Anna Panse (12)

Die Reise nach Nirgendwo

»Wo ist mein Kuschelbär?« rief Marianne ihrer Mutter zu.

»Weiß ich nicht; da musst du ihn suchen!«

»Aber ich hab doch schon überall geschaut!«

»Dann musst du eben nochmal gründlicher gucken!« rief die Mutter genervt, und damit war das Gespräch zu Ende.

Marianne ging seufzend in ihr Zimmer und tat, was ihre Mutter ihr geraten hatte. Sie schaute im Kleider- und im Spielzeugschrank, in der Spielzeugkiste und im Fenster. Nirgends fand sie ihren Lieblingsteddy. Traurig setzte sie sich auf ihr Bett. Da merkte sie, dass sie noch nicht darunter geschaut hatte. Tatsächlich! Dort lag er. Klein und hilflos. Der Lieblingsteddy von Marianne. Sie kroch unter ihr Bett, um den Bären zu holen. Doch als sie wieder vorkam, war sie nicht mehr in ihrem Kinderzimmer. Sie war in einem Land, da waren die Pilze größer als die Bäume, die Katzen kleiner als die Mäuse, die Süßigkeiten waren größer als die Behälter. Es war alles verkehrt herum.

Marianne nahm ihren Teddy und ging den roten Weg aus Lebensmittelfarbe entlang. Plötzlich entdeckte sie ein gelbes Schild, auf dem in großen Druckbuchstaben stand: NIRGENDWO. Sie hatte schon oft in Büchern davon gelesen. Aber so richtig daran geglaubt hatte sie nicht. Fröhlich hüpfend ging sie weiter und achtete nach einiger Zeit nicht mehr auf den Weg.

»Wer bist du, woher kommst du?« fragte eine heisere Stimme über ihr.

»Ich bin Marianne aus Bad Kösen, und wer bist du?« fragte sie neugierig.

»Ich bin Trala, der Gnom, und komme aus Nirgendwo. Und was machst du hier?« fragte der Zwerg.

»Ich habe meinen Teddy gesucht und bin unter mein Bett gekrochen. Als ich wieder vorkommen wollte, war ich hier.«

»Und jetzt versuchst du, den Weg wiederzufinden?« fragte Trala. Erst jetzt bemerkte Marianne, dass sie sich verirrt hatte.

»Oh, kannst du mir sagen, wie ich wieder zurückkomme?« fragte Marianne ein wenig ängstlich.

»Ja, du gehst da lang zurück, wo du hergekommen bist«, sagte Trala schnippisch.

Marianne schaute zurück, und als sie sich wieder umdrehte, war der Zwerg verschwunden. Weinend lehnte sich Marianne an einen Fliegenpilz. Wie würde sie wieder nach Hause kommen, ohne Hilfe? Jetzt hörte sie eine kleine, liebliche Stimme.

»Wer ist da?« fragte Marianne zögernd.

»Ich bin Lili«, antwortete die Stimme. »Eine Pulverbrausenfee. Was machst du denn hier?«

Marianne erzählte Lili die ganze Geschichte, die dann darauf antwortete: »Ja, wenn du willst, dann bringe ich dich zu der roten Spur zurück. Da kommst du doch her?« fragte sie höflich und hilfsbereit.

»Ja«, sagte Marianne glücklich.

Nun gingen sie nebeneinander zu der roten Spur. Als sie angekommen waren, verabschiedete sich Marianne und ging, immer auf die rote Spur schauend, weiter. Von weitem sah sie schon ein gelbes Schild. Als sie etwas näher dran war, konnte sie in großen Druckbuchstaben AUSGANG lesen. Schnell rannte sie zu dem Schild. Und genau als sie die Linie überquerte, rief ihre Mutter nach ihr. Verschlafen rieb Marianne sich die Augen. Hatte sie etwa geschlafen? Ja, das kann schon sein. Aber warum hatte sie dann die Feenfigur in der Hand?