Nada Dzubur (11)

Der Ausriss

»Puh, endlich frei!« schrie Lisa. Sie war gerade von zu Hause ausgerissen. Alles hat damit angefangen, dass Lisa zu einem Konzert mit ihrer Freundin wollte:

»Aber Mama, ich muss zu diesem Konzert!« sagte Lisa, doch ihre Mutter wollte nicht lockerlassen.

»Vergiss es, ausserdem hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht! Und zum Schulschluss sieht es dann wieder wie letztes Jahr aus. Du willst doch nicht noch einmal die zweite Klasse wiederholen!«

Beleidigt ging Lisa auf ihr Zimmer. Aber sie hatte einen Plan. Schnell ging sie zum Telefon und rief Antonia, ihre beste Freundin, an.

»Hör zu«, rief sie. »Wir treffen uns beim Kino um elf Uhr, okay?«

»Okay«, stimmte ihr Antonia zu.

Lisa suchte ihr altes Seil heraus. Es war ein festes Seil, mit dem sie früher immer so gerne gespielt hatte. Sie schaute noch einmal auf die Uhr, sperrte ihr Zimmer zu, machte das Fenster auf und band das Seil beim Tisch, der neben dem Fenster stand, fest an. Schließlich kletterte sie das Seil hinunter. Dann ging sie zum Kino, wo Antonia schon wartete.

»Beeil dich!« rief diese. »Wir wollen ja nicht zu spät kommen!«

Lisa war ganz begeistert, als die Musik zu spielen begann. Plötzlich sah sie ihre Mutter, die auf sie zukam. Lisas Herz rutschte in die Hose.

»Was macht die denn hier?« dachte Lisa. Frau Langbauer packte Lisa an der Hand und schrie: »So, mein Fräulein! Zuerst kommst du mit nach Hause, dort werden wir dieses Problem regeln!«

Lisa konnte sich fast denken, was sie erwartete, aber es kam schlimmer.

»Was fällt dir ein?« schimpfte die Mutter.

»Sei doch still, du bist eine echte Rabenmutter!« schrie Lisa. Das ließ sich Frau Langbauer nicht gefallen.

»So, das reicht jetzt! Du kriegst lebenslänglich Hausarrest und Fernsehverbot!«

»Du bist eine dumme Kuh!« schrie Lisa. Jetzt war Frau Langbauer mit den Nerven am Ende. Sie holte aus und verpasste Lisa eine heftige Ohrfeige. Über Lisas Gesicht floss eine Träne.

»Auf dein Zimmer!« schrie Frau Langbauer.

In ihrem Zimmer packte Lisa ihre Sachen und ließ sich ein zweites Mal das Seil hinunter. Diesmal war es aber für immer.