Theodora Bauer (11)

Die Reise

Christina Siedl hatte eine abenteuerliche Reise vor. Sie hatte an einer Verkupplungs-TV-Show teilgenommen und wurde mit einem kleinen, etwas kratzbürstigen Herrn, der aber in voller Blüte stand, verkuppelt. Es war bis dato eine Fernliebe, und Christina wollte ihren Liebsten einmal besuchen fahren. Da gab es nur ein Hindernis: Der kleine Herr, der übrigens Tini hieß, wohnte mitten im Erdkern. Dort musste Christina jetzt wohl oder übel hinreisen, wenn sie ihren Lover besuchen wollte. Sie reiste als erstes in die Wüste Sahara, um sich dort an einen Erdölbohrer zu setzen und in die vorletzte Erdschicht vor dem Erdkern transportiert zu werden. Danach setzte Christina sich in einen Schnellzug und raste vor den Erdkern.

»Puh, ist das heiß! Die Decke hätte ich mir doch nicht von Anna ausborgen sollen«, stöhnte Frau Siedl und packte die hellblaue Wolldecke wieder in ihren Rucksack.

Die Wache vor dem Tor zur Erdkernwelt besah Christinas Ausweis und fragte streng: »Sind Sie überhaupt erdkernreif?«

»Wenn man mich hierher vermittelt hat, werde ich es wohl sein! Wie denn hätte man mich wohl für ihren Bürger, den Herrn Tini, extra ausgesucht?«

»Das hat was für sich«, meinte der strenge Wächter und erlaubte Christina die Einreise.

Christina ging durchs Tor der Erdkernwelt und überlegte sofort, ob sie nicht das Amt des Stadtschreibers in Herrn Tinis Wohnort ausüben solle. Aber sie überlegte es sich doch noch anders (Sie musste es sich vor allem schnell überlegen, da sie schon vor der Tür ihres Liebsten stand).

Das Haus sah seltsam, wie ein Glashaus, aus. Und lauter Pflanzen waren darin! Christina klingelte, aber es kam niemand zur Tür. Verwundert stellte sie fest, dass die Tür offen war. Frau Siedl betrat das seltsame Haus. Sie sah sich um und entdeckte auf einem kleinen Podest einen kleinen Kaktus mit einer orangefarbenen Blüte. Daneben stand ein Schild mit der Aufschrift: »Tini«.

Christina murmelte noch: »Ach du grüne Neune! Ich war in einen Kaktus verliebt!« (Um mehr zu sagen oder zu schreien, hatte sie keine Kraft mehr). Dann schloss sie die Augen und fiel in Ohnmacht.

Plötzlich wachte sie schweißgebadet auf und dachte sich: »Es war ja alles nur ein Traum. Gottseidank!«

Da klopfte es an der Tür. Christina machte auf.

Ich sagte: »Kannst du mir bitte meinen Kak…« Weiter kam ich nicht. Christina fing plötzlich an, laut zu kreischen und schloss sich ein. Ich wusste wirklich nicht, warum…