Nada Dzubur (13)

Ein kleines Schauermärchen

Meine Freundinnen und ich saßen am Friedhof. Es war Sandras Geburtstag, und wir durften bei ihr übernachten. Da ihre Eltern nicht da waren, hatten wir etwas Tolles geplant.

»Hast du Kerzen?« fragte ich.

»Klar doch!« rief Sandra und holte vier große weiße Kerzen aus ihrem Rucksack. »War ganz schön schwer, die zu nehmen, ohne dass meine Mutter etwas merkt.«

Carine holte die Streichhölzer heraus und zündete sie an.

Erna schaute auf die Uhr: »Noch fünf Minuten bis Mitternacht!«

Die Kerzen wurden im Kreis aufgestellt. Wir gaben uns die Hände. Es wurde leise. Man konnte nur das leichte Rauschen des Windes hören. Aufgeregt blickte ich in die Runde.

»Bereit?« fragte Sandra.

Wir nickten und schlossen die Augen.

»Wir rufen den Geist von Luzifer. Kannst du uns hören, Luzifer?« rief Sandra mit rauchiger Stimme.

»Wenn du uns hörst, dann gib uns ein Zeichen«, sprach ich.

Plötzlich kam ein kräftiger Wind und blies die Kerzen aus. Wir schrien alle Durcheinander und rannten davon. Erst, als wir zu einer beleuchteten Straße kamen, konnten wir uns beruhigen. Wir hatten tatsächlich mit dem Teufel gesprochen!

»Das wird sicherlich viel Unglück bringen«, meinte Erna, und sie sollte recht behalten…

Endlich kamen wir bei Sandras Haus an. Schnell gingen wir hinein und legten uns sofort schlafen.

In der Nacht wurde ich von einem gräßlichen Albtraum geplagt. In der Früh wachte ich schweißgebadet auf. Ich träumte, dass wir vier einen kleinen Jungen töten. Doch es ging nicht nur mir so. Auch die anderen hatten den gleichen Traum.

Ab jetzt ging das jede Nacht so. Jedesmal ein neues Opfer. Das musste unbedingt ein Ende haben!

Wir beschlossen, wieder zum Friedhof zu gehen.

Am Samstag war es soweit. Angsterfüllt und voller Zweifel betraten wir um die gleiche Uhrzeit wie früher den Friedhof. Was wir dort sahen, schockierte uns. Dieser Anblick war unbeschreiblich grausam. Es war also kein Traum, wirklich wahr! Wir hatten es wirklich getan! Auf dem Boden lagen die Köpfe der Kinder, die wir grausam getötet hatten.

»Wir sind Mörder!« rief ich.

»Wir müssen die Leichen einbuddeln!« meinte Carine, und wir taten es auch. »Kein Wort zu niemandem!« schrie sie. »Ihr müsst es versprechen!«

Erna und Sandra schworen, nie ein Wort darüber zu verlieren. Ich musste nachdenken. Die Schuldgefühle plagten mich.

»Oder willst du lebenslänglich sitzen«, meinte sie böse.

Nein, das wollte ich wirklich nicht. Also schwor auch ich, zu schweigen wie ein Grab…