Tanja Kuster (9) 6. Preis

Bettina an der Decke

 

Vorwort

Diese Geschichte fiel mir ein, als ich auf dem Wohnzimmerteppich lag und auf die Decke schaute.

Ich dachte mir: "Wäre es nicht schön, auf der Decke zu gehen und einmal die Welt aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen ?"

 

Kapitel I

DAS IST BETTINA !

Bettina ist noch ein Kind und neun Jahre alt, wie ich. Sie hat leider keine Geschwister, aber ihre Eltern lieben sie dafür umso mehr.

Vierte Klasse Volksschule geht sie. Sie hat ihre beste Freundin Karoline in der selben Klasse. Ihre Haare sind schwarz, lang und meistens offen. Ihr Vater muß jeden Tag arbeiten, ihre Mutter aber nur 2 Stunden in der Woche. Ihr Lieblingsessen ist Nudelsuppe und hinterher Backhändl. Am liebsten trägt sie Hosen und T-Shirts, Kleider hasst sie.

Bettina ist sehr lebhaft und sportlich, dafür aber weint sie manchmal ohne daß sie weiß, warum. Niemand ist perfekt. Und sie wollte wissen, wie es ist, wenn man an der Decke geht.

 

Kapitel II

Es ist Freitag. Nur freitags steht Bettina gerne auf. Denn es sind vier Stunden, die sie in der Schule verbringen muß und zwei davon Turnen. In der ersten Stunden ist Grammatik. Sie lernen gerade, daß man Socken mit ck schreiben muss. Und es ist verdammt laut. Bettina und Karoline halten sich die Ohren zu. Aber jetzt hören sie auch die Lehrerin nicht. Also geben sie die Hände von den Ohren weg.

Drei Buben haben bereits Strafaufgaben. Doch es hilft nichts. Ende der zweiten Stunden noch vor der Hofpause sagte die Lehrerin: "So schlimm wart ihr noch nie. Heute wird nicht geturnt. Statt turnen werden wir schreiben."

Bettina dachte: "Scheiße, ich hab‘ nichts gesagt."

In der Hofpause spielten die beiden Mädchen mit ein paar anderen Mädchen "Zimmer-Küchen-Kabinett".

Als sie sich wieder anstellen mussten, sagte Karoline zu Bettina: "Schade, daß die Pause so kurz ist."

Jetzt mussten sie schreiben, und zwar die ganze Schulordnung. Und die war laaaang. Bettina verfluchte die Buben tausendmal. Renate dagegen freute sich, sie mochte nie turnen gehen. Das weiß Bettina, aber sie kann es sich nicht vorstellen warum.

Um halb zwölf war die Schule endlich aus.

Auf dem Heimweg fragte Karoline Bettina: "Kannst du Freitag auf Samstag bei mir schlafen?" Bettina antwortete: "Ja!"

 

Kapitel III

Bettina kam also um drei zu Karoline. Die beiden Freundinnen waren ganz allein, weil die Eltern von Karoline arbeiten mussten.

Sie sasen in aller Ruhe auf der Couch und sahen sich einen Film an.

Aber schon nach kurzer Zeit wurde ihnen langweilig. Da sage Bettina: " Gehen wir raus Ballspielen?" Darauf antwortete Karoline mit: "O.K." Sie spielten Fußball. Zuerst war Karoline im Tor. Das Tor war einfach zwischen dem Kirschbaum und dem Apfelbaum. Bettina nahm Anlauf. Sie rannte auf den Ball zu und schoß. Karoline aber konnte ihn noch gerade rauswehren. Bei dem zweiten Versuch schoß sie in das linke Eck. Jetzt konnte ihn Karoline nicht mehr rauswehren und sie traf. So freute sie sich, daß sie im Gras einen Purzelbaum schlug. Da es Mai war, durfte sie das.

Plötzlich begann es zu regnen. Die beiden liefen schnell ins Haus. Der Regen verwandelte sich in ein Gewitter und das Gewitter in einen Wirbelsturm. Er war so gewaltig, daß er alles durcheinander wirbelte. Bettina und Karoline klammerten sich aneinander fest und hatten große Angst. Und auf einmal Stand die ganze Welt auf dem Kopf.

 

Kapitel IV

Die beiden Mädchen hockten umklammert im Haus. Sie drückten die Augen zu. Und langsam machte Bettina das eine Auge auf. Und als sie sah, daß das Ärgste vorüber war, auch das andere.

Karoline hatte die Augen noch geschlossen. Bettina rüttelte an ihr und auch sie machte die Augen auf. Sie sahen sich um. Weder Bettina noch Karoline wusste wo sie war. Sie sahen nach oben. Die beiden fielen fast in Ohnmacht. Das komplette Wohnzimmer war da oben.

Karoline fragte: "stehen wir an der Decke?" Darauf schluckte Bettina und sagte: "Ja!".

Bettina und Karoline wollten nach oben gehen, aber das wurde schwer. Durch die Tür kamen sie noch, aber dann war das Problem da. Sie mussten runterspringen auf die Decke weiter oben.

Karoline hatte plötzlich einen Einfall. Sie sollte sich auf den Bauch legen und Bettina herunterlassen. Dann sollte sie springen und Bettina sollte sie auffangen.

Bettina war von dieser Idee begeistert und so machten sie es.

Karoline legte sich auf den Bauch und lies Bettina hinunter. Leider aber konnte Karoline Bettina nicht lange halten. Also musste Bettina schnell springen. Als sie am Ende ihrer Kräfte war, sprang Bettina endlich und kurz darauf auch Karoline.

Bettina fiel um und sagte: "Uff, geschafft!"

 

Kapitel V

Sie richteten sich wieder auf und gingen auf der Decke ins Badezimmer.

Sie schauten bei dem Fenster hinaus. Und jetzt fing das Unglück erst richtig an.

Ein Windstoss kam und zog die beiden aus dem Fenster heraus. Als sie draußen waren, vielen sie runter in den Weltraum. Bettina und Karoline landeten auf einem komischen Planeten.

Er drehte sich zwanzigmal so schnell wie die Erde, aber trotzdem noch so langsam, dass ihnen nicht schwindlig wurde.

Blumen, die auf diesem Planeten wuchsen, schossen in die Erde und dann gleich wieder heraus. Bettina versuchte sich auf eine sehr große Blume hinauf zu setzen. Es gelang ihr. Und sie wurde hochgefedert und fiel wieder runter.

Karoline sagte: "Könnte das nicht gefährlich sein?"

Bettina sagte darauf: "Ach wo, es ist lustig, probier es doch auch."

Karoline sagte aber: "Nein."

Auf einmal öffnete sich ein Loch in der Blüte und packte ihren Fuß.

Sie versuchten ihn heraus zu ziehen, doch sie schafften es nicht.

Auf einmal half noch jemand mit und sie schafften es.

Beiden Mädchen sahen nach hinten und erschracken.

Es hatte einen Elefantenkörper und ging aber normal aufrecht.

Die beiden schrien: "Aaaaaaaaaa, ein Ausserirdischer!" und wollten davon laufen.

Es sagte aber: "Ich tu euch nichts. Hallo, ich bin Karl."

Die beiden stellten sich vor. Dann sagte Bettina: "Danke, dass du mich gerettet hast." Dann sagte Karl: "Keine Ursache."

 

Kapitel VI

Karl fragte die beiden, ob sie sich einmal den Nachbarplaneten anschauen wollten. Sie antworteten mit Ja.

Er führte sie zu einem Loch. "Wir müssen in dieses Loch springen!" Bettina dacht sich: "Na das wird ein Abenteuer!" und sprang als Erste in das Loch. Dann sprang Karoline.

Bettina fiel einhundert Meter in die Tiefe. Sie landete auf einem weichen Polster.

Nur zehn Sekunden nach ihr landete auf ihr Karoline. Ui, das tat weh!

Bettina schrie: "Auaaaaa!"

Karoline sagte ganz leise: "Tschuldigung!".

Die beiden standen auf und sagten wie aus einem Mund: "Wo sind wir eigentlich?"

Da hörten sie ein schallendes Lachen. Es war die Stimme von Karl. Er sagte: "In Wirklichkeit heiße ich Ananius und ihr werdet in der Finsternis verrotten!".

Bettina schrie: "Du Verräter!"

Er lachte nochmals auf und verschloss das Loch mit einem Deckel.

Bettina holte aus ihrer Hosentasche eine Taschenlampe, knipste sie an und sagte: "Wie konnten wir so naiv sein?"

Karoline dachte sich: "Warum musste das Ganze passieren?"

Sie lehnte sich an die Wand. Es knirschte.

Eine vorher nicht vorhandene Tür öffnete sich. Ein Gang wurde sichtbar.

Er war nass und düster.

Die beiden waren erstaunt und Bettina fragte: "Wo kann dieser Gang hinführen?"

 

Kapitel VII

Sie gingen in diesen Gang, denn etwas anderes blieb ihnen nicht übrig.

Und sie gingen und gingen und gingen.

Schliesslich kamen sie zu einer Kreuzung. Bettina sagte: "Links". Karoline sagte: "Rechts."

Die beiden zankten sich nicht, sondern knobelten. Bettina gewann.

Also gingen sie links.

Sie gingen und gingen.

Plötzlich sahen sie Licht. Karoline schrie: "Juchu, wir sind gerettet!" Und sie lief voraus.

Das Licht, das sie sahen, war kein Tageslicht, sondern es waren Diamanten, hunderte Diamanten.

Karoline schrie: "Wir sind reich!"

Bettina sagte: "Was sollen wir damit ? Suchen wir lieber einen Ausweg."

Karoline willigte ein.

Sie gingen zur letzten Kreuzung zurück und bogen rechts ab. Sie gingen und gingen und gingen.

Dann ging es nicht mehr weiter. Links von ihnen hängte ein Schild auf dem stand: "Sucht das fünfte Element und sprecht es aus, dann kommt ihr an das Tageslicht".

"Schwere Frage", murmelte Bettina.

Auf einmal schrie Karoline: "Ich weiß, es ist Liebe und Freundschaft."

Als sie es ausgesprochen hatte, verschwand die Höhle und sie standen schon wieder auf einem anderen Planeten.

 

Kapitel VIII

Bettina sagte, dass ihr das langsam auf den Wecker ging und dass sie nach Hause möchte.

Auf diesem Planeten gab es Öffnungen in der Erde.

Karoline beugte sich über eine dieser Öffnungen. Auf einmal spritzte weißer Schaum aus ihr heraus. Karoline war im ganzen Gesicht voll damit.

Als Bettina sie sah, weinte sie vor Lachen und sagte: "Du Schaummännchen!"

Darauf sagte Karoline: "Ha, ha, ha, sehr witzig!"

Sie wischte sich den Schaum aus dem Gesicht. Karoline schaute auf die Löcher. Da sah sie, dass die Löcher mehr wurden.

Sie wollte etwas sagen, aber sie stotterte nur unverständlich und zeigte mit dem Finger auf die Löcher.

Bettina sah auch hin und sie begann auch zu stottern.

Da kam plötzlich aus dem Loch eine maulwurfartige Gestalt.

Bettina fragte: "Seid ihr für diese Löcher verantwortlich?"

"Ja, das sind wir!", sagte einer, der sehr nahe bei ihnen war. Er erklärte ihnen: "Diese Löcher sind unsere Wohnhöhlen und der Schaum dient zur Abschreckung der Feinde. Er spritzt immer heraus, wenn sich einer dem Loch nähert. Wir sind Küfusmaulwürfe und alle, die ihr da seht, sind mit mir verwandt. Und unsere Feinde sind Menopapsishunde. Ah, Hilfe, da kommen sie schon!"

Augenblicklich waren alle unter der Erde.

Die Menopapsishunde packten die beiden und brachten sie in ihr Schloss.

 

Kapitel IX

Der König dieser Hunde empfing sie nicht sehr freundlich.

Sie lagen in Ketten im Burgverlies.

Der König sagte zu seinen Wächtern: "Werft sie in den Vulkan!"

Der Weg zum Vulkan war sehr lange.

Die beiden Mädchen wehrten sich heftig, den Wächtern machte das aber nichts aus. Auch als Bettina einem in die Hand biss, lies er sie nicht los. Sie hatten nämlich Eisenhandschuhe an.

Am Vulkan angelangt, wurden sie hineingestoßen und sie fielen und fielen und fielen....... !

Dann endlich wurden sie von der Mutter von Karoline wachgerüttelt als sie im Schlaf furchtbar schrien. Sie sagte: "Beruhigt euch, es war nur ein Traum !"

Dann dachte Bettina: "Wir sind wohl beim Fernsehen eingeschlafen, dann war dieses Abenteuer bloß nur ein Traum ?"