Susanne Gottlieb (12)

Die falsche Spur

Familie Kleiderbügel wollte Urlaub machen. Sie planten eine Reise nach Griechenland. Also packten sie ihre sieben Sachen und stiegen in ihr kleines Auto, wo sie alles mit Mühe hineinbekommen hatten. Sie verließen ihr Haus in Jugoslawien und fuhren los.

Leider waren Vater und Mutter Kleiderbügel solche Holzköpfe, dass sie sich nur anhand einer Karte orientieren konnten. Tochter Luci musste die Karte halten. Leider – die Eltern hatten es vergessen – war Luci erst vier Jahre alt. So passierte es auch – zum Leidwesen der Urlauber – dass sie die Karte verkehrt hielt. Der neunjährige Max musste nur mehr die Autobahnen diktieren. Was passierte, können wir uns ausmalen: Sie fuhren Richtung Norden!

»Mama, warum wird es plötzlich so kalt?«

»Wahrscheinlich haben die hier schlechtes Wetter.«

Wenn die arme Frau wüsste, dass sie sich bereits im kalten Österreich befanden. Überlassen wir die Familie ihrem Schicksal und wenden uns nach Griechenland, wo die lieben Verwandten bereits auf die Famlie warten.

»Wo bleiben ... ähem ... wie heißen sie (?) ... ähem ... ach ja, die Kleiderbügeln?«

»Wir warten schon zehn Minuten!«

»Pech, dann gehen wir jetzt.«

»Genau, zum McDonald’s.«

»Gute Idee!«

Bei der Familie im Auto ist inzwischen eine mittlere Eiszeit angebrochen. Na ja, das behaupten sie jedenfalls.

»Kinder, holt’s eure Mäntel und Kapuzen heraus, wir sind bald da.«

Wo sie gerade sind? In Norwegen.

Plötzlich kamen sie ans Meer.

»Seit wann muss man einen See überqueren, um nach Griechenland zu kommen?» fragte der liebe Vater verärgert.

»Kein Problem, den haben wir gleich durchschwommen.« sagte die Mutter fröhlich.

»Papi, das Auto wird aber untergehen.« meinte Luci.

»Schwimmreifen mit Reifen auswechseln, und fertig.« meinte der Vater cool.

Nach einem Viertelstündchen war ihr Gefährt endlich im Wasser. Stellte sich nur die Frage: Wie sollte sich das Auto fortbewegen?

»Wir müssen paddeln!« sagte Max.

»Wir haben aber keine Paddeln.« heulte die Mutter.

»Dann paddeln wir eben mit den Händen!«

Nach einem Tag waren sie ganze zehn Meter weit gekommen.

»Da vorne schwimmt ein Killerwal!«

»Gebt mir das Lasso!« Und schon zog der starke Wal das Auto dahin.

Zwei Stunden später:

»Papi, ich habe Hunger!«

»Stapelt die Stühle und macht ein Feuer. Ich hol inzwischen die Angel.«

Während das Feuer heiß loderte, steckte der Vater ihren Goldfisch Dschinni an die Angel und warf diese aus. Plötzlich gab es einen Ruck. »Kinder, ein Floh hat angebissen, lasst ihn uns braten!«

Nach dem vorzüglichen Mal ging die Fahrt weiter.

»Mami, darf ich schwimmen gehen?«

»Ja, geh und komm nie wieder. Mit deinem Heißhunger werden wir zu Grunde gehen!«

»Dann bleib ich lieber da.«

Zwei Tage später:

»Wie lange müssen wir denn noch auf diesem See fahren?«

»Land ahoi! Statue der Athene in Sicht.«

»Papi, das ist aber die Freiheitsstatue.«

Gegen Abend waren sie angekommen.

»Tschuldigung.«

»What?«

»Tschuldigung.«

»What?«

»Ich hab Tschuldigung g’sagt, du Trottel.«

»I can’t understand you, you idiot.«

Und wenn sie noch immer nicht Englisch gelernt haben, dann irren sie noch heute in den Vereinigten Staaten umher, um Griechenland zu suchen, weil sie auf der falschen Spur sind.