Julia Wurzinger (11)

Das Schlossgespenst

Es war einmal ein ängstliches Schlossgespenst, das in einer Burg in der Nähe eines Waldes wohnte. Es hatte nur einen einzigen Freund mit Namen Willi. Willi war ein Blautroll. Blautrolle haben blaue Augen, blaue Haare und einen blauen Ring am Finger.

Einmal saß das Schlossgespenst am offenen Fenster und blickte in die Sternennacht hinaus, und überlegte sich, warum es so ängstlich war. Da kam Willi daher und sagte: »Hallo!«

Doch das Schlossgespenst war so in seine Gedanken vertieft, dass es ihn nicht hörte. Da brüllte Willi ganz laut, dass man es bis zum Mond hören konnte: »Hallo!«

Das Schlossgespenst erschrak so sehr, dass es aus dem Fenster fiel. Es hatte zu allem Unglück vergessen, dass es fliegen konnte. So stürzte es in rasender Geschwindigkeit auf den Erdboden zu. Aber da Gespenster durch alles hindurchfallen, flog es durch den Erdboden und kam auf der anderen Seite der Erde wieder zum Vorschein – und dort war China.

Es suchte sich einen chinesischen Palast, wo es nun schon seit 1.886 Jahren spukt, und heiratete ein chinesisches Gespenstermädchen.

Ob es heute auch noch so ängstlich ist? Sein Freund Willi wartet jedenfalls noch immer beim Fenster, denn er denkt, wo immer das Schlossgespenst auch sein kann, es wird sich wieder einmal erschrecken und hierher zurückkehren.