Anton Maurer (10) 1. Preis

Zukunft


Verschlafen reibe ich mir die Augen. Da vernehme ich eine Stimme. »Herr Anton, bitte kommen Sie, Ihr Buch soll heute fertig werden!«

Verwundert sehe ich um mich. Ich liege in einem Einstockbett. Mein Gewand sehe ich auf einem Sessel liegen. Schnell schlüpfe ich hinein. Dann gehe ich durch eine große Holztür auf einen Gang, und schließlich in einen großen Saal. Alle Männer und Frauen sitzen schon vor ihren Computern. Schnell gehe ich auf meinen zu, und setze mich nieder. Und plötzlich weiß ich, was ich zu tun habe. Ich schalte meinen Computer ein, und beginne zu schreiben. Da steht:


Es war einmal ein Ritter, der hieß Augustinus von Lärchenfels. Eines Tages ging er im Schlossgarten umher. Da sah er eine Kreuzotter, die zwischen zwei Steinen eingeklemmt war. Er wollte ihr gerade den letzten Streich versetzen, als die Schlange flehte: »Lass mich am Leben, und du wirst es nicht bereuen.«

Widerwillig steckte der Ritter Augustinus sein Schwert wieder in die Scheide, und befreite die Schlange. Da kroch sie auf ihn zu und wollte ihn beißen.

Da rief der Ritter Augustinus: »Du hast mir versprochen, mir eine Belohnung zu geben, und jetzt willst du mich beißen!«

»Tja, bei uns ist es so Sitte, Gutes mit Bösem zu vergelten! Aber wenn du mir jeden Tag fünf frische Mäuse gibst, will ich dir nichts zu leide tun!«

»Einverstanden!« rief Ritter Augustinus, dann verschwand er in der Burg.

Und aus den paar Sätzen sollte ich ein ganzes Buch machen! Widerwillig beginne ich zu schreiben. Und nach einer Stunde hatte ich tatsächlich folgendes geschafft:

Er stellte sofort fünf Mausefallen auf. Am nächsten Morgen ging er sofort nachschauen, was er denn gefangen habe. Drei Mäuse waren es. Entsetzt starrte er sie an. Wenn ihn nun die Kreuzotter beißen würde! Doch dann fasste er sich ein Herz, und stieg auf einen der höchsten Türme. Die Schlange wartete schon. Klopfenden Herzens warf er die drei Mäuse hinunter.

»Das sind ja nur drei Mäuse!« lispelte die Kreuzotter böse.

»Ja, liebe Kreuzotter, die anderen zwei müssen hier in der Nähe liegen.«

Die Kreuzotter begann sofort zu suchen. Derweil spannte der Ritter seinen Bogen und schoss. Die Kreuzotter fiel getroffen zu Boden. Von nun an hatte er Ruhe von Schlangen, oder er glaubte es wenigstens. Denn am nächsten Tag sah er eine große Menge Schlangen näherkommen.

Schnell machte er ein Feuer vor einem Baum, und stieg mit einer Flöte auf ihn. Die Schlangen kamen immer näher, als sie die Musik hörten. Aber als sie nahe herangekommen waren, blieb der Zug stehen, und die Anführerin sprach:

»Wir wissen, dass du uns eine Falle stellen willst, fallen aber nicht darauf herein. Wir wollen uns bei dir bedanken, weil du die hinterlistigste Kreuzotter des Volkes getötet hast!« Dann krochen sie wieder davon.

Kaum jedoch war der Ritter Augustinus vom Baum gestiegen, kamen die Kreuzottern wieder herangeraschelt. »Wir wollen dich töten!« zischte die Anführerin.

Der Ritter rannte auf die Burg zu, und entkam gerade noch. Er ließ sofort fünfzig Krüge mit Öl anfüllen, die dann auf die Schlangen gegossen wurden. Die Schlangen hatten es eilig zu fliehen, und der Ritter ging dann zu Bett.

Am nächsten Tag fand er noch das Krönlein der Anführerin. Von nun an war er (des Krönleins wegen) vor Schlangen sicher.

»Gar nicht schlecht geschrieben!« lobt der Chef, nachdem er es gelesen hat. Da bekam ich vor Stolz ganz rote Ohren. Später meint der Chef noch: »Hier, Ihr Tageslohn!« Und er überreicht mir sechshundertfünfzig Schilling. Dann sagt er: »Hoffentlich schaffen Sie das Buch noch heute, denn sonst müssen Sie es morgen Vormittag vollenden!«

Na, das hoffe ich auch, denn eine Zeitreise dauert meistens nur einen Tag. Nach dem Abendessen putze ich meine Zähne und lege mich ins Bett. Ein komisches ‚Schriftstellerinternat‘ ist mein letzter Gedanke, dann schlafe ich ein. (Am nächsten Tag liege ich wieder wie gewohnt in meinem eigenen Bett!)