Lisa Katharina Hörzer (10)

Der Schlossgeist Peter von Rabenstein

Da Peter erst 19.999.999 Jahre alt war, durfte er noch nicht geistern. Das darf man erst, wenn man 20.000.000 Jahre alt ist. Peter war es immer nur langweilig. Er saß in der Nacht am Fenster, und am Tag lag er in seiner Truhe. So lange schon! Ungefähr 10.000.000 Jahre! Das war eindeutig zu viel verlangt. Der Geist beschloss, etwas zu unternehmen. Aber was? Ihm wollte und wollte nichts einfallen. Bis er eines Tages darauf kam, eine Reise zu machen. Nicht durch die Luft, wie es bei Geistern üblich ist. Nein! Er wollte mit dem Schiff und der Eisenbahn reisen. Mindestens bis nach Afrika. Davon hatten ihm die großen Geister nämlich erzählt. Es soll ein Land voller Ereignisse und Schönheiten, aber auch voller Gefahren sein. Dorthin wollte er. Unter allen Umständen.

»Aber es laufen doch alle vor mir weg«, sagte Peter traurig. »Ich muss mich verkleiden. Den Hut vom Urgroßonkel Sigismund, den Stock von Mutter Amalia, den Anzug vom Vater und die Uhr von Napoleon. So! Jetzt sehe ich aus wie ein Mensch. Nur noch ein bisschen Erdnussbutter ins Gesicht. Jetzt kann ich gehen!«

Am nächsten Tag ging Peter mit den Golddukaten aus der Schatztruhe des Fürsten Eugen von Schönbrunn zum Reisebüro. Er ließ sich eine Reise buchen. Wohin, das könnt ihr schon erraten. Die Reise sollte in drei Tagen beginnen. Peter brauchte keinen Koffer. Er hatte von seiner Urgroßmutter die Eigenschaft geerbt, das Notwendigste hexen zu können. Die anderen Dinge, wie zum Beispiel das Fernrohr, ließ er in seinem weißen Leib verschwinden.

Als Peter in den Zug stieg, hatte er doch ein wenig Angst vor der großen Welt. Doch als das Mädchen mit dem Getränkewagen kam, bestellte er sich einen Tee. Danach schlief er bald ein. Als der Geist aufwachte, war es schon Nacht. Da sagte die Stimme im Lautsprecher: »Nächste Haltestelle: Rom.«

Peter wusste, dass er nun aussteigen musste. Im Hafen wartete ja schon das Schiff auf ihn. Als er vom Zug ausstieg, fiel ihm eine Dame auf, von der später noch die Rede sein wird. Noch wusste Peter ja nichts von ihr.

Beim Schiff angekommen, teilte ihm ein Matrose seine Kajüte zu. Peter sperrte sie mit dem Schlüssel, den er bekommen, hatte, zu. Da sah er im Gang wieder diese Dame. Es fiel ihm nicht auf. Doch später erinnerte sich wieder daran. Diese eine Frau war für das verhältnismäßig junge Gespenst das erste Abenteuer.