Martin Steiner (13)

Schule einmal anders

Es war an einem ganz gewöhnlichen Schultag. Doch als Thomas aus der 3.A Klasse Gymnasium in die Schulbibliothek ging, um sich den neuesten »Knickerbocker-Bande«-Band auszuleihen, war der Junge ziemlich überrascht. Denn als er durch die Türe ging, die normalerweise zur Bibliothek führte, fand er einen Raum vor, der bis auf ein kleines schwarzes Kästchen mit einem roten Knopf völlig leer war.

»Was ist denn das?« fragte sich Thomas und näherte sich dem kleinen Ding, um es etwas genauer zu untersuchen. Zaghaft drückte er diesen geheimnisvollen Schalter. Gespannt wartete der Junge, was geschehen würde. Und ... es passierte nichts.

Etwas enttäuscht verließ Thomas den Raum. Doch als er das Zimmer verlassen hatte, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Alles war wie sonst. Nur dass an Stelle der Lehrer nun die Schüler das Sagen hatten. Herr Laibacher, Thomas’ Mathematiklehrer, grüßte den Jungen höflich und fragte ihn, ob er sich vorstellen könnte, ihm doch noch einen Zweier zu geben.

Da Thomas aus dem Staunen nicht mehr herauskam, meinte er nur kurz: »Ich werde es mir noch überlegen.«

Ängstlich suchte der Junge das Lehrerzimmer. »Was mich da wohl erwarten wird?« fragte sich Thomas und klopfte an. Und wer öffnete ihm? Ausgerechnet Stephan, sein Sitznachbar, der ihn immer ärgerte. Doch als Thomas bemerkte, was sein Freund anhatte, musste er innerlich lachen. Er hatte seinen Kumpel noch nie in einem Anzug mit Krawatte gesehen. Das Lachen verging ihm jedoch, als er an sich selbst herabsah. Sein T-Shirt hatte sich in ein Hemd mit einem roten Mascherl, seine Skaterhose in eine enge Jeans verwandelt.

Seine Miene hellte sich ein wenig auf, als er den Stundenplan studierte. Statt Mathe, Englisch, Deutsch und Co waren Stunden wie »Computer bedienen, lästigen Schülern Videos über den Musikantenstadel zeigen ...« angesagt.

Kurz darauf läutete die Glocke, und die Stunde begann. Automatisch ging der Junge in seine Klasse, ohne zu wissen, was er machen sollte. Als er den Raum betrat, standen seine Klassenlehrer höflich auf und schrien: »Grüß Gott, Herr Professor.«

Es war wie in einem Traum. Und als sich dann sein Klassenvorstand auch noch für einen Prüfungstermin meldete, war sich der Junge sicher, dass er tot und im Paradies sei.

Seine erste Stunde als Lehrer war wundervoll. Als er seinen Musikprofessor dann noch genüsslich eine Fünf eintrug, war er sich sicher: Lehrer sein ist deshalb so toll, weil man in der Schule das Sagen hat, die Schüler Angst vor einem haben, und man gar nicht so schlecht verdient.