeten alle Tschechisch. Wir mussten deshalb umziehen, weil mein Vater in Graz Arbeit gefunden hatte.

Natürlich musste ich hier in die Schule gehen, aber am Angang konnte ich noch nicht so gut Deutsch sprechen. Die Lehrerin schob mich einfach ins Klassenzimmer und sagte: »Seht, das ist jetzt eure neue Mitschülerin.«

Ein Mädchen in der Klasse fragte: »Wie heißt du denn?«

Ich antwortete: »Mein Name ist Svenia.« Ein paar aus der Klasse rümpften die Nase und flüsterten: »Die stinkt, als ob sie sich in die Hose gemacht hat.« Die Lehrerin rief: »Ruhe! Bitte sorgt dafür, dass sich Svenia hier wohl fühlt!«

Die Lehrerin setzte mich neben ein Mädchen. Ich fragte sie: »Wie heißt du?« Sie antwortete: »My name is Silvia!« Da fing sie an zu lachen, ihr Lachen war so ansteckend, dass ich mitlachte. Später erzählte sie mir, dass sie aus England kam. Als die Schule aus war, ging ich gleich nach Hause. In unserer neuen Wohnung angekommen, rief ich in die Diele (auf Tschechisch): »Mama, heute war es lustig in der Schule.«

Meine Mutter: »Toll Svenia, komm, setz‘ dich zu mir an den Tisch und erzähle mir etwas von der Schule.« So erzählte ich ihr also, was in der Schule alles passiert war. Nach ein paar Monaten hatte ich eine sehr gute Freundin in der Schule. Es war meine Banknachbarin Silvia. Sie hatte blondes langes Haar und eine winzige Stupsnase, dunkelbraune Augen und eine sommersprossenübersäte Haut. Als wir eines Tages im Wald zusammen spazieren gingen, sagte sie: »Viele in deiner Klasse mögen dich nicht, weil du eine Ausländerin bist.« Sie fuhr weiter fort: »Sie sagen, dass du stinkst, weil du fremd bist.«

»Fremd«, das Wort »Fremd« wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.