Ariane Füßl (12)

Meli und die Möwenschar

Manchmal kommt es mir in den Sinn,
dass ich mit meinem Leben nicht ganz zufrieden bin.
Ich träume dann, wie wäre das fein,
könnte ich ein Vogel sein.
Hoch in den Lüften würde ich schweben,
wäre das ein herrliches Leben.
Städte und Dörfer unter mir,
Wälder, Felder und manches Getier.
Kamelkarawanen im Wüstensand
und manches bunte und ferne Land.
Der König der Lüfte wäre ich dann
und niemand schaffte mir etwas an.
Ich könnte machen, was ich wollte,
auch wenn es nicht immer vernünftig sein sollte.
Ich wäre groß und stark und frei,
und die Schule wär’ mir einerlei.
Doch leider ist es nur ein Wunschtraum von mir,
ich bin ein Mensch und sitze hier.

Meli saß an ihrem Schreibtisch und las ihr Gedicht noch einmal ordentlich durch. Dann gab sie es in einen Umschlag. Weil Meli das Meer liebte und sie gerade in Griechenland auf Urlaub war, machte sie einen kleinen Strandspaziergang. Sie genoss es, dass die Wellen immer wieder ihre Füße umspülten und dass der warme Wind ihre Haare flattern ließ.

Auf einmal erblickte sie in der Ferne eine Insel. Wie gerne wollte sie diese Insel erforschen. Aber sie war nunmal kein Vogel, der überall hin fliegen konnte.

Eine Weile beobachtete sie die Möwen, dann entfaltete sie nochmals den Umschlag und las ihr Gedicht durch. Plötzlich wurde ihr der Zettel von einer Möwe entrissen. Meli sah nur noch, wie die Möwe mit ihrem Gedicht im Schnabel davonflog. Erstaunt ließ sich Meli im Sand nieder und döste eine Weile.

Auf einmal kam eine riesige Schar Möwen angeflogen. Meli sah, dass eine Möwe davon ihr Gedicht im Schnabel trug. Die Vögel umringten sie und fingen zu singen an.

Weil du doch so gern ein Vogel wärst,
und dein Traum ist, dass du einmal durch die Lüfte kehrst,
möchten wir dir deinen Traum erfüllen
und dich einmal zu den Wolken bringen.
Vertraue uns, es ist keine Gefahr,
du wirst sehen, Schweben in der Luft ist einfach wunderbar.

Dann packten die Möwen Meli und flogen mit ihr um den weiten Ozean. Meli war überglücklich. Sie tanzte mit den Delphinen, aß Kokosnüsse auf einer einsamen Insel und planschte mitten im Meer. Die Möwen erfüllten ihr jeden Wunsch und schwebten mit ihr bis in die Morgenstunden. In der Früh luden sie Meli vor ihrem Hotel ab.