Europäischer Wettbewerb: Begründung der Entscheidung durch die Jury

In diesem Jahr zogen uns so manche Beiträge in unmögliche Welten hinein, oder in anderen war wiederum unmöglich, was in diesen Texten gedacht, gefühlt und ausgelebt wurde. Auch diesmal war es nicht einfach, aus den mehr als 350 Einsendungen dieser Altersgruppe die SiegerInnen zu ermitteln. Nach einer gründlichen Vorbereitung traf die Jury vom 8. bis zum 10. Mai zu ihrer entscheidenden Sitzung im Literaturhaus Graz zusammen. Es gab viele gute Einsendungen und dementsprechend viele Vorschläge für die vorderen Plätze, so dass es intensives Treffen der Jury wurde.

Schließlich wollen wir zu begründen versuchen, warum uns die Beiträge der PreisträgerInnen besonders gefallen haben.

1. Preis

»Wir sind Magier« von Elisabeth Klar (17)

Diese Geschichte zieht schnell in den Bann und verliert, trotz ihrer Länge kaum an Spannung. Ganz aus der Sicht des 19jährigen Ich wird eine »unmögliche« Welt wirklich, so wirklich, dass ihre ganze Bedrohlichkeit auch beim Lesen fühlbar wird. Gemeinsam mit dem heranwachsenden Ich, dass beim Lesen tatsächlich immer vertrauter wird, versuchen wir die Welt-Stadt Laos zu verstehen, um vielleicht so die Bedeutung des Ich innerhalb der Welt von Laos zu erkennen. Ein beeindruckendes Lese-Erlebnis.

2. Preis

»abzugbilder« von Annika Maren Högner (16)

Dieser Text gewinnt in einer kunstvoll gewollten, knappen Sprache mit kühler Zurückhaltung Bilder aus der alltäglichen Welt, die in ihrer Klarheit sehr eindrücklich werden. Dabei bleibt die Perspektive konsequent bei dem kindlich-jugendlichen (?) Ich und deutet auf das Unmögliche dieses Textes hin, das eigentlich im Unaussprechlichen liegt. Dass hier die augenblickliche Zeit des Erzählens nicht eindeutig erkennbar wird stört beim Lesen nur wenig. Ein spannendes Experiment einer noch jungen Autorin.

3. Preis

Gianna Zocco, 17 Jahre, Herdorf (D): »monolog mit dir.«

Hier geht es um das Ende einer Beziehung, das wird gleich am Anfang gesagt. Was aber kommt danach? Was erlebt das Ich, dem das gesagt wird: »Du bist zu sehr mit dir selbst beschäftigt?« Vom (scheinbar) unmöglichen danach und natürlich immer wieder vom davor erzählt diese Geschichte in einer souveränen Sprache, die die Wirklichkeit mit fantasievollen Bildern zu bereichern weiß. Besonders die Sprache hat der Jury gefallen.


4. Preis

»Nacktschneckenkuss« und »Gesellschaftsfähig« von Dina Reis (18)

Beide Texte erzählen mit knappen Sätzen und in teils überscharfen Bildern: »Nacktschneckenkuss« von der Unmöglichkeit der Begegnung im morgendlichen Hauseingang nach durchtanzter Nacht, »Gesellschaftsfähig« von Aufbegehren und Flucht. Dabei wirft die Provokation ein grelles Licht auf die Personen in der jeweiligen Situation. Beide Geschichten sind aus weiblicher Perspektive geschrieben und überzeugen besonders in ihrer strengen Beschränkung auf das Wesentliche, was durch nur durch präzise Beobachtung möglich wird.


5. Preis

»nachtsymphonie« von Mathias Rhode (16)

Gedichte von Cornelia Travnicek (16)


Die Geschichte von Mathias Rhode beschreibt den vergeblichen Versuch, nächtliches Erleben auf den Tag auszudehnen und auf Dauer festzuhalten. Dabei erzeugt der Text eine ungemein dichte Atmosphäre. Die Lyrik von Cornelia Travnicek besticht durch Themenvielfalt und genaue Bildwahl ohne dabei selbstverliebt zu werden.

Beide AutorInnen sind noch jung und verfügen bereits über eine prägnante poetische Sprache.

 

Zu den besonderen Erwähnungen


Der Jury war es wichtig, diese Texte auf diese Weise von den übrigen abzugrenzen. Wenn auch kein Preis vergeben werden konnte, so heben sich diese drei Einsendungen durchaus von den anderen ab. Die besondere Erwähnung für diese drei jungen Autorinnen wollten wir als Lob und Ermutigung für ihr weiteres Schreiben verstanden wissen.

 

Wir hoffen, dass alle auf diesen Seiten veröffentlichten Texte möglichst viele LeserInnen finden und dass alle AutorInnen Mut und Muße für ihr Schreiben behalten mögen. Da der Raum in Buch und Internet beschränkt ist, mußten wir leider eine Grenze ziehen, was diesmal besonders schwierig war. Wer also nicht unter den hier Veröffentlichten ist, sollte sich nicht davon abbringen lassen, weiter zu schreiben und beim nächsten Wettbewerb erneut einzusenden.