Thomas Kuhelnik (11)

Todesangst

Evelyn Kehrmann hatte sich ein kleines, giftgrün gefärbtes Schloss in der Nähe von Leibniz gekauft. Evellyn konnte gleich am ersten Tag in ihrem neuen Heim schlafen.

Als sie ungefähr zweieinhalb Stunden geschlafen hatte, weckte sie ein quietschendes Geräusch. Schlaftrunken stand sie auf, um nachzusehen, was da so gequietscht hatte. Sie wählte zuerst den Weg in den Vorraum, wo sie allerdings nichts entdecken konnte. Sie spitzelte leise weiter zur Küche. Als sie einen Blick in den Raum warf, sah sie die offene Kühlschranktür. Sie ging näher ran, um mehr zu sehen.

Sie stieß einen schrillen Schrei von sich. Evelyn sah einen gekühlten, leblosen Arm. Dann bemerkte sie, dass der Arm schimmlig war.

Sie drosch die Kühlschranktür zu. Als sie sich umdrehte, sah sie einen Mann mit einem Messer, der direkt auf sie zukam. Der erste Stichversuch ging nur knapp daneben. Evelyn hechtete sich zwischen den Füßen des Mannes durch.

Sie blickte genau auf einen Mann mit einer Hand und sechs Stichwunden im Herz. Ihr kamen die Tränen, und wahrscheinlich war die Hand im Kühlschrank auch von diesem Mann.

Nun aber ging es um Leben und Tod. Der Mann stürzte sich mit brüllendem Geschrei auf sie. Sie konnte gerade noch zur Seite ausweichen. Sie rannte, so schnell sie konnte, zur Treppe.

Plötzlich war sie nicht mehr auf der Treppe. Sie saß jetzt nämlich gefesselt in einem rotbraunen VW-Käfer. Sie raste gerade mit hoher Geschwindigkeit auf eine Betonmauer zu. Oh Gott! Gleich würden sie die Engel umschweben, dachte sie. Nur noch 20 Meter bis zur Mauer. Noch eine Kreuzung, und Buf! Es ging total schnell. Sie raste volle Wäsch in die Mauer.

Aber anstatt tot im Auto zu liegen, lag sie nun mitten auf einem Minenfeld – was sie natürlich nicht wissen konnte. Noch immer schockiert vom vorigen Unfall, stand sie auf und machte sich auf die Suche nach einem Ausgang. Doch plötzlich stand sie genau auf einer Miene. Sie wollte weiter, doch plötzlich lag sie hier, ohne Füße, sie drohte zu verbluten. Und nun zog auch noch ein Gewitter auf. Es blitzte und donnerte. Und nun fiel auch noch ein nasser Tannenzapfen auf ihren Mund. Sie sah zu ihren Füßen – oh, sie hatte keine Füße mehr.

Sie fing an zu heulen, und plötzlich lag sie mit allen Körperteilen in ihrem Bett. Über ihr starrte ihr Verlobter auf sie herab. Evelyn erzählte ihm den Traum. Da sagte der Mann: »Der Blitz war ich mit meinem Fotoapparat. Und der nasse Tannenzapfen war eigentlich ein Kuss von mir.«

Evelyn musste lachen und gab ihrem Freund auch einen nassen Tannenzapfen.