Laura Bragagna (9) 1. Preis

Eine Reise durch die Zeit

Unsere Geschichte beginnt in der Wüste des Ägyptischen Reiches. Zu dieser Zeit herrschte Tutanchamun über einen Teil Ägyptens. Allerdings war es nicht so einfach, ein Pharao zu sein, wie sich jeder wünschte. Tutanchamun war gerade 17 und konnte noch leicht von seinem Thron gestoßen werden. Sein größtes Problem war Eje, er war der oberste Minister, der Tutanchamun zur Seite stand. Tutanchamun beängstigte Eje. Es kam ihm so vor, als hätte er einen mörderischen Plan, der ihn und seine Familie bedrohen würde.

Um einen Teil seiner Familie hatte er besonders Angst, um Anchesnamun, seine Halbschwester und Frau zugleich; allerdings konnte Tutanchamun ohne Beweise auch nichts verhindern und musste sein Schicksal der Zeit übergeben. Ihr Brauch war es, in der Nacht alleine vor den Anfang der Wüste zu gehen und in den Boden seine Sorgen zu schreiben. Die Botschaft sollte dann die Schlangengöttin Lambu aus dem Sand lesen, gleich verdecken und an den Schakalgott Anubis weitergeben. Anubis sollte damit durch die Wüste bis zum Ibisgott Amun (bedeutet unsichtbar) laufen, der dann die Botschaft endlich an den Falkengott Horus weitergeben sollte, der sie auch behält. Wenn der Falke Horus etwas tun kann, schickt er den Ibisgott Amun zu dem Besorgten, der dann zu Horus soll, doch das ist kein einfacher Weg, es ist eine große Reise durch die Zeit.

Doch Tutanchamun machte sich eines Abends auf den Weg vor die Wüste und schrieb seine Sorgen in den Sand. Schon als Neunjähriger (Anfang seiner Herrschaft) schrieb er nur dieselben Sorgen in den Sand. Tutanchamun könnte ganz alleine ohne Wachen in höchster Gefahr sein, doch sein Glaube an die Zeit war zu stark. Deshalb ging er auf die Knie, nahm den Ast eines abgedorrten Busches und schrieb: Horus, ich mache mir Sorgen um mich und meine Familie, denn Eje hat vielleicht einen mörderischen Plan, der für uns sogar der Tod heißen könnte. Das ganze tut er wahrscheinlich, um meine Herrschaft zu zerstören, um selber Pharao zu werden. Er könnte dann Anchesnamun heiraten und die Geschichte meines Vaters Echnaton zerstören. Deshalb kann ich nur der Zeit vertrauen. Die große Reise durch die Zeit mache ich gerne durch, wenn ich dadurch meine Familie in Sicherheit bringe. Ich weiß, dass ich mein Leben riskiere, doch vielleicht ist dies die Reise wert.

Noch immer in Gedanken vertieft, erhob sich Tutanchamun und dachte noch immer nicht daran, dass er ausspioniert oder gleich ermordet werden könnte. Als er sich umdrehte, wurde er von zwei Händen am Hals gepackt und nicht mehr losgelassen. Als Tutanchamun merkte, dass er bald keine Luft mehr bekam, schlug er den Jemand auf den Boden und fiel in den Sand. Eine Zeit lang sah Tutanchamun nichts, dann endlich wieder, doch der Jemand war schon weg.

Diese Nacht schlief Tutanchamun sehr schlecht, schließlich hatte der Jemand den Standort der Botschaft gefunden und könnte sie einem der obersten Priester zeigen, der Tutanchamun die Krone nehmen könnte. Nun lag es an Tutanchamun. Noch in dieser Nacht verließ er den Palast, um die Botschaft zu löschen. Doch als er gerade die Botschaft löschen wollte, hielt ihn das Kreischen eines Falken auf. Weil für Ägypter Falken heilig waren, kniete Tutanchamun mit Respekt vor dem Falken nieder. Doch der Falke tat, als sei das noch viel zu wenig für ihn. Dann flog der Falke vor Tutanchamuns Hände und sagte: »Ist was? Du hast das Recht, mit mir zu sprechen.«

»Aber ich muss mich verbeugen!« widersprach Tutanchamun.

»Nicht, wenn ich es nicht will«, sagte der Falke.

Als sich der Falke erholt hatte, schloss er die Augen und sagte: »Ich bin Kibun, ich komme, um dich zu warnen. Du darfst nie, egal was passiert, deine Botschaft löschen, schon gar nicht, wenn dir viel an der Botschaft liegt. Du würdest nicht bestraft werden, aber es ist nur zu deinem Schutz.«

Tutanchamun schloss ebenfalls die Augen und sagte: »Nun werde ich meine Krone verlieren.«

Der Falke öffnete blitzschnell wieder die Augen und sagte: »Weshalb solltest du die Krone verlieren, nur weil du deine Angst und dein Glauben an Horus, meinen Meister, gibst?«

Auch Tutanchamun öffnete wieder die Augen. »Dein Meister?«

Als wüsste er nicht, was Tutanchamun sagte, sprach der Falke: »Natürlich, mein Meister, was sollte er denn sonst sein – mein Sklave?«

»Du weißt doch, daß ich nicht wusste, dass du für Horus dienst.« Sagte Tutanchamun.

Der Falke senkte den Kopf: »Ach nein, dann denkst du sicher, daß bald Amun, der Beschützer, auf dich zukommt. Denk ja nicht, er existiert nicht, aber Horus hat mich, den Warner, geholt, und ich werde dich durch die Reise der Zeit begleiten, denn du willst sicher erfahren, was mit dir und deiner Familie geschieht.«

Ohne irgend ein Wort zu sagen, setzte Tutanchamun einen nach dem anderen Fuß durch die Wüste, um die Reise durch die Zeit zu beginnen. Der Falke flog ihm nach, denn was wäre das Gesetz der Zeit ohne einen Warner, der die Botschaften vor der ewigen Verwüstung retten würde? Tutanchamun blickte noch einmal zum Palast, dann sah er auf der Stelle seiner Botschaft eine Schlange, die seine Botschaft löschte. Tutanchamun lächelte kurz und drehte sich wieder um.

Nach einer Weile konnte man den Palast kaum noch sehen, nur ab und zu ragte eine Spitze des Palastes hinter den Sandhügeln hervor, verschwand aber ziemlich schnell wieder im Sand.

Unter einem verdorrten Busch blieben Tutanchamun und Kibun stehen. »Hier übernachten wir«, sagte Kibun.

»Hier?« Fragte Tutanchamun.

Kibun nickte: »Natürlich hier, wo sonst?«

Tutanchamun schaute zu Boden, schüttelte den Kopf und sagte leise: »Das fängt ja gut an.« Dann versuchte er zu erklären, dass es nicht gerade gut war, mitten in der Wüste zu schlafen, wegen der Sandstürme. Doch das war Kibun ganz gleich. Er wollte stur neben dem verdorrten Busch übernachten.

Doch in der Nacht fingen schon die ersten Probleme an: Tutanchamun hätte es mit Sand überweht, wäre er nicht auf die Spitze des Busches geklettert, die dann gleich abbrach. Kibun aber war im meditierenden Schlaf und wurde weder weggeweht noch überschüttet. Schon ziemlich am Ende der Nacht konnte sich Tutanchamun noch mit letzter Kraft an der Wurzel des Busches anhalten.

Am nächsten Tag war Tutachamun bewusstlos, steckte bis zu den Knien im Sand und konnte sich kaum fortbewegen. Erst etwas später kam Tutanchamun zu Bewusstsein und versuchte, sich aus dem Sand zu graben. Doch er fand Kibun nicht. Nirgends war er, er war einfach weg, verschwunden. Nach entsetzlich langem Suchen gab Tutachamun auf, er sank zu Boden und schloss verzweifelt die Augen. Seine Gebete an Kibun wurden scheinbar nicht gehört. Die entsetzliche Hitze und der starke Durst zogen Tutanchamun wieder aus dem Bewusstsein. War das das letzte Mal, daß Tutanchamun die Sonne sehen würde?

Etwas später wurde Tutanchamun doch noch aus seinem wahrscheinlich ewigen Schlaf geweckt, eine Stimme wiederholte sich immer wieder, doch er konnte sie nicht richtig verstehen, sie klang noch am ehesten wie: »Tutanchamun, Tutanchamun, Pharao, steh auf!«

Mit letzter Kraft öffnete Tutanchamun seine Augen, er sah einen Falken, er wusste, dass er ihn schon einmal gesehen hatte, wusste aber nicht, wo; erst ein bisschen später bekam Tutanchamun wieder sein altes Gedächtnis, er blickte zu Kibun, strich ihm über den Kopf und sagte: »Du lebst.«

Kibun schaute Tutanchamun schäkernd an und sagte: »Natürlich lebe ich, ich bin nur etwas weiter geflogen, weil mir so viel Sand in die Augen geflogen ist.«

Tutachamun lächelte: »Du bist ja doch ein feiges Lamm!«

»Mir war nur Sand ins Auge gekommen!« wiederholte sich Kibun.

Tutanchamun strich mit seinem Finger auf ein letztes Ästlein des verdorrten Busches: »Jetzt weißt du, warum ich lieber mit einem Beschützer gegangen wäre.«

Kibun flog, so nah er konnte, an Tutanchamuns Augen und sah sie an: »Du wärst lieber mit einem Beschützer gegangen?«

Tutanchamun wurde es zu eng, er versuchte Kibun zu beruhigen, doch der war schon längst durchgedreht; Tutachamun versuchte, Kibun festzuhalten, doch mit einem wütenden Falken sollte man sich nicht anlegen. Hoffnungslos musste Tutanchamun mitansehen, wie sich sein Schicksal der Zeit für immer auflöste. Doch Tutanchamun konnte hier nicht noch einmal übernachten. Von dem abgedorrten Busch waren jetzt nur noch die Wurzeln übrig. Was würde nächste Nacht hier herumliegen? Tutanchamun wollte gar nicht daran denken. Deshalb machte er sich noch in dieser Nacht auf den Weg, eine Art Höhle zu finden. Es war nicht schwer, eine Höhle zu finden. Doch die meisten waren schon besetzt oder zu eng.

Es wurde dämmrig. Der Rand der Sonne, der noch über die Sandhügel ragte, sah aus wie eine Feuersichel. Tutanchamun begeisterte das Sonnenschauspiel weniger. Es war für ihn eher eine Warnung, dass bald die Sandstürme kämen. Damals glaubten noch alle Leute, dass Kama, die Sonnengöttin, in der Dämmerung nur so hell leuchtete, um alle vor dem Sandsturm zu warnen.

Nun wurde es dunkel. Der Sand bekam schon ein paar Wirbelstellen, und Tutanchamun hatte noch immer keine Höhle gefunden. Doch da blieb Tutanchamun stehen. Ungefähr 200 Meter entfernt konnte er noch ganz schwach eine Art winzige Höhle erkennen. War es eine Fata Morgana? Tutanchamun wollte es riskieren. Er ging mitten ins Innere der Wüste, um die mögliche Höhle zu sehen, die vielleicht schon besetzt war. Der Sturm begann, und Tutanchamun war bis zu den Knien im Sand. Plötzlich blieb er stecken. So nah vor dem Ziel! Jetzt konnte er es nicht mehr schaffen! Oder doch? Ein Schakal kam angesprungen. Er sah noch ziemlich munter aus, aber wahrscheinlich nur, weil er in panischer Angst war. Der Schakal zog Tutanchamun mit letzter Kraft aus dem Sand. Dann sagte er: »Folge mir in die Höhle!« Tutanchamun folgte also dem seltsam starken Schakal in die Höhle und blieb vor ihr starr stehen.

In ihr war eine Art Treppe, die tief unter die Erde führte. Doch, wieder ohne ein Wort zu sagen, stieg Tutanchamun in das Innere der Erde. Je tiefer sie in die Erde stiegen, desto mehr kam Tutanchamun ins Staunen. Die vielen Zeichnungen an der Wand waren für Tutanchamun nicht nur schöne Bilder, sondern auch alte Geschichten, die Götter unsterblich machten. Dann standen die beiden vor einem riesigen Tor aus Stein.

»Das bräuchte wahrscheinlich ewig, um geöffnet zu werden«, sagte Tutanchamun.

Der Schakal schaute ihn an und sagte: »Ich bin Kanda, der Diener des Gottes Anubis.«

»Deshalb bist du so ein ungewöhnlicher Schakal«, sagte Tutanchamun. »Mich wunderte es, dass du so unmöglich stark warst, um im Sturm zu überleben und mich aus dem Sand zu ziehen, obwohl ich schon bis zu den Knien im Sand steckte.«

Kanda nickte und sagte: »So erkennt man mich nun mal.«

Er war ein ziemlich schweigsamer Schakal, der nur redete, wenn es wirklich sein musste. Er schwieg fast die ganze Zeit und blickte dabei Tutanchamun seltsam an. Warum, wusste Kanda selbst nicht richtig. Tutanchamun störte das ziemlich, aber er wollte nicht widersprechen, weil er ihn nicht wieder, wie Kibun, verlieren wollte.

Tutanchamun wurde das Warten vor der Tür zu langweilig, deshalb fragte er: »Wer öffnet jetzt die Türe?«

Kanda sagte: »Wir warten, bis uns Tari, die Paviandienerin, öffnet. Das kann nur sie.«

Endlich öffnete sich mit einem lauten Knarren die Türe. Eine große Paviandame stand mitten vor den Augen Tutanchamuns und Kandas, und fragte Tutanchamun: »Wer bist du, Sterblicher, und was führt dich hier her? Nur Götter oder andere Unsterbliche, wie ich oder Kanda, dürfen hier eintreten!« sagte sie mit düsterem Blick.

Doch Kanda widersprach Tari und sagte: »Ich habe ihn hier hergeholt.«

»Mit Absicht?« fragte Tari.

»Ja, mit Absicht!« antwortete er.

Tutanchamun schaute Kanda fragend an. »Mit Absicht?«

»Aber ja, weshalb glaubst du, bist du jetzt hier?«

»Weil du mich vor dem Sandsturm gerettet hast, weshalb denn sonst?«

»Ach, der Sandsturm«, sagte Kanda lachend und wirkte ganz anders, als der Stumme von vorhin. »Den hatten wir doch selbst geplant. Alifun, der fliegende Hund, hat ihn mit seiner magischen Kugel verursacht.«

»Welche magische Kugel?« fragte Tutanchamun staunend.

»Eine Kugel, die alles für ihren Meister tut.«

»Kann sie auch vorhersehen?« fragte Tutanchamun.

»Da musst du schon selber zu Alifun gehen«, sagte Kanda.

»Wo ist er?« fragte Tutanchamun.

»Hinter der Tür, im fünften Gang, wo acht Diener stehen: Kamandor, Kamanor, Kaman, Kamor, Kamaor, Kasifor, Kalamboa und Kalamsio. Wenn du sagst, dass du in meinem Auftrag kommst, werden sie dich einlassen.«

Also ging er hinter die Tür in den fünften Gang und sagte den acht Dienern, dass er im Auftrag von Kanda käme. Und tatsächlich ließen sie in ein.

Als sie die Tür öffneten, saß ein riesiger Flughund vor seinen Augen. Er fragte: »Wer bist du, und woher kommst du?«

Tutanchamun sagte: »Ich bin Tutanchamun.«

Als er das gesagt hatte, war es für Alifun auch logisch, woher er kam. Deshalb sagte er nur: »Komm, setze dich zu mir und sage mir, was du wissen willst.«

»Ich will wissen, was passiert, wenn ich wieder zurückkehre.«

»Das willst du wirklich wissen?« fragte Alifun.

»Ja, egal, was passiert.«

»Wenn du es wirklich willst!« Erwiderte er und brachte seine Kugel zum Drehen. Gleich danach konnte man ein Bild in der Kugel entdecken. Tutanchamun sah Eje in der Kugel. Er hielt einen spitzen Stein in der Hand, den er plötzlich warf. Das Bild verschwand und Alifun sagte: »Mehr darf ich dir nicht verraten, aber du weißt wahrscheinlich, was passieren wird, wenn du zurückkehren wirst. Trotzdem möchte ich, dass du zurückkehrst. Es wäre richtig. Du bist wichtig für Ägypten, nur im Tal der Götter brauchst du uns eher.«

Tutanchamun ging bei der Tür hinaus und dachte immer wieder dasselbe: »Wie soll ich mich entscheiden, wie es soll es weitergehen? Was werden die anderen denken, wenn ich nicht bald wieder auftauche?« Also entschied sich Tutanchamun, wieder heimzukehren und sich Eje zu stellen. Er ging zu Kanda und sagte ihm: »Ich würde gerne wieder nach Hause zurückkehren, um mich Eje zu stellen. Wen auch immer er erschlagen will, ich werde ihn davon abhalten, denn schließlich bin ich der Pharao von Ägypten. Was ich damit sagen will, ist, dass ich deine Hilfe brauche, denn ohne dich werde ich schon nach dem ersten Tag bis zum Kopf im Sand stecken.«

Kanda war leicht zu überreden und sagte sehr schnell: »Ja.«

Sie waren bald wieder draußen in der Wüste, und nach zwei Tagen konnte man auch schon wieder die Spitze des Palastes sehen. Tutanchmun war schon sehr erschöpft während Kanda seinen ersten Schnaufer seit zwei Tagen ließ.

»Jetzt kannst du gehen, ich muss mich alleine Eje stellen«, sagte Tutanchamun.

Kanda nickte: »Viel Glück!«

Tutanchamun schaute über einen letzten Hügel, der den Palast verbarg, und sah Anchesnamun mit einem Stecken in der Hand. Es schaute so aus, als würde sie ihre Sorgen in den Sand schreiben. Doch da sah sie auf den Hügel, wo Tutanchamun saß, und lachte überglücklich. Dann rannte sie auf den Hügel und sagte: »Wo warst du? Ich habe dich überall gesucht, sogar in der Wüste war ich, aber nur, bis die Sandstürme kamen. Dann bin ich umgekehrt.«

Beide wussten, dass nur Diener auf der Suche nach ihm waren, und doch freuten sie sich auf das Wiedersehen. Anchesnamun schaute zu der Botschaft im Sand: »Die kann ich ja jetzt löschen.« Doch bevor sie es schaffte, die Hand auf die Botschaft zu legen, wurde sie von einem Falkenschrei aufgehalten. Es war Kibun, der Warner.

»Kibun!« rief Tutanchamun überrascht. »Du hier?«

»Ich dachte, du hättest den Sandsturm von Alifun nicht überlebt!« sagte Kibun. »Woher weißt du, daß ich dort war?« fragte Tutanchamun.

»Nun, ich diene Horus, er und Anubis arbeiten zusammen an dem Gesetz der Zeit. Du warst in der Höhle des Anubis. Verstehst du jetzt?«

»Ich verstehe«, sagte Tutanchamun.

Anchesnamun wandte sich an Kibun: »Ich möchte dich nicht stören, aber auf der Botschaft stand nicht mehr, als dass ich Tutanchamun gerne wiederfinden würde.«

»Na, dann ist alles gut«, sagte Kibun und erhob sich zum Flug. »Wir sehen uns bestimmt noch irgendwann!«

Als Kibun verschwunden war, fragte Anchesnamun: »Wo warst du?«

»Ist doch egal, es ist eine Art Geschichte, die du mir nur glauben würdest, wenn du sie selber miterlebt hättest.«

Als es Nachmittag war, ging Tutanchamun hinaus in die Wüste, um sich nach Eje umzuschauen. Tatsächlich, zwei Hügel hinter dem Palast fand er ihn, als er gerade einen schweren Stein aufhob. Dann sagte dieser: »Der ist richtig!«

Die Kugel hatte also das richtige vorhergesagt. Eje wollte tatsächlich jemanden erschlagen. Aber wen? Tutanchamun folgte Eje bis zum fünften Hügel. Eje schien auf etwas zu warten. Ob er wusste, dass er ihm gefolgt war? Wollte er ihn erschlagen? War das ein Plan? Das alles würde Tutanchamun gleich wissen. Denn jetzt lag es an ihm.

Tutanchamun suchte sich hastig einen spitzen Stein und sprang vor Eje. Der aber hatte ihn schon erwartet und war nicht überrascht. Alles geschah sehr schnell. Eje hob einen Stein und warf ihn an Tutanchamun vorbei. Tutanchamun drehte sich um, um zu sehen, was das gewesen sein könnte. Doch das war nur eine Ablenkung. Eje nahm seinen schweren Stein, den er schon spitz geschliffen hatte, und warf ihn Tutanchamun auf den Hinterkopf. Ein Knochensplitter drang in Tutanchamuns Hirn. Tutanchamun fiel tot um. Das war Ejes Triumph. Endlich hatte er die Möglichkeit, Pharao zu werden.

Und tatsächlich wurde Eje zum neuen Pharao ausgerufen. Anchesnamun aber wusste, dass nur Eje so hinterhältig sein konnte, Tutanchamun zu ermorden. Tutanchamun wurde im Tal der Götter von Osiris empfangen und wachte für alle Zeiten über Anchesnamun.