Cordula Simon (14)

Kassiopeia

Kassiopeia lebte in St. Martin und war ein Schlossgespenst. Aber kein gewöhnliches, das heult, stöhnt und mit den Ketten rasselt (Außer ihrem Diamantschmuck hatte sie gar keine Ketten). Sie war ein Spiegelgespenst, das heißt, jedem menschlichen Wesen, dem sie begegnete, musste sie ein Bild von ihm zeigen, wie er in 50 Jahren aussieht oder wie er aussehen würde, wenn einfach alles umgekehrt wäre, zum Beispiel statt einer Stupsnase eine Hakennase, statt blonden schwarze Haare und so weiter.

Als sie noch lebte, war sie eine dicke Gräfin mit viel Geld und noch mehr Feinden. Man sagt sogar, dass es bei ihrer Beerdigung Schwierigkeiten gegeben hatte, weil sie für sechs Sargträger zu klein und für vier zu schwer war. Sie soll so dick gewesen sein, dass man in die Türrahmen des Schlosses Einkerbungen gemacht hatte, damit sie durchpasste (Die Türrahmen wurden später wieder herausgenommen). Und in ihrem privaten Bad musste man ungefähr ein Viertel des Wassers auslassen, wenn sie schwimmen wollte (falls sie das überhaupt konnte).

Als Gespenst konnte sie ihre Masse so verändern, dass alle möglichen Figuren und Personen entstehen können.

Für lange Zeit wurde die Geschichte von Gräfin Kassiopeia verschwiegen, da man sich ihrer schämte, weil sie keine Skrupel und noch weniger Tischmanieren kannte.

Aber ich habe die Geschichte wieder ausgegraben. Ich habe erfahren, dass sie nur wegen ihres schlechten Benehmens und ihrer Fettsucht zum Geist wurde. Aber auch Gespenster können essen. Also hat sie als Geist eine Diät gemacht, gelernt, sich zu benehmen, und wurde wieder zum Leben erweckt.

Heute nennt sie sich Claudia Schiffer.