Martin Steiner (13)

Der Geheimnisvolle auf Zimmer Nr. 13

Ein schriller Schrei weckte alle Gäste der Pension »Zum blauen Bären« auf.

Dieser geheimnisvolle Schrei war eindeutig aus dem Zimmer Nr. 13 gekommen.

Schnell stürmte Frau Bliem, die Besitzerin der Pension zum Tatort.

Als sie Herrn Werginz, der diesen Raum mietete zur Rede stellen wollte, kam ihr eine verschlafene Person entgegen, die nur die Worte »Wer stört?« stammelte.

»Da kam ein Schrei aus ihrem Zimmer.« Rechtfertigte sich Frau Bliem. »Haben sie ihn denn nicht auch gehört?«

»Schrei? Was für ein Schrei? Ich hab nichts gehört!« sagte Herr Werginz. Ein leises Poltern ertönte. »Haben Sie das gehört?« wollte Frau Bliem wissen. »Da war doch irgend etwas in ihrem Kasten!» »Was? Das kann unmöglich sein. Jetzt gehen sie doch endlich. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf!« Und so knallte Herr Werginz die Türe vor Frau Bliems Nase zu.

Verwundert trottete Frau Bliem zurück auf ihr Zimmer.

Einer hatte das Gespräch mitgehört, ohne dass es für ihn bestimmt war: Max.

Der jüngste Sohn von Frau Bliem hatte mit seinen knappen sieben Jahren mehr Krimis verschlungen, als so mancher mit 50. Max verdächtigte praktisch jeden, der ihn nur schief ansah. Man brauchte sich auch nur einmal kurz verreden, da war man für Max schon ein Massenmörder. Und so kam dem Jungen auch Herr Werginz auf Anhieb seltsam vor. Nicht weil er bei seiner Ankunft einen verdeckten Käfig mitbrachte, den keiner sehen durfte. Nein. Und auch nicht weil seit Herrn Werginz´s Ankunft die Seifen immer schneller weniger wurden. Nein! Es gab ja wohl sehr eitle Menschen. Das waren eigentlich alles nur Nebensachen.

Was Max auffiel war, dass Herr Werginz früh aus dem Haus ging und pünktlich 5 vor 12 Uhr sein Zimmer betrat. Das war für Max sehr verdächtig.

Der Schrei aus Zimmer Nr.13 und das seltsame Gespräch zwischen seiner Mutter und Herrn Werginz war nur ein weiterer Beweis dafür, dass Herr Werginz irgend etwas im Schilde führte. Für den Jungen war Herr Werginz ein rachsüchtiger Killer, der schon mindestens 23 Menschenleben auf dem Gewissen hatte.

So legte sich Max zwei Zimmer vom Zimmer Nr.13 entfernt auf die Lauer. Als sich nach dreieinhalb Stunden immer noch nichts rührte, und Max´ Augenlieder immer schwerer und schwerer wurden, sank sein Kopf müde auf den Boden.

Doch als sein Kopf den Teppich berührte, fuhr dieser wieder hoch. Täuschte sich der Junge, oder war da tatsächlich eine nasse Spur? Völlig munter und ganz aufgeregt folgte er diesem nassen Streifen bis ins Badezimmer, das wenige Räume vom Zimmer Nr.13 entfernt war. Nachdem Max die Badezimmertüre geöffnet hatte, traute er seinen Augen nicht zu trauen. Da saß doch tatsächlich ein Affe, der genüsslich die letzte vorhandene Seife in sich hineinstopfte.

»Wow!«, entfuhr es Max. Jetzt kam sein detektivischer Spürsinn ins Spiel, und er versuchte zusammenzufassen: »Eine nasse Spur, die vom Zimmer Nr.13 bis zum Badezimmer d. h. bis zum Affen führte, die ... Was? Das ist alles was ich weiß???« wunderte sich Max.

»In den Krimis liegt den Detektiven immer viel mehr Beweismaterial vor. In den Büchern sieht das alles so einfach aus.«

Also! Wem gehörte nun der Affe? Für Max kam natürlich nur Herr Werginz in Frage.

Leise schlich der Junge zu Zimmer Nr.13. »Verdammt! Abgeschlossen.« Jammerte Max.

Schnell holte er den Schlüsselbund der Putzfrauen, der in der Rezeption hing. Leises Knarren ertönte, als der Junge die Türe öffnete. Max hatte sich für die Überraschungstaktik entschieden und schrie in das Zimmer Nr.13: »Herr Werginz! Ich habe ihr Geheimnis gelüftet! Ich habe ihren Affen gefunden!« Als der Mann das hörte, sprang er vom Bett auf, sah die offene Kastentüre und sprintete auf den Gang. Doch leider war ihm Max’ Skateboard im Weg, das der Junge ganz zufällig vergessen hatte wegzuräumen. Prompt rutschte Herr Werginz darauf aus und kam zu Sturz. Schnell warf sich Max auf den Mann, was jedoch eh nicht mehr nötig war, da Herr Werginz durch den Sturz ohnmächtig geworden war. »Das ist das Ende deiner Ganovenlaufbahn!« meinte Max und alarmierte die Polizei.

Wie der Junge später erfuhr, sollte der Affe nach Italien geschmuggelt werden, und dort sehr teuer verkauft werden. Doch da hatte Max Herrn Werginz einen Strich durch die Rechnung gemacht.