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Tagebuch
Oberwölz
Wenn
man schon bei neun Schreibzeiten war, sollte einem doch langweilig
werden, oder? Immer ähnliche Leute und schreiben. Entwickelt das
sich das nicht zu reiner Routine?
Ich
finde das nicht. Jede Schreibzeit bietet neue Erlebnisse und
Überraschungen. Auch »Meine Stadt«. Das ist die
erste Schreibzeit, die ich auf zwei Wochenenden aufgeteilt erlebe,
und genauso eine Einzigartigkeit wie alle anderen.
Als
wir uns am Freitag alle am Bahnhof treffen, ich meine jetzt die aus
Graz und Umgebung, sehe ich nur wenige bekannte Gesichter. Martin
natürlich. Und Miroslava. Dann noch Lorenz und ÜBERRASCHUNG!
Nada. Sie war auch bei meiner ersten Schreibzeit dabei gewesen.
Aber
dann sind da auch so viele Mädchen, die das erste Mal dabei
sind. Ihre Namen kenne ich, aber wer sie sind, weiß ich nicht.
Und eine Zugfahrt ist wahrlich viel zu kurz, um etwas über sie
heauszufinden!
Dann
stehen wir im Jugendgästehaus und müssen uns auf Zimmer
aufteilen. Mit wem sollen wir in einem Raum wohnen? Alexandra und ich
kennen uns schon von früher, alle anderen sind uns erst seit
sehr kurzer Zeit bekannt. Einige Teilnehmerinnen sind noch gar nicht
da, gut, wir nehmen das Viererzimmer.
Zwei
Betten oben, zwei unten, eine Stiege verbindet die beiden Stockwerke.
Dazu noch ein Bad und … ein Fernseher!
Aber
schon ist Abendessen, dann Kennenlernspiele. Tja, am liebsten wäre
es Martin wohl, wenn wir um Punkt 22.00 Uhr einschlafen würden,
aber hat er denn gar kein Mitleid mit unseren Süßigkeiten?
Die könnten ja schlecht werden, wenn wir sie nicht aufessen!
Aber
wie junge Leute nun mal sind, können sie lange aufbleiben und am
nächsten Morgen putzmunter und fidel aus den Betten steigen.
Und
unsere Mägen vertragen das auch. Selbstverständlich mit
einem großen Frühstück als Draufgabe …
Aber
wozu gibt es den »Verdauungsspaziergang«, den
Stadtrundgang? Wir haben mindestens so viele Kalorien verbrannt, wie
wir am letzten Abend, oder soll ich sagen, in der letzten Nacht, zu
uns genommen haben!
Dann
schreiben wir. Wobei davor natürlich noch die Trafik und der
Supermarkt aufgesucht werden.
Aber
wie soll ich meine Geschichte anfangen? Wie lang soll sie werden? Und
was schreiben die anderen? Diese Fragen beschäftigen wohl viele
von uns. Wer weiß schon die Antwort darauf?
Die
erste Textbesprechung löst einen Teil dieser gestellten Fragen.
Aber natürlich ist es schwer, zum ersten Mal richtige Textkritik
zu bekommen oder zu geben.
Es
dauert wohl eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, die
Meinung anderer aufzunehmen und seine eigene zu sagen.
Die
zweite Schreibzeit. Viele arbeiten noch an den Texten vom Vormittag,
andere sind schon beim Nächsten.
Abendessen,
Textbesprechung (Gäääähn!), Spiele und …
»Schlafenszeit«. Aber wie schon erwähnt, es wäre
doch schade um die Süßigkeiten …
Außerdem
haben wir ja einen Fernseher im Zimmer und können »Wetten
dass …« ansehen. Das hat eigentlich nur einen Grund, wir
wollen »Tokio Hotel« auf den Arm nehmen. Wer kann sich
genauso »gut« bewegen wie die Bandmitglieder? Wir
natürlich!
Tja,
aber selbst bei uns ist einmal der Energiespeicher leer. Deshalb
braucht sich Martin auch keine Sorgen um uns machen, weil wir sowieso
schlafen müssen ;-).
Sonntag,
keine offenen Geschäfte, nur schreiben. Das klingt jetzt fast
wie eine Strafe, ist aber nicht so beabsichtigt. Es macht uns allen
Spaß, ein gemütliches Plätzchen zu suchen und uns mit
einem Schreibblock und einem Stift niederzulassen. Und wenn uns
einmal langweilig ist, tratschen macht auch Spaß!
Das
letzte Mittagessen im Jugendgästehaus, ein bisschen
Abschiedsschmerz ist schon da …
Noch
eine kurze Schreibzeit vor der letzten Textbesprechung, dann geht’s
ans Zusammenpacken.
Doch
auch eine Zugfahrt kann sehr amüsant sein, mit Keksen und
Anekdoten. Wenn sie nur kein Ende hätte …
In
Leoben steigen einige aus, alle anderen in Graz.
Das
erste Wochenende ist vorbei, und wir freuen uns alle auf
Deutschlandsberg!
Tagebuch
Deutschlandsberg
Samstag,
8.20 Uhr. Grazer Hauptbahnhof. Wer ist nicht müde? Wir! Okay,
eigentlich schon, aber durch die Wiedersehensfreude steht das im
Hintergrund.
Wir
steigen in den Zug ein und los geht’s, nach Deutschlandsberg!
Wer
denkt, dass es im Zug immer ruhig zugeht, der hat sich geirrt. In
drei Wochen kann so viel passieren, das man nicht durch E-Mails und
Telefonate austauschen kann.
Doch
die Zeit vergeht immer schnell, wenn man es nicht brauchen kann. Und
so ist es auch auf der Zugfahrt. Sofort sind wir in Deutschlandsberg,
so kommt es uns wenigstens vor. Nach einer kleinen Wanderung kommen
wir im Jugendgästehaus an. Seltsam, es ähnelt dem in
Oberwölz ziemlich. Gleiche Farbe, gleiches Geschirr und noch
einige gleiche Kleinigkeiten. Aber wen störts? Kurz auf die
Zimmer, und dann geht’s ab ins Stadtzentrum.
Wir
sitzen auf der Wiese im Park, etwas entfernt ein Brunnen. Und
während
wir da so sitzen und schreiben, kommt Marie auf die Idee, sich das
Gesicht abzukühlen. Sie geht zum Brunnen … Kurze Zeit später
sehen wir sie im Brunnen ausrutschen, und schon läuft sie
fluchend über die Wiese. Ihre ganze rechte Seite ist
pitschpatschnass. Trotzdem witzig! Sehr witzig! Sehr, sehr witzig!
Also
begleiten wir sie zurück zum Jugendgästehaus. Doch ein
Problem: Eine Hose und ein T-Shirt lassen sich leicht finden, aber
Schuhe? Gut, dass es Irene gibt! Nach einem kurzem
Telefonat steht
sie auch schon mit zwei Paar Schuhen vor der Tür (Daaaaaaanke!
Ohne dich wären wir hilflos gewesen!)
Nach
dem Mittagessen bekommen wir Besuch von einem
Kinderbüromitarbeiter.
Neben Foldern bringt er uns auch TrauDi-Drinks mit. Danach ist
Textbesprechung. Eigentlich ist es langweilig, immer zuzuhören
und zu kritisieren. Doch man möchte doch selbst seine
Geschichten verbessern, wir müssen also durch!
Nach
einer kurzen und ziemlich schlechten Schachpartie, sowie nach einem
vom Kinderbüro gesponserten Eis geht’s wieder ans Schreiben.
Mit Ausnahme, von Lorenz, dem war das eine Eis nicht genug.
Als
wir uns am Abend wieder zur Textbesprechung treffen, ist ihm nach
seinen eigenen Angaben schon schlecht, was ihn aber nicht daran
hindert, richtig geraten, noch ein Eis zu essen.
Als
letzten Programmpunkt, zumindest der letzte an diesem Abend, der alle
betrifft, spielen wir Activity. Aber nur mit Pantomime. Es ist ganz
schön schwer, wenn man Wörter wie »Name«,
»Miete«, »Sünde«,
»Geschlechtskrankheit«
und »Hoffnung« darstellen muss! Aber Hauptsache ist doch
der Spaß.
Und
jetzt, lieber Martin, liebe Miroslava und liebe Nada, werde ich euch
enttäuschen müssen, wenn ihr eine genaue Beschreibung der
restlichen Zeit lesen wollt; wir essen, und irgendwann kurz vor
Mitternacht, als Miroslava hereinkommt und sich im Zimmer geirrt hat,
wir noch putzmunter essend auf den Betten sitzend und uns die
Romy-Vergabe ansehen, wundern wir uns ziemlich und lachen. Aber der
Fernseher ist wirklich praktisch, wir haben Personen beobachtet, die
wir noch nie gesehen haben. Gut für die Allgemeinbildung.
Nächster
Morgen.
Weil
wir nicht sehr spät schlafen gegangen sind, haben wir uns schon
längst fertig gemacht, als Miroslava an unsere Tür klopft.
Außerdem haben wir auf Lorenz’ Fernseher »Tom Turbo«
geschaut, obwohl der in unserem Zimmer genau das gleiche zeigt.
Nach
dem Frühstück müssen wir zusammenräumen und
zusammenpacken …, eben unsere Zimmer ausräumen. Und dann
geht’s auf zur Burg. Nach dem Wahnsinnsmarsch sehen wir uns die
Ausstellung an, wobei jeder etwas anderes interessant findet. Zum
Schreiben verteilen wir uns in der alten Burg. Fast zu schnell ist
die Zeit vorbei, und wir wiederholen die anstrengende Wanderung …
Einige
Minuten zu spät sind wir bei der Essensausgabe. Bald sind auch
schon die Ersten fertig und gehen auf die Wiese.
Wir
schaukeln wie die kleinen Kinder und klettern auf einem komischen
Gestell, an dem lauter Seile befestigt sind, über die man
balancieren kann. Und dann spielt eine kleine Gruppe »Räuber
und Gendarm«. Korrekt müsste es natürlich
»Räuber
und PolizistIn« heißen, aber es macht trotzdem Spaß.
Erhitzt
kommen wir zu unserer letzten Textbesprechung. Während es am
Vormittag so heiß gewesen ist, dass Regenschirme zu
Sonnenschirmen umfunktioniert wurden und Viktoria für uns alle
Papierhüte kreierte, kündigen jetzt die Wolken Regen an. So
ist es dann auch. Aber nach dem Abendessen hat es wieder
aufgehört,
und vom Fenster aus kann man beobachten, wie Lorenz der Länge
nach von der Schaukel in den Matsch plumpst. Normalerweise finde ich
so etwas nicht lustig, aber die Komik der Situation war …
umwerfend. Natürlich spielen wir auch mit vollem Magen weiter,
keine Frage, nur eben nicht »Räuber und Gendarm«.
Wir laufen aus einem unerfindlichen Grund durchs Haus und schreien
(auch aus einem unerfindlichen Grund). Und bald müssen wir uns
verabschieden, erst von Iris und Sarah, dann von Antonia und
Alexandra. Und die dritte Wanderung an diesem Tag beginnt, der Marsch
zum Bahnhof!
Könnt
ihr euch vorstellen, wie es ist, jemanden erst zwei Stunden vor dem
Ende der Schreibzeit richtig kennen zu lernen? Nicht einfach, denn
wie kann man jemandem in so kurzer Zeit möglichst viel über
sich selbst erzählen? Und wie kann man in so kurzer Zeit
möglichst viel über den anderen erfahren? Es ist
unmöglich,
Gut, dass es das Internet gibt!
Graz,
Hauptbahnhof. Baba! Auf Wiedersehen! *umarm*
Aber
wir werden uns noch viele Male treffen, vielleicht in Dänemark
oder Linz. Oder wieder einmal in Deutschlandsberg!Bevor
ich mich jetzt endgültig verabschiede, möchte ich mich im
Namen aller jeweils Beteiligten noch einmal bedanken.
1. Danke Irene, du warst unsere Rettung! (Das habe ich zwar schon
einmal erwähnt, aber falls wir dich noch einmal brauchen, kann ein
zweites Dankeschön nicht schaden.)
2. Danke Lorenz, dass wir bei dir fernsehen durften.
3. Danke an das Kinderbüro für das Eis! Und auch für die
TrauDi-Drinks, die von einigen sehr genossen wurden.
4. Noch einmal Danke an das Kinderbüro, dass sie diese Schreibzeit
unterstützt haben (Wobei ich anmerken muss, dass es ohne Thema
lustiger gewesen wäre, dann würden nämlich die
Geschichten, die eine andere Handlung als eine Stadt haben, nicht so
auffallen)
5. Und jetzt zu allerletzt ein RIESENDANKESCHÖN an Martin,
Miroslava und Nada, dass sie so gut auf uns aufgepasst haben, wir
freuen uns auf die nächste Schreibzeit mit euch!
Und
Julia, es war schade, dass du schon früher nach Hause gefahren
bist, wir hätten zusammen viel Spaß gehabt!
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