Nada Dzubur (11)

Die verbotene Tür

An einem Sonntag übernachtete Lisa bei ihrer Tante. Diese war eine sehr alte Frau. Auch ihr Haus war alt: 200 Jahre. Lisa mochte dieses Haus nicht. Es war ihr zu gruselig. Doch die Mutter arbeitete 24 Stunden am Tag, und der Vater war gerade auf Geschäftsreise. So mußte Lisa wohl oder übel zustimmen.

An diesem Abend konnte Lisa nicht einschlafen. Sie hatte sich entschlossen, etwas zu trinken. Neben der Küche sah sie einen Gang, den sie nie zuvor bemerkt hatte. Ihr Durst war auf einmal vergessen. Ihr Herz klopfte wie wild. Sollte sie es wagen, den Gang zu betreten oder doch lieber nicht?

Trotz ihrer Höllenangst war ihre Neugier stärker. Also betrat sie den Gang mit einer Kerze in der Hand – Licht gab es ja keines. Auf einmal blieb Lisa stehen.

»Was mache ich hier eigentlich?« dachte sie. Jetzt erst packte sie der Schauer. Sie begann, heftig zu schwitzen. Sie schaute nach hinten. Die Hälfte des Weges war vollbracht. »Zurück kann ich nicht mehr. Ich muß weitergehen.« Mit langsamen Schritten ging sie weiter.

Immer wieder blieb sie stehen und blickte auf alle Seiten. Schließlich war sie angekommen. Sie stand vor einer Tür. Jetzt brach bei Lisa Panik aus. Sie wollte wegrennen. »Nur ein ganz kleiner Blick!« rief ihre innere Stimme. »Na gut, ein klitzekleiner Blick.«

Lisa hielt die Hand an der Klinke, ihre Hand zitterte heftig. Sie atmete tief ein und öffnete die Tür. Die Kerze ging aus. Kurz blies ein Wind durch die Tür. Ein grelles Licht schoss durch den Gang. Dann war die Tür zu.

Lisa wurde seitdem nie wieder gesehen. Ihre Tante, die eigentlich unschuldig war, wurde zum Tode veruteilt.