Sommerschreibzeit Graz 2005 – Tagebuch


Samstag, 16.07.2005 (Anreise)

Um 4.10 Uhr begann mein Wecker zu randalieren. Ich weiß nicht, wieso ich mich darauf eingelassen hatte, aber für einen Rückzug unter meine Decke war es zu spät. Ich drängte also meine Mutter, die mir mitten in der Nacht noch diverse Regenmäntel in die Reisetasche schieben wollte, wieder ins Bett zu gehen, und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Ich war pünktlich um 5.47 Uhr in Linz und wartete eine knappe Stunde auf Vincent, dessen Zug selbstverständlich nicht püntklich war. Ich verwendete die Zeit, indem ich den Busfahrer, der uns nach Graz hätte bringen sollen (Der Schnellzug wird auf dieser Strecke üblicherweise als Bus geführt) drängte, auf einen verspäteten Schreiberling zu warten. Dieser war ein Kulturbanause und fuhr daher wie vorgesehen um 6.14 Uhr ab.

Als Vincents EuroNight dann doch noch eintraf, warteten wir bis 7.58 Uhr, um mit einem wesentlich langsameren Zug (oder vielmehr Bus) in Richtung Graz zu fahren. Ich hätte auch zwei Stunden länger schlafen können, aber so unterhielten wir uns eben darüber, wer mehr Nachteile für sich verbuchen konnte - die Deutsche Bahn oder die ÖBB.
Im Eilzug saßen ein paar wirklich finstere Typen - lange Haare, blödsinnige Gespräche und lächerlich kreative Ideen - wir waren uns bereits sicher, unsere Zimmerkollegen für die Schreibzeit gefunden zu haben.
Einer der Kerle ratschte eine endlose Litanei herunter, aus der er sich möglicherweise Inspiration erhoffte: "Nummer 424 - Abgestandenes Glas Tequila. Nummer 408 - Handstaubsauger. Nummer 364 - Linke Hälfte einer Tischtennisplatte..." Das Seltsame war, dass alle drei bei zirka jedem zweiten Witz in lautes Gelächter ausbrachen. Es schien eine Art Code zu sein.
Die Gefährlichen verfolgten uns bis Leoben, dann stiegen sie aus.
Gegen halb zwölf waren wir in "Graz 2003". Diese zwei Worte sind untrennbar miteinander verbunden. Sie stehen für unverständliche Kunst, und unverständliche Kunst steht für Graz 2003.

Anton

Mein Zug sollte eigentlich 23:26 in Jena Paradies sein, allerdings hatte dieser 50 Minuten Verspätung, und 10 Minuten vor der wirklichen Abfahrt wiedersprach der Bahnhof auch noch seinem Namen und es fing an, in Strömen zu regnen und zu gewittern. Aber sehr nass wurde ich nicht, im Gegensatz zu meiner Mutter, welche noch zurück zum Auto gehen musste, als ich mich schon längst auf meinem unbequemen Sessel, welcher mein Bett für diese Nacht sein sollte, saß. Wer jemals eine Nacht in einem 6-er Abteil war, das mit 5 Leuten besetzt ist, weiß, wie schwer man einschlafen kann, allen anderen wünsche ich, dass sie es niemals erleben, es ist ein Gefühl, als wäre eine Minute unendlich lang (was nicht stimmte) und als hätte man zu wenig Platz für die Beine (was stimmte). Kurz nach Saalfeld schaffte ich es dann, endlich einzuschlafen, allerdings wachte ich kurz vor Passau wieder auf und merkte in Passau, dass wir immer noch 50 Minuten Verpätung hatten und dass ich damit höchstwahrscheinlich meinen Anschlusszug in Linz verpassen würde. Nun machte ich mir Sorgen, dass Anton ohne mich in Linz ...

Vincent

Sonntag, 17. 07.2005

Als wir um 8.20 Uhr das Bett verlassen mussten, waren einige von uns noch ohne Erwartungen. Planmäßig frühstückten wir, setzten uns nachher in Gruppn zusammen und definierten den Bagriff Gewalt. Nun hatten wir Inspiration zum Schreiben gefunden und arbeiteten nur so drauf los.
Nach dem Mittagessen und einem erneuten Beisammensein, bei welchem wir unsere bereits produzierten Texte besprachen, konnten wir den Swimmingpool auskundschaften.
Wir ließen unsere Seelen baumeln, während einige besonders Fleißige an ihren Werken weiterarbeiteten.
Als wir gegessen und ein lustiges Schreibspiel gemacht hatten, zeigte uns Johannes ein sehr amüsantes Spiel: Mäxchen, bei dem wir zur Kenntnis kamen, dass der Teufel aus Südtirol kommen muss. Bei diesem Spiel nahme es einige mit dem "VERTRAU MIR" nicht so genau. Für besonders Müde gab es auch Kissen. Es gab eindeutige Sieger und Verlierer bei diesem Spiel, die wir hier besser nicht nennen, da sie dann vielleicht Rache an uns nehmen werden. Eines muss noch dazu gesagt werden: Georg hat sich sehr tapfer geschlagen. Nacht!!!!!!!!!!!!!!!
rrhü, rrhü, rrhü!

Magdalena und Veronika

Montag, 18.07.2005 - Graz

Dieser Tag hatte von Anfang an eine klare Überschrift - Fahrt nach Graz. Diese Leuchtbuchstaben hingen seit dem Aufstehen über den Köpfen aller. Natürlich war bis zum ersehnten Ausflug noch einiges zu tun - schließlich durfte man nicht vergessen, wozu wir hier waren! Also musste erst die erste Kritikrunde heil überstanden werden. Selbst bei nur sieben Personen nahm diese Arbeit einige Zeit in Anspruch, denn zu jedem Text wurde eine Menge Kritik geäußert, positive wie negative. Aufgelockert durch einige der üblichen interessanten und höchst informativen Diskussionen - wer hat nicht schon immer mal davon geträumt, gleich nach dem Frühstück über die semantische Gewichtung des Wortes 'Hure' zu grübeln -, brachte diese erste Runde schon mal Einblicke in die Arbeit, die wir alle in der kurzen Zeit bereits geleistet hatten. Schon wurden zwei Texte für eine kleine Lesung im Rathaus auserwählt, um mit Nachdruck den Nutzen der Schreibwerkstatt zu zeigen.
Nachdem alle die Kritik also frohgemut überlebt hatten, stand der Fahrt nichts mehr im Wege. Natürlich erwies es sich dann doch als kleines Problem, dass nicht alle im Taxi Platz fanden, das uns in die Stadt bringen sollte. Georg und ich mussten uns daher für das Allgemeinwohl opfern und auf das angekündigte zweite Taxi warten. Es war wohl eine glückliche Fügung, denn der Telefonanruf von Johannes, der kurz darauf erfolgte, gab uns die Möglichkeit, dessen Brieftasche aus dem Haus zu retten, wo sie rücksichtslos vom Besitzer vergessen wurde - samt dem Geld, das wir vermutlich irgendwann während des Tages brauchen würden. Eine halbe Stunde später tauchte das zweite Taxi dann auch tatsächlich auf, wenn auch nicht ganz dort, wo es sollte. Nachdem wir für dieses Gefährt also einmal mehr die steilen Stufen erklimmen mussten, die uns tagtäglich den Appetit vor dem Essen anheizten, hatte ich mich schon mit dem Zuspätkommmen abgefunden und klaubte eine positive Seite des Ganzen ans Tageslicht - zumindest den Anfang der gefürchteten Rede des Ministers würde ich also verpassen!
Was sich allerdings bald als Irrtum herausstellte, da der Taxifahrer erstaunlich geschickt durch die Straßen von Graz manövrierte und uns sicher, schnell und auf Rechnung zum Rathaus brachte, wo auch die anderen warteten. Vollzählig machten wir uns also auf zum Empfang in dem beeindruckenden Sitzungssaal, wo uns der Minister begrüßte und eine Rede hielt, die nicht so schlimm war, wie erwartet, und genügend Zeit ließ, dass Lisa und Anton ihre Texte vorstellen konnten. Zwar noch "work in progress", aber das beeindruckte ihn umso mehr.
Nachher hatten wir Gelegenheit, Photos zu machen, sowohl vom Saal selbst als auch vom Balkon, der eine schöne Perspektive von Graz bot. Bewirtet wurden wir im Nebenraum mit bunten Schnittchen aller Art, um uns für die bevorstehende Erkundung der Stadt auszurüsten. Nun war also alles bereit, und der Trip konnte losgehen.

Obwohl der Fremdwortexperte Georg P. durchaus glaubwürdig vermittelt hatte, dass die Biene Maja in der Märchengrottenbahn aus Polyethylen-Schaum hergestellt worden war, hielt diese These der Überprüfung durch Anton, Vincent, Lisa und Sabine nicht stand - nach einer Fahrt in der Märchengrotte stand fest, dass sie aus Stahl und Plastik bestand. Vincent und Anton wollten die Enttäuschung über diese Entdeckung ertränken, was sich allerdings schwierig gestaltete, da das Becken mitten in der Grazer Altstadt nur 30 Zentimeter tief war. Dennoch schafften sie es, ein Wettschwimmen abzuhalten und mit einer etwa 2-Jährigen Wasserball zu spielen.
Wieder in Steinberg zurück, wurde im Pool der Versuch gestartet, ein ernsthaftes Wasserballspiel zu beginnen, welches leider durch Wrestlingeinlagen und Windböen unterbrochen wurde. Der Vorsatz, im Wasser zu bleiben, bis das Gewitter käme, wurde nach einer Stunde wegen Gänsehaut und chlorbedingten Sichtbehinderungen fallen gelassen.
Der restliche Abend wurde mit kreativer Schreibtätigkeit und der Vertilgung von Schokobananen, Chips, Kiwis, sowie weiteren wehrlosen Lebensmitteln, die im Aufenthaltsraum aufgestöbert wurden, verbracht. Über Zubettgeh-Zeiten können keine präzisen Angaben gemacht werden, da die Augen schon zu erschöpft waren, um Zeiger zu erkennen.

Martha + Sabine

 

Dienstag, 19.07.2005

Im Text enthaltene, unverständliche Begriffe sind mit einem * Stern gekennzeichnet. Diese sind im beiliegenden Wörterbuch für das allgemeine Verständnis nachzuschlagen.

In der Früh bekamen die meisten von uns Nachwuchsschriftstellern* wie immer kein Auge auf, weil die Gesprächsrunden am Vortag natürlich wieder bis spät in die Nacht hinein gedauert hatten (wenn das meine Eltern wüssten! Ich muss doch sonst immer um halb sieben ins Bett!). Das Erklimmen der 84-stufigen Fitnesstiege* war wie jeden Morgen eine Qual (eine gesunde zwar, aber doch eine Qual), nur die Sehnsucht nach unseren Muttis* trieb uns die stark ansteigende Treppe hinauf, wobei wir natürlich nach der gestrigen Begegnung mit einer sich sonnenden Kreuzotter* (das arme Tier erschrak vermutlich mehr vor uns, als wir vor ihr) aufpassten, wo wir hintraten.
Wir freuten uns, als uns wieder eine Mutti* mit offenen Armen empfing, die sichergehen wollte, dass wir armen kleinen Schreiberlinge (anderer Ausdruck für Nachwuchsschriftsteller*) wohl auch fleißig etwas aßen.
Nach dem Essen ging es wieder los mit der allmorgendlichen Kritikrunde, die fruchtbare Texte hervorbrachte. Und ab diesem Zeitpunkt war dann freie Schreibzeit. Wir verteilten uns also, jeder suchte sich ein gemütliches Plätzchen, und wir korrigierten schon entstandene Texte und schrieben neue.
Ansonsten geschah an dem Tag eigentlich nicht viel, bis auf den Abend. Weil die anderen alle noch was zu korrigieren hatten, ich aber schon fertig war, beschloss ich, einfach ein paar Runden alleine mit dem Drehdings* zu fahren. Der Nachteil beim Alleinefahren ist aber, dass es niemanden gibt, der einen bis zum Übelwerden antaucht, deswegen wurde es mir bald zu fad. Als ich wieder die Fitnessstiege* hinunterlatschte - um genau zu sein, war ich gerade bei Stufe 14 von oben - hörte ich ein Rascheln im hohen Gras der Wiese neben der Fitnessstiege* und blieb stehen. Bei genauerer Betrachtung erspähte ich einen Hasen, der dort durch das Gebüsch kroch. "Wie süüüüüß", dachte ich. "Ein Hase!" Ich verließ also die Stiege, um einen besseren Blick auf den Hasen zu erhaschen. Dann krabbelte er ins Gebüsch, und dort war auch noch ein zweiter Hase! Erst als seltsame Geräusche aus dem Gebüsch hervordrangen, ging mir auf, was die Hasen dort wohl trieben (im wahrsten Sinne des Wortes). Schnell ging ich weiter.

Das Interessanteste des Tages waren zweifelsohne die Nachtgespräche. Diese begannen für gewöhnlich ab 22.00 Uhr und wurden bis spät in die Nacht von Johannes und Georg* geführt. Das Ungewöhnliche an diesen Gesprächen war die Themenwahl (Pornos für Pandas, "Woher weißt du, dass das keine Sauerkirsche und keine Weichsel, sondern eine Süßkirsche ist?" etc...) sowie die häufige Benützung von ungebräuchlichen Fremdwörtern (Polyethylenschaumbienenimitat; die Oppositionierung der Denaturalisierung oder ähnlichen Quatsch, den ich nicht gecheckt hab) und die unnachmachlichen Zitate, wie "Ein Porno kann ruhig unverständlich sein, das Wesentliche bekommt man schon mit." oder "Alte Männer rulez" oder "Wenn jemand nackt in deinem Zimmer steht und fragt: "Bist du Steve?" Sag einfach ja.".
Irgendwann kurz nach Mitternacht zog es mich ins Bett, während die anderen noch bis tief in die Nacht ihre tiefsinnigen Gespräche weiterführten.

Wörterbuch

Drehdings: Nicht standardmäßige Bezeichnung für eine Art Karussel für Kinder. Statt kleinen Pferdchen zum Daraufsetzen gibt es aber beim ~ alte Autoreifen, auf die man sich setzt. Anschließend muss einer das ~ antauchen, sodass es im Kreis fährt. Das ~ ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung für alle -->Nachwuchsschriftsteller, auch wenn diese das zugelassene Gesamtgewicht übertreffen und auch nicht vorschriftsmäßig mit dem ~ fahren. Das Ziel des ~ ist es, selbiges so lange anzutauchen, bis allen Daraufsitzenden zum "Kotzen übel" ist.

Fitnessstiege: lange, freiliegende Steintreppe. Heimatort für zahlreiche -->Kreuzottern, Schnecken und anderes Getier. Die ~ besteht aus 84 Stufen und dazwischen immer wieder ebenen Strecken. Sie steigt im 30°-Winkel an.

Gehirn: in zwei Hälften geteiltes überlebenswichtiges Organ. Bei manchen Menschen mehr, bei anderen weniger ausgebildet. Eine der ~hälften ist für das kreative Denken ausgebildet, die andere eher für das analytische Denken. Besonders von ersterem besitzt ein -->Nachwuchsschriftsteller häufig viel (Bsp.: Fantasie), wobei zweitere meist zurückgebildet ist (Bsp.: Rechtschreibung). Ein --> Laptop kann die analytische ~hälfte meist teilweise ersetzen und ist daher für jeden -->Nachwuchsschriftsteller ein Muss.

Johannes und Georg: Leiter der Werkstattwoche für die -->Nachwuchsschriftsteller. ~ pflegen sich mit ihrem Fremdwortschatz gegenseitig zu übertrumpfen, lieben angeregte Diskussionen über die Differenzen derr Österreichischen und Deutschen Sprache. Um einen Johannes oder einen Georg zu fangen, ist es daher ratsam, einfach zu fragen, warum es denn z. Bsp. in Österreich "Stockerl" und in Deutschland "Hocker" heiße.

Kreuzotter: längliches, sich schlängelndes Reptil. Heimisch in den Ritzen und Spalten von -->Fitnessstiegen. Gefürchtet von -->Nachwuchsschriftstellern, da diese sich für gewöhnlich nicht im Freien aufhalten und sich darum vor diesem unbekannten Tier fürchten. Eine ~ greift für gewöhnlich jedoch keine -->Nachwuchsschriftsteller an, da diese das weiße Fleisch von selbigem nicht sehr schätzt. Es sei denn, ein -->Nachwuchsschriftsteller tritt auf die ~.

Laptop: Ein ~ ist eine Art weiterentwickele Schreibmaschine. Er wird häufig von -->Nachwuchsschriftstellern benutzt, welchen er die Arbeit sehr erleichtert, dank einer sogenannten Software, die das fehlende -->Gehirn des -->Nachwuchsschriftstellers teilweise ersetzt.

Mutti: liebevolle Bezeichnung für nette Kantinendame, leider mit Bewältigung der -->Fitnessstiege in Verbindung zu bringen. Eine ~ sorgt sich sehr um das Wohl von -->Nachwuchsschriftstellern und drängt stets zum Aufessen aufgetragener Speisen.

Nachwuchsschriftsteller: Mensch, der noch nicht oder gerade erst Volljährig ist und sich einbildet, er könne literarisch wertvolle Texte verfassen. ~ sind meistens an ihrer weißen Haut zu erkennen, da der bevorzugte Lebensraum eines ~ meist eine dunkle, ruhige Kammer ist, wo er ungestört vor seinem -->Laptop arbeiten kann. Die Existenz einer Unterart des ~s, die sich des öfteren im Freien aufhalten soll, ist noch nicht erwiesen.

Lisa

 

Mittwoch, 20.07.2005

Der erste Höhepunkt des Tages war bereits um 0.00 Uhr erreicht, als Johannes und Georg über ausgereifte Texte von Vierzehnjährigen diskutierten und sich immer weiter ins Thema hineinsteigerten.
Um 0.05 Uhr spielte Georg eine der großen Weisheiten aus, die er in seinem 27-jährigen Dasein als Frauenheld gesammelt hatte: Wenn du eine Frau loswerden willst, musst du ihr was vom zweiten Weltkrieg erzählen. Dann tut sie laut ihr Desinteresse kund und du gibst ihr den Rest, in dem du sie als ignorante Bestie verdammst.
Und: Wenn du in ein Zimmer kommst, dort ein nacktes Mädchen steht und fragt: "Bist du der Steve?" - DANN SAGST DU JA!

Um 0.56 Uhr kam das Gespräch dann auf Weine und Katzen. So erfuhren wir, dass Georg das Alphamännchen seiner Katzen ist und seine Freundin nicht akzeptiert wird. Irgendwann begaben Georg und Anton sich zu Bett, und Sabine, Johannes und ich (Vincent) blieben zurück. Während sich zwei von den eben genannten mit Familienproblemen befassten, sagte einer nichts, hörte aber aufmerksam zu.

In der Früh erinnerten wir uns nur mehr an diese nächtlichen Gespräche, weil wir mitgeschrieben hatten. Wir warfen unsere letzten Texte in die Kritikmühle und korrigierten sie anschließend.
Weil junge Literaten nun einmal wahnsinnig viel zu sagen haben, war es nach Ende der Kritikrunde schon Zeit zum Mittagessen. Ein Teil von uns Neunen bekam das Essen fast sofort, aber der Tisch, an dem ich (Anton) saß, durfte eine gute halbe Stunde darauf warten. Dafür schmeckte es ziemlich gut.
Lisa, Vincent und ich bildeten ein Fußballteam und traten gegen einige Kinderdorfkinder und deren Hund an. Sie waren um Längen besser als wir und amüsierten sich über uns. Schuld daran könnten auch unsere Sprachen gewesen sein: Vincent redete thüringisches Hochdeutsch und Lisa und ich redeten so, dass wir von Vincent verstanden werden konnten.
Am Abend war Lesung im Literaturhaus. Georg dankte den 14 Leuten, die so zahlreich erschienen waren (Lisas Verwandtschaft machte ~ 22% aus) und wir sieben begannen zu lesen.
Um zehn holten uns zwei Taxis, wir durften wieder bei dem dicken Taxler mit der Lederhose einsteigen. Noch ganz begeistert von dem "Aber bitte mit Sahne"-Lied, das wir bei der Hinfahrt gehört hatten, wollten wir mehr davon. Wir bekamen aber nur diese abgedroschene Gattung von Volksliedern zu hören, die von Weggehen und Wiedersehen handelt. Das hielt uns aber nicht davon ab, im Sitzen zu tanzen, so gut es eben ging.
Jetzt ist es 1.00 Uhr am 21. Juli (eigentlich 0.59 Uhr, aber dieser Laptop muss es ja wissen) und alles (Vincent auch, bis auf den Mini-Absatz weiter oben habe alles ich geschrieben) sitzt ums Lagerfeuer und diskutiert über Gras... pardon, Graz.
Tja, in ein paar Stunden werden wir wieder in die Zivilisation zurückkehren. Eigentlich schade. Die Woche war viel zu kurz, wie immer.
Ich werde mich jetzt wieder ans Lagerfeuer setzen und Neues über die Anwendungen von Graz lernen ...

 

Anton & Vincent



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