Lisa Katharina Hörzer (10)

Die Frauengasse

Vor vielen, vielen Jahren gab es in der besagten Gasse kein Wasser. Die Bewohner meinten, der Teufel hätte ihren Brunnen ausgesaugt. Sie warteten nun schon wochenlang auf Regen. Doch Gott war nicht barmherzig mit ihnen. Viele Menschen waren an Durst gestorben. Alle Häuser waren schon von Ratten bewohnt.

Eines Tages sah man auf der Hand eines alten Mannes eine eitrige Beule. Am nächsten Tag hatte dessen Frau auch eine große Beule am Arm. Jeden Tag erkrankten mehrere Menschen an dieser merkwürdigen Krankheit. Bis man darauf schloss, dass die Pest in der Frauengasse ihren Anfang gemacht hatte.

Im Laufe einer Woche war das ganze Stadtviertel von der Pest befallen. Ein halbes Jahr später war die Einwohnerzahl von 40.000 auf 20.000 Menschen gesunken. Die gräuliche Pest wütete ein ganzes Jahr lang. Wegen ihr kamen mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Graz ums Leben. Der Brunnen in der Frauengasse wurde abgerissen. An dessen Stelle steht heute ein wunderschönes Haus, von wo aus das ganze Stadtviertel mit Wasser versorgt wird.